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Rezension: Eichendorff Liedersammlung


Kategorie: Rezension
Wörter: 690
Erstellt: 26.05.2005
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Autor: Roy Liebscher

Pünktlichst und vor genau einer Woche erschien im NolteX-Verlag die bereits mit größter Erwartung ersehnte Liedersammlung. So höret denn, was ich aus dem eichendorffschen Zauberwald zu berichten weiß.
V.A. – EICHENDORFF LIEDERSAMMLUNG



Warum Eichendorff?, so mein erster Gedanke bei Annäherung an die vorliegende Veröffentlichung. Warum Joseph von Eichendorff eine Liedersammlung widmen, wenn sich dafür unzählige andere, vorzügliche, dt. Lyriker anböten. Warum Eichendorff, nicht Hölderlin? Warum nicht Tieck, Brentano, Uhland? Die Antwort lässt sich freilich nicht in einen einzelnen Satz fassen, noch gründet sich diese auf willkürliches Selektieren. Grobe Vermutungen hierüber, wie „dem diesjährigen multimedialen Schillertrubel mit einer Eichendorffwürdigung zu entgegnen", werden dem Aufwand der Produktion allerdings ebenso wenig gerecht.

Zu überwiegendem Anteil aufgenommen im Studio Giebichenstein, dessen Burgruine der Freiherr von Eichendorff „eine ganz artige Werkstätte für ein junges Dichterherz" hieß, präsentiert sich die Liedersammlung von Anfang an und trotz ihres vielfarbigen Klangs harmonisch und stimmungsvoll.
Es ist vor allem die natürliche, unkomplizierte Sprache des Romantikers Eichendorff, die sich der Musikalität und Intonierung wie von selbst zu öffnen scheint. Ganz im Sinne der Wünschelrute bearbeiteten die beitragenden Künstler die Zeilen des Dichters zu einem melodischen Reigen; der Schlüssel zu diesem Zauber aber liegt in den Worten selbst und den Regungen der Seele, die von ihnen ausgehen. Doch sogar das instrumentale Stück Abendlich rauscht schon der Wald atmet durch und durch eichendorffschen Geist. Geübt und befähigt in neofolkloristischen Gedichtvertonungen erklingen die Interpretationen von FORSETI, ORPLID und SONNENTAU mit dem trefflichen Mittel aus Respekt und eigener Handschrift. Andreas Arndts Projekt SONNENTAU verdient an dieser Stelle besondere Würdigung. Die Nachtblume hebt den oftmals allzu verschwenderisch gebrauchten Begriff des „Liedes" mit verspielt gezupften Saiten, dezenter Perkussion, sanft im Hintergrund schwebenden Streichern und nicht zuletzt dem, wie von Wolkenzügen fortgetragenen Gesang, auf eine völlig neuartige Erfahrungsebene. Der Dichter wäre entzückt gewesen.
Mit großer Emotionalität und sehr viel Sinn für die musikalische Umsetzung von Struktur und Gehalt des wohl bekanntesten romantischen Gedichts Mondnacht hinterlässt auch Malerin Ulrike Hirsch einen bleibenden Eindruck. Gleiches gilt für GRÜNLAND, die ihre Vertonung mit einer wohlgespielten, wohlgesungenen ungarischen Volksweise verbinden, welche von der gleichen Gefühlsambivalenz aus Frieden und Melancholie erfüllt ist wie In der Fremde II. Bisher weniger bekannte Talente überraschen dagegen mit klassischen (Elisabeth Christiane Schönfeld) und elektronischen (EDAPHON) Kompositionen. Den feurigen, antispießbürgerlichen Eichendorff holen WALDTEUFEL und KARL STÜLPNER (etwa die Nachkommen des erzgebirgischen Volkshelden...) mit kraftvollen, lebhaften Beiträgen ans Tageslicht.
Was fast schon zur Unmöglichkeit geworden ist – die durchgängige Qualität einer Kompilation – setzt die Liedersammlung spielend in die Tat um. Allen dreizehn sehr niveauvollen Interpretationen merkt man die Inspiration durch die sinnlichen Schöpfungen des „Dichters des deutschen Waldes" an. „Man hört das Laub, man riecht den Wald, und wird warm in seiner durch Zweige glitzernden Sonne.", wie Freiligrath das Erleben der Lyrik Eichendorffs beschreibt. Die ganze Tragweite dieses Waldgefühls, des Schönheitsideals und der Zuflucht zugleich, wird mit viel Hingabe in der eleganten Gestaltung und dem ansehnlichen Beiheft fortgesetzt. Hier lassen sich zudem alle vertonten Gedichte sowie eine Kurzbiographie Eichendorffs zu Gemüte führen.

Es erweist sich das erneute Aufflammen des naturdichterischen Lebensgeistes Eichendorffs, der in der romantischen Schule immer eine einzigartige Stellung eingenommen hat, auch heutzutage noch als ästhetisches Konzept, dem Zaubersang im Inneren der Sprache, dem „Lied in allen Dingen" gewahr zu werden. So habe auch ich letztendlich verstanden, warum zuerst Eichendorff und keinem anderen diese Ehre zuteil ward. Dringendste Empfehlung!


Release: 2005, NolteX 004, CD in DigiPak

Tracklist:
01. SonnentauWünschelrute
02. OrplidAbendlich rauscht schon der Wald
03. ForsetiIm Abendrot
04. BarditusZwielicht
05. Elisabeth Christiane Schönfeld – In der Fremde I
06. Sonne HagalNachts
07. Orplid – Dort in moosumrankten Klüften
08. Sonnentau – Nachtblume
09. Ulrike HirschMondnacht
10. Grünland – In der Fremde II
11. Karl Stülpner – Zorn
12. WaldteufelDurch!
13. Edaphon – Der Abend

53min


NolteX-Verlag / Kontakt

 
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