Autor: Richard
Bereits zum neunten Mal luden die Veranstalter vom Lichtreigen zum Tanz und gut 300 Gäste folgten dem Ruf zu Sylvester nach Jena. Neben Musik aus der Konserve lockten diesmal Kirlian Camera, Bannkreis Harmagedon und Noreea/Forseti als musikalische Gäste. Die stundenlange, strapaziöse Anfahrt sollte sich lohnen. Als Glücksfall entpuppte sich schon der Veranstaltungsort, das Alte Gut Burgau, welches über ein schönes Ambiente verfügte und Platz für drei Ebenen bot: Neben dem Konzertraum, in dem vor, nach und zwischen den Konzerten auch aufgelegt wurde, fand sich ein Raum für die ApocalypticFolk- und Industrialfraktion unter Leitung des DJ-Duos Hirn:Holz und eine leider kaum frequentierte Ebene mit nostalgischer Musik aus den Zwanziger bis Fünfziger Jahre, in der ein stilecht gekleideter DJ André für Stimmung sorgte. Daneben warben Verkaufstände von Eislicht, Noltex, Barbara Rossa und Kirlian Camera um die Gunst des Käufers. Da die Veranstaltung restlos ausverkauft war, konnte es schon mal in den Gängen etwas eng werden. Und so verging die Zeit auch wie im Flug bis gegen 21 Uhr das Gespann Noreea/Forseti auf der Bühne erschien um das Publikum je zur Hälfte mit alten europäischen Volksliedern und neuen Forseti-Stücken (u.a. Korn, Lichterflug und Schmerzen) für sich zu gewinnen. Das Trio konnte mich schnell überzeugen. Das Geschwisterpaar an der Seite von Andreas Ritter, Karoline und Kristina N. (Gesang und Geige), konnte den Forseti-Stücken ihren eigenen Stempel aufdrücken, beherrschten beide ihr Metier mit Bravour und überraschte auch noch bei der Värmlandsvisan mit akzentfreiem Schwedisch. Leider störte auch an diesen Abend ein Großteil der Besucher das Geschehen durch einen ungewöhnlich hohen Geräuschpegel. Sicher waren die meisten Gäste in erster Linie für Kirlian Camera gekommen, aber bei der großen Anzahl an anderweitigen Rückzugsmöglichkeiten verwunderte das dann doch etwas. Die Gruppe nahm es jedoch gelassen und wurde mit einem mehr als nur freundlichem Applaus entlassen. Leider gab es diese Konstellation wahrscheinlich nur an diesem Abend zu bewundern. Auf den Bannkreis Harmagedon war ich sehr gespannt, konnte mich Mercydesign, das Hauptprojekt des beim Bannkreis für die Musik zuständigen Phelix Schneefeld doch schon auf dem letzten Flammenzauber überzeugen. Bei Bannkreis Harmagedon treffen seine musikalischen Visionen auf die Lyrik von Gerald Höfer und den Projektionen von Martin Höfer. Unterstützt wurden sie an diesem Abend von einer Violinistin. Im direkten Vergleich zu Mercydesign wirkt die Musik von Bannkreis Harmagedon rhythmusbetonter, fast tanzbar, und auch der rezitative, hypnotische Vortragsstil von Gerald Höfer weiß einen in den Bann zu ziehen. Sehr gelungen auch die Videoprojektionen, die sich recht bedrückend mit der Weltpolizei VSA, zerstörter Hoffnung/Heimat und Flüchtlingselend auseinandersetzten. Nach gut 15 Minuten war der Spuk aber schon vorüber. Schade eigentlich. Ursprünglich geplant war, dass Kirlian Camera noch vor Neujahr den ersten Teil ihres Auftritts absolvieren sollten, aber daraus wurde aufgrund einer Verschiebung des Zeitplans nicht. Und so stießen die Gäste vor dem Auftritt der Italiener im Gutshof auf ein frohes, neues Jahr an. Um 0:30 Uhr war es dann soweit und Elena Fossi betrat zunächst alleine die Bühne, um das Auditorium mit ihrer Stimme zu fesseln. Nach diesem Intro" verschwand sie kurz von der Bühne, um, stilecht in Sturmhaube, mit ihren restlichen Kollegen wieder die Bühne zu betreten. Zugegeben, der größte Kirlian Camera-Verehrer war ich nie. Freunden der Gruppe wurde aber an diesem Abend ein neunzigminütiges Best of"-Programm geboten, daß auch Hits der Nebenprojekte Siderarctica und Stalingrad umfasste. Kirlian Camera spielten wieder in Fünferbesetzung, diesmal u.a. mit Gast Enrico Eisert (Axon Neuron/Vagwa). Die gelungene Lichtshow unterstützte das zugleich kühl-distanzierte und mediterran-warme Auftreten, verkörpert jeweils von Angelo Bergamini und Elena Fossi, der Gruppe. Dem Publikum schien es zu gefallen und auch Angelo Bergamini taute zunehmend auf. Und so konnten auch in Jena Kirlian Camera die Bühne nicht ohne Zugabe verlassen. Anschließend schwingte so mancher bis zum bitteren Ende um 6 Uhr das Tanzbein.
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