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Michael We.

THE PERC: Koto Funk

20 Jahre in der Schachtel


THE PERC: Koto Funk
Genre: Psychedelic Rock
Verlag: Sireena Records
Erscheinungsdatum:
10. März 2017
Medium: CD
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Ein Soundtrack, den es eigentlich gar nicht gibt, ist einer meiner ersten Favoriten 2017. THE PERC alias TOM REDECKER war eine Hälfte des für mich legendären Duos THE PERC MEETS THE HIDDEN GENTLEMAN (mit EMILIO WINSCHETTI). Über das Projekt, welches Anfang der 90er seine Hoch-Zeit hatte, haben wir zum letzten Mal vor eineinhalb Jahren GENTLEMAN&type=review&area=1&p=articles&id=2910">anlässlich einer schönen Wiederveröffentlichung geschrieben. Nun erscheint, quasi aus dem Nichts und ohne Ankündigung, im kommenden März eine Solo-CD von THE PERC, obwohl TOM eigentlich gerade mit ganz anderen - und lange angekündigten - Dingen beschäftigt ist, wie einem neuen ELECTRIC FAMILY-Album.
Auf "Koto Funk" befindet sich nun überwiegend Musik, die rund 20 Jahre alt ist, aber bisher nie veröffentlicht wurde. Eigentlich sollten sechs der Stücke in eine Theateraufführung einfließen, wie TOM im Interview mit seinem Label erzählt:

"Im Dezember 2016 habe ich in meinem Archiv eine Schachtel gefunden, die ich schon seit Jahren nicht mehr geöffnet hatte. Darin fand ich DATs und Tapes sowie einen Ordner mit dem Skript zu dem Theaterstück "Festung" von Rainhald Goetz. Ich muss vorausschicken, dass in der Spielsaison 1995/96 der Regisseur Günther Gerstner Musik von THE PERC MEETS THE HIDDEN GENTLEMAN und PINK FLOYD für seine Inszenierung  von Peter Turrinis "Die Schlacht um Wien" am Staatstheater in Stuttgart benutzt hatte. Gerstners nächste Aufführung sollte eben "Festung" von Rainhald Goetz sein, und der Regisseur wollte auch diesmal, dass wir die Musik für diese Inszenierung beisteuern. Emilio traf sich mit Gerstner in Berlin, und der gab ihm das Skript zu dem Stück, das Emilio wiederum an mich weitergab. Und ich habe mich durch die rund 200 Seiten gelesen, mir Notizen gemacht und einen ersten Soundtrackversuch gestartet. Den Titel "Birth To The Day" hatte ich als finalen Titel geplant, aber als erstes eingespielt. Damit begann meine Arbeit. "Birth" ist allein auf dem Synthesizer entstanden und sollte später mit Band neu eingespielt werden. Weitere passende Ideen fand ich auf alten Kassettenproduktionen von mir, die in den Achtzigern entstanden waren. Raue, wüste Industrialaufnahmen - mich hat's umgehauen wie ich damals drauf war. Einige dieser Aufnahmen sollten mit Band neu eingespielt werden und für die Theaterinszenierung als Soundtrack dienen. Das wäre echt großartig geworden."

Die Aufführung fand allerdings nie statt, die Produktion blieb in der Vorplanung stecken, und die Aufnahmen verschwanden in genannter Schachtel...

"Da bin ich wieder auf diesen eingestaubten Archivkarton gestoßen, hab ihn geöffnet und die Erinnerungen waren wieder da. Ich habe mir die Aufnahmen angehört, und da wusste ich, das muss ich rausbringen. Und zwar schnellstens. Und wenn ich ein Projekt anstoße, dann wird das auch zuende gebracht. Innerhalb von zwei Wochen waren die Aufnahmen digitalisert, das Artwork für die CD erledigt, das Master ins Presswerk geschickt. Ende Januar hatte ich die fertige CD in der Hand."

Neben den sechs Tracks für den nie zustande gekommenen Soundtrack befinden sich auf "Koto Funk" noch zwei Stücke einer längst vergriffenen THE PERC-Single aus dem Jahr 2000: "Head In The Air" (so hieß auch die Single) und "Cuppa Mocha".

