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Roy L.

Sieben :: Ogham Inside The Night


Sieben :: Ogham Inside The Night
Genre: Neofolk
Verlag: Trisol
Vertrieb: Soulfood
Erscheinungsdatum:
04.07.2005
Medium: 2xCD
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Matt Howden hat mal wieder einige Zeit in üppigen Wildblumengärten verbracht, war unterwegs in grünenden Wäldern, schnitt Kerben in lose Äste und Zweige. Was er heimbrachte war die geheimnisvolle Spur eines heidnischen Zaubers, eine wundersame Magie, die seine Musik zum Leben erweckt. In luxuriösem Doppel-Digipak kommend, gestaltet und ausgefüllt mit stilvollen Bildern und Photographien von mehreren Künstlern, Kristine Haffgaard, Paul Jackson (Othila) und natürlich Keith Howden, enthält die vorliegende Veröffentlichung nicht nur das lang erwartete neue Album sondern auch die Neupressung des zurecht hochgelobten Vorgängers SEX AND WILDFLOWERS.
Dies nun bietet mir glücklicherweise die Gelegenheit noch einmal kurz über eine Platte zu resümieren, die mich seinerzeit für Wochen und Monate fesselte: Mit einer deutlich rustikalen Note, schier berstend vor Lust und Leben, bergen die Wildblumenidiome und Metaphern nichts anderes als den entblößten Menschen, hin- und hergewunden im zyklischen Uhrwerk von Sex und Tod. Auf einen tief bewegenden Trip eingestellt, reicht Howden's Repertoire von der zerbrechlichen Schönheit von VIRGIN IN THE GREEN über die Eruptionen von JOHN IN THE PULPIT geradezu in die dunkelnden Basslinien von LOVE'S PROMISE, worauf das folkige Akustikgitarrenlied LOKI folgt. Aus welchem Grund auch immer wurden auf der Wiederveröffentlichung zwei kurze Instrumentals ausgelassen, dafür aber durch vier Bonusstücke, die dem exakten Mittelpunkt beider Alben entsprungen zu sein scheinen, mehr als großzügig ersetzt. BLUEBELL bereichert die Platte mit einem feierlichen Downtempo Rhythmus, ein wenig traurig und schwebend bereitet es den eingängigen Klang von HANDFASTING vor, das viel von einem tanzbaren, heidnischen Hit hat. CRIMSON CLOVER war dagegen bereits auf SPURGE THE SUN zu finden, hier wird eine Neuaufnahme dieses doch verhältnismäßig schrägen Stückes dargeboten. Als angemessener Schlussakkord klingt LOKI RIDES AGAIN mit einer holden Melodie aus, zu der einzig die Saiten der Violine verbeiben.

