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Michael We.

BABY DEE: I Am A Stick

Experimentelle Zusammenfassung der Karriere


BABY DEE: I Am A Stick
Genre: Singer/Songwriter
Verlag: Tin Angel
Erscheinungsdatum:
Juni 2015
Medium: CD / LP
Preis: ~14,00 €
Kaufen bei: Bandcamp


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BABY DEE mit Band, "the best of bands", wie sie selbst sagt. Und das ist nicht die einzige Neuerung auf "I Am A Stick", dem Nachfolger des vor vier Jahren erschienenen Albums "Regifted Light" (Besprechung). Große Erläuterungen braucht die Dame, die früher ein Herr war, wohl nicht mehr – bekannt ist sie inzwischen weit über den NONPOP-Untergrund hinaus. Viele Details aus den Anfängen ihrer späten Karriere als Musikerin hat sie uns vor einigen Jahren in einem sehr persönlichen Gespräch erzählt, hier nachzulesen.
Gefühlte Improvisation finden wir in vielen der elf neuen Stücke, angedockt selbstverständlich an das Klavierspiel und den Gesang von BABY DEE, die sich umschwirren lässt von diversen Musikern und Instrumenten: ALEX NEILSON (TREMBLING BELLS) an den Drums, VICTOR HERRERO (dessen Ehefrau JOSEPHINE FOSTER vermutlich bekannter ist) an der Gitarre, JOE CARVELL am Doppelbass, JORDAN HUNT (Ex-IRREPRESSIBLES) als Streicher und COLIN STETSON (aus der Live-Besetzung von ARCADE FIRE) am Saxofon. HERRERO, CARVELL und NEILSON gehören auch zur aktuellen DEE-Live-Crew.

Diese zusätzlichen Instrumente beziehungsweise Sounds fallen gleich im Opener und Titeltrack "I Am A Stick" (01) auf, bis hin zur gezupften E-Gitarre. Sie durchbrechen Songstrukturen, übernehmen das Ruder, verstecken sich. Und mittendrin, immer wieder, das typische Piano und die, wie ich finde, großartige, brüchige Stimme von BABY DEE. Sicherer geworden in den vergangenen Jahren, mit deutlich größerem Tonumfang. "Sky Of Loving Arms" (02) macht klar, dass auch DEEs Klavierspiel eine neue Rolle bekommt. Es trägt das Stück nicht durch lange, melodische Pianoläufe, sondern passt sich der eher erzählenden Stimme an, streicht Passagen heraus, bleibt aber auch still, wenn nötig. Die Songs – insbesondere die ersten beiden – wirken dadurch ruhiger als viele auf den vergangenen Alben, wie angesprochen auch improvisierter, dadurch auf Anhieb nicht ganz so einprägsam. Sie erinnern mich manchmal an einige der kunstvoll konzipierten Stücke der NITS. Weitere Tracks klingen dann doch eher noch nach früheren Jahren, insbesondere in der Mitte des Albums, aber auch hier entstehen Brüche, zum Beispiel in Form von längeren und überraschenden Instrumentalpassagen.
Im weiteren Verlauf zeigt sich, dass "I Am A Stick" keineswegs so improvisiert ist, wie man beim ersten Hören vermuten möchte. Die Lieder sind sorgfältig sortiert und in musikalischen Blöcken aneinandergereiht. Zwei jazzig angehauchten, verruchten Bar-Chansons folgen eher kabarettistische Einlagen. In der Mitte und am Ende stehen, herausragend, zwei klassische Klavierballaden, wovon insbesondere das gospelige "Road Of Eyes That See" (11) zu meinen Highlights gehört.

Die auf den ersten Blick erkennbaren, einprägsamen 'Hits' bleiben dieses Mal weitgehend aus. "I Am A Stick" ist hintergründiger, seine Lieder sind mehr