Der Opener "Inhaler" (01) hat schon alles, was den Charme dieser CD ausmacht, denn es handelt sich nach wie vor um die damaligen Originalaufnahmen und keine Überarbeitung. So tritt eine drogige One-Man-Band an, die ihrem Synthesizer dunkle, weiche Drones entlockt, darüber psychedelisches Zwitschern legt und mit einer herrlich anachronistischen Drum-Machine versieht. Der Barock-Rock von "Head In The Air" (02) erinnert mich ein wenig an PAUL ROLAND, alllerdings noch viel mehr an tolle Stücke von THE PERC MEETS THE HIDDEN GENTLEMAN. Akustik- und E-Gitarre in wohlig-verträumter Kombination, die Singstimme mit düsterer Anmutung, der Refrain die musikalische Umsetzung des Songtitels; sphärisch-bunt irgendwo in den Wolken. "Flesh & Blood Security" (03) ist ein weiterer launiger Synthie-Test im Probenraum, es brummt, orgelt, quietscht und tuckert. Mit den Sprech-Vocals (und Stimmsamples) ab der Mitte entwickelt das Stück eine sehr eigenwillige Dynamik, am Ende gar noch mit noisigen Zerrgeräuschen. Das geflüsterte "Heartbeat" (04) dient dem industriellen Scheppern und Dröhnen als Taktgeber, Koto Funk (05) hat mehr (Synthie-)Melodie mit Discobeat und KRAFTWERK-Vocals, im Verlauf mit dezentem Techno-Getucker.
"Coppa Mucha" (06), der zweite Single-Track, arbeitet wieder mit Vollzeit-Gesang, tief, gedoppelt und irgendwie metallen. Dazu eine melancholische Akustikgitarre - macht minimalistischen, psychedelischen Folkpop. "Dwarf" (07) ist richtig schön durchgeknallt, in Slowmotion schleppen sich Drums und schräge, knödelnde Vocals mit schreddernder Hard Rock-Gitarre aus den 70er-Jahren durch die Landschaft, verfolgt von Loops und Schleifen in wildem Getümmel. ("Ja, ich mag "Dwarf" noch immer. Ein "Go West"-B-Movie. Ein Zwerg reist aus Europa in die USA bis nach Kalifornien, wo er Surfen lernt, Drogen nimmt und den Californian Girls nachstellt. Er übertreibt es etwas. Zum Schluss endet er im Wahnsinn. Die Musik dazu musste einfach wüst und wild sein.") "Birth Of The Day" (08) schließlich bietet ein paar würdige, weil dramatisch-getragene Orgelklänge zum Schluss.

Wunderbar, dieses Flair des Ausprobierens. Minimalistische Synthesizer zwischen knarzigen Songideen, industriellen Anklängen oder psychedelischem Gezwirbel. Eigentlich fast gut, dass die Stücke nie offiziell und damit auch neu eingespielt wurden. Dazu zwei schöne THE PERC-Lieder, die - obwohl ohne GENTLEMAN - an die besten Zeiten des Duos erinnern. Ich kann mir nicht vortsellen, dass es unter den Lesern jemanden gibt, dem "Koto Funk" nicht gefällt. Eine Vinyl-Ausgabe soll übrigens folgen, und zwar - Obacht Fans - innerhalb einer LP-Box, die acht bis zehn Platten umfassen soll. Wir sind gespannt...

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» THE PERC @ Wiki

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Zusammenfassung
Wunderbar, dieses Flair des Ausprobierens. Minimalistische Synthesizer zwischen knarzigen Songideen, industriellen Anklängen oder psychedelischem Gezwirbel. Dazu zwei schöne THE PERC-Lieder, die - obwohl ohne GENTLEMAN - an die besten Zeiten des Duos erinnern.

Inhalt
01. Inhaler
02. Head In The Air
03. Flesh & Blood Security
04. Heartbeat
05. Koto Funk
06. Coppa Mucha
07. Dwarf
08. Birth Of The Day

~ 36 min.
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