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Michael We.

Angespielt: 2 neue EPs auf GALAKTHORRÖ!

Aktuelle Besprechungen in Kürze.


 Angespielt: 2 neue EPs auf GALAKTHORRÖ!
Kategorie: Spezial
Wörter: 630
Erstellt: 11.11.2015
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DA-SEIN: Tautology
GALAKTHORRÖ, 23. November 2015, 7inch EP




Kaum ein Label hat eine so starke Corporate Identity wie GALAKTHORRÖ, was Layout, Musik und Vermarktung angeht. So ist es zum einen immer sehr spannend zu hören, wie sich ein Neuling ins Label-Universum einfügt. Zum anderen ist klar, dass es sich klanglich recht unverkennbar um ein GALAKTHORRÖ-Produkt handeln muss, und das gilt ganz besonders für DA-SEIN. Mit dem Projektnamen wird HEIDEGGER verehrt, musikalisch liebt das Duo aus Madrid – so viel Information gibt das zurückhaltende Label immerhin preis – seinen KORG MS-20.
Aus dem windigen, verwehten Etwas zum Start von "Niebo" (A1) schälen sich überraschend schnittige, tanzbare Beats mit mechanisch klingenden, weiblichen Vocals. Die Melodie formt sich aus wummernden Trafo-Frequenzen, und ach, der Song passt einfach großartig zum 'GALAKTHORRÖ-Sound'. "No Return" (A2) wirkt beinahe lyrisch, zu zischenden Hintergrundsounds und einem enorm stoischen, unverrückbaren Schepper-Beat mit undefinierbaren Stimm-Sprengseln rezitiert die Frauenstimme im Hintergrund, Tonfall: extrem resigniert. Insbesondere "Synthetic Blowjob" (B1) erinnert mich an eine Ur-Variante von NOVEMBER NÖVELET: floatend und flüsternd zelebrieren DA-SEIN eine minimale Art von Angst-Elektronik, verstreuen sie Unruhe. Und "Tonite" schließlich ist das industriellste Stück der EP, mit Schnarren, Tickern und einer sirenenartigen Melodie, die spät einsetzenden Vocals im Stakkato hervorgestoßen – ein weiterer Kracher.
Der Vergleich mit einer ursprünglichen, einer rudimentären Variante von NOVEMBER NÖVELET lässt mich nicht mehr los. Vier knackige Kompositionen im ganz typisch analogen, schnarrenden Klang bilden eine eher tanzbare Unterart von Angst Pop. Auch die überwiegend weibliche Stimme erinnert mich an NN. Zwei Jahre nach TE/DIS wieder mal eine perfekte Neuverpflichtung, die musikalisch genau an der Schnittstelle zwischen den beiden Label-Hauptprojekten HAUS ARAFNA und eben NOVEMBER NÖVELET liegt.

SUBLIMINAL: Sterben Lassen
GALAKTHORRÖ, 23. November 2015, 7inch EP



Absolut im Verborgenen bleibt ALBERT FISCH alias SUBLIMINAL, siehe unser kleines NONPOP-Interview von vor drei Jahren. Wir wissen wenig über den Mann, der sich musikalisch offenbar in das EP-Format verkuckt hat. Denn mit "Sterben Lassen" erscheint das dritte 4-Track-Minialbum nacheinander. Hier handelt es sich um die derbere, noisigere Spielart des Labelbegriffes Angst Pop. "Roh und schmutzig", heißt es im Begleittext, was bedeutet, dass alle Stücke live nahezu ohne Nachbearbeitung aufgenommen wurden. Vielleicht erklärt dieser Umstand die Direktheit, die Wucht, mit der SUBLIMINAL stets daher kommt.
Bei einem ersten Durchgang vom Opener "Out Of The Light" (A1) scheint mir diese EP dennoch etwas ruhiger zu wirken als die beiden Vorgänger. Vibrierende Frequenzen und Schwingungen, noisig, aber die Kraft liegt mehr denn je in den Vocals: schreiend, ohne zu laut oder zu überdreht zu wirken. So klingt Wut, gepackt zwischen Industrial-Schleifen. Auch "Blood Stain" (A2) wummert mit extrem industrieller Rhythmik. Die Sprechvocals sind hier etwas klarer – aber umso verzweifelter. "Sterben Lassen" (B1), einer meiner neuen SUBLIMINAL-Hits, lebt von einem dunklen Pulsieren, das seine Geschwindigkeit immer mal wieder ändert. Ein ätzendes, zerstörendes Flüstern tränkt die Atmosphäre wie einen Wattebausch, aber auch dieses apokalyptische Stück hat Herz! Zwischendrin liegt eine kleine Melodie, bevor das Wummern weitergeht, dafür dann unterlegt von umso fieserem Quietschen (Kreide auf Tafel). "What You Own" (B2) ist einer der eher klassischen Kracher wie auf den letzten EPs: nervenzerfetzendes, schrilles Knirschen und Wutvocals, abgehackt und krächzend wie durch ein Megafon.
Qualität seit 15 Jahren, die auf der aktuellen EP besonders dadurch besticht, dass die Mittel ein wenig zurückgefahren werden – die Aussage damit aber umso drastischer klingt. Wütende Industrial-Fetzen mit Rhythmus und auch Melodie, gemalt in tiefen, schwingenden Tönen. Auch dieses Vinyl ist selbstverständlich ein Pflichtkauf. A propos: Beide 7inches sind übrigens schon vor dem offiziellen Erscheinungsdatum beim Label ausverkauft, aber in diversen Shops gibt es noch Exemplare.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» DA-SEIN Hörbeispiel 1
» DA-SEIN Hörbeispiel 2
» SUBLIMINAL Hörbeispiel 1
» SUBLIMINAL Hörbeispiel 2

Themenbezogene Artikel:
» Quintessenz: SUBLIMINAL
» SUBLIMINAL: Under Pressure (EP)


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Kommentare
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Anmerkung
[sven] (12-11-2015, 21:16)
So gut die : DA-SEIN : Platte auch ist, so ist Sie doch auch meilenweit von dem morbiden Charme der alten November Növelet entfernt :: Die aktuellen NN übrigens leider auch, aber mehr dazu vielleicht nach der hier ganz sicher bald folgenden Jubel - Rezension ::

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