Nun aber ist es an der Zeit in den umfassenden Kosmos von OGHAM INSIDE THE NIGHT einzutauchen, der Wildblumenwörter gegen die symbolische Sprache der Bäume eintauscht. Ogham (sprich Oj'ham) ist der Name eines von keltischen Stämmen benutzten Alphabetes, das aus eingeritzten Kerben, in überall auf den britischen Inseln verteilten aufgerichteten Steinblöcken zu lesen ist. Da in einigen Interpretationen jeder ‚Buchstabe' einen Baum mit seiner entsprechenden spirituellen Bedeutung repräsentiert, ist das Ogham ebenso Inschrift des Landes, eine intuitive Philosophie, die Dreh- und Angelpunkte der Phänomene und Zyklen der Natur berührt.
OGHAM THE SUN zieht einen regelrecht in das Album und dessen solare Reise hinein, ein imposanter Song, der offenbart wie jeder der zwölf Titel hervorblüht aus den scheinbar minimalistischen Keimen von Violine und dem Cajon, eine Art Holzkiste als Perkussionsmittel, gespielt von Jason White. Mit anfänglich gezupften Saiten beginnend, dann begleitet von durchaus treibendem Schlagwerk erwächst das Lied langsam und stet, entfaltet sich mit mehreren Streicherschichten und Loops. Doch nichts geht während dieses Prozesses verloren, jede Tonspur bringt sich kumulativ ein, was in einem dicht ineinander verwobenen Bogen aus Rhythmus, Melodie und Gesang kulminiert. Dieser reizende Opener ist gewiss eine der bisherig eindrucksvollsten Arbeiten von Matt Howden.
Der nächste Titel birgt das erste von vielen Gastspielen, DÉFILÉ DES ÂMES haben es sehr gut verstanden OGHAM THE SPIRIT um eine ästhetische, ätherische Trancekomponente zu erweitern, die ein intensives und angenehmes Spielfeld für das "Kraftzentrum der Erde" ("the power centre of the world") kreiert. Gleiches gilt für LARSEN, die den sanft wirbelnden Klang der Violine mit düsteren Hintergrundsphären vermischen um so eine interessante, dichtgedrängte Komposition zu erhalten. Auf OGHAM THE KNOWLEDGE ist es dagegen die E-Gitarre von FAITH AND THE MUSE, die dem wilden Gebaren der Streicher das Tempo nimmt. Jeder einzelne Gastbeitrag wurde mit größter Vorsicht und dem subtilen Sinn des Komponisten und Produzenten ausgewählt und eingefügt. So passen gleichermaßen die kernigen und markanten Stimmen von Andy Weaver (CHICKEN LEGS WEAVER) und Simone Salvatori (SPIRITUAL FRONT) in das erdige Bild der Lieder, während Chris Eckman (THE WALKABOUTS) Howden's Gesang Wort für Wort trifft und untermauert.
Wiederum ist es ein riesiger Umfang an Temperamenten, der ein mitreißendes Konglomerat schmiedet und die Titelliste in eine unentdeckte, Schritt für Schritt zu entschlüsselnde Topographie überträgt. Worte werden zu flüchtigen Spuren von Kraftquellen, Naturzaubern und spielen mit Symbolen für Gedeihen und Wachstum, Wiedergeburt und eine gewisse Interaktion zwischen dem Menschen und seiner Mitwelt. Hier zeichnet sich Matt Howden nicht nur als professioneller Musiker aus, sondern mehr noch als begnadeter Dichter, dem der Umgang mit sich wiederholenden Motiven, alten und neuen Idiomen, phonetischen Stilmitteln wie Alliterationen, die mit den Saiten in Klang und Stimmung harmonieren, spürbar leicht fällt. Seine Metaphorik ist der Oghamdialekt der Bäume, des Moors und des Menschen, der von ihnen - Leben und Tod - eingerahmt agiert. Machtbeschwörend animiert der Rhythmus des hypnotischen OGHAM THE BLOOD den Hörer geradezu mit jedem einzelnen Takt in die versenkungsvolle Ekstase zu springen, die kontrastiert wird von Jane Griffith's bezauberndem Hauch einer Stimme, der in den hymnischen Chorus einstimmt. Ein Stück, das sich wie ein Freudenfeuer durch die Nacht brennt.
OGHAM INSIDE THE NIGHT ist das Ergebnis leidenschaftlicher Arbeit, mehr oder weniger auf einem einzigen Instrument basierend wirkt es pur und ursprünglich doch keineswegs rau oder unausgereift. Matt Howden filtert und schärft mehr und mehr seinen einzigartigen Stil, er spielt die Violine, als wolle er sich den Widerhall der durch Bogen, Hand und Kinn entlockten Töne ganz und gar einverleiben. In einer Myriade aus Emotionen tropft und quillt aus den Saiten die Essenz und der Treibstoff für Lebenslust und Ogham Mysterien. Ohne Zweifel ein MUSS für jeden, dem das Mirakel Musik wirklich am Herzen liegt.


 
Roy L. für nonpop.de


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Zusammenfassung
SIEBEN bietet immer stärker wahrhaftige Musik eines wahrhaftigen Musikers. Hier beschwören zwei atemberaubend grandiose Alben, in üppiger Ausstattung und ansehnlicher Gestaltung vereint, gewaltige Hochsommerstimmung. Was will man eigentlich noch mehr?

Inhalt
Ogham Inside The Night

01. Ogham The Sun
02. Ogham The Spirit
03. Ogham In The Soul
04. Ogham The Moon
05. Ogham The Melody
06. Ogham The Knowledge
07. Ogham On The Hill
08. Ogham Inside The Night
09. Ogham The Blood
10. Ogham In The Ground
11. Ogham The Blade
12. Ogham Carved The Tree

58min

Sex And Wildflowers

01. Spring Snowdrop
02. Forget Me Not
03. Virgin In The Green
04. John In The Pulpit
05. Knudlustysummer
06. Deadly Nightshade
07. Bleeding Heart
08. Winter Snowdrop
09. Love's Promise
10. Loki
11. Deathlust
12. Bluebell
13. Handfasting
14. Crimson Clover
15. Loki Rides Again

70min

TRI 240 CD, Doppel-Digipak
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