Der Untertitel für diesen Artikel ist aus dem NONPOP-Forum geklaut, wo es seit einigen Wochen einen charmanten Thread gleichen Namens gibt. Mein folgender Text über das wunderbare Sommeralbum zweier bis dato völlig unbekannter Norweger soll ein kleiner Beitrag zur Diskussion über Sommerpop sein. TORE TORGRIMSEN und STIAN MATHISEN sind jung und machen Musik, wo sie gehen und stehen. Da die eine Hälfte von GREEN SKY ACCIDENT in Bergen (TORE) und die andere in Trondheim (STIAN) wohnt, gestaltet sich das gemeinsame Komponieren schwierig. So greifen die beiden zu einer Methode, die ansonsten eher Laptop-Bastlern vorbehalten ist: Sie schicken sich Ideen, Einzelteile, Melodien, Akkorde hin und her und bearbeiten dabei jeweils die Sounds des Kollegen. Ist ein Song fertig, wird er beim nächsten Treffen mit einer 16Spur-Bandmaschine aufgenommen, in Wohnzimmern, Kellern, Proberäumen oder Dachstudios, je nach Gelegenheit. Vielleicht ein Grund, warum kaum einer der elf Songs auf dem Debüt "Drops Of Color" klingt wie der andere. Das verträumte, nachdenkliche Singstimmchen wird zum Auftakt von einem flotten Banjo begleitet, dazu ein luftiges Schlagzeug, das wie in alten 80er-Outdoor-Videoclips nur aus maximal drei Teilen bestehen kann, einfach und handgemacht. Zum Refrain schrammelt dann die E-Gitarre. Ja, so einfach kann schöner Sommerpop sein, geradeaus drauflos. Die akustischen Gitarrenparts aus "Something To Believe In" klingen anschließend nach einem melancholischen deutschen Liedermacher, die Schrubbelgitarre nach THE HEART THROBS, aber erst ein Akkordeon macht alles zum Heulen schön. "You Draw The Line", das dritte Stück, steht für die besten Momente des Albums, die rein akustischen, weil sie am allermeisten nach Sommer riechen. Hier genügen Gitarren und Schlagzeug, der "bababa"-Girlschor im Hintergrund ist bezaubernd, die Percussion hübsch rumpelig. Wenn beide Norweger mit ihren leichten, psychedelischen Stimmen auftreten, klingen sie übrigens nach SIMON & GARFUNKEL, und bestimmt singen sie von blauem Himmel, Wolken und einer Wiese. Auf die Texte habe ich bei den ersten Durchgängen gar nicht so sehr geachtet, aber die Fragmente, die dem Hörer zufliegen (hier: "... walking barefoot ..."), unterstützen die bisher formulierten Eindrücke. Genug der Schwärmerei! Wer sich nun wundert, dass Sommerpop auf einem Label stattfindet, das sich bisher um Drone, Ambient oder Noise gekümmert hat, dem sei verraten, dass am Ende des Albums noch einige Überraschungen warten. Der Preis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest, aber die Norweger von INTERREGNUM RECORDS haben momentan ein spezielles Sommerangebot: Drei CDs bei freier Auswahl kosten 22 Euro, inklusive Porto.
Michael We. für nonpop.de
Verweise zum Artikel: » OKKERVIL RIVER @ Nonpop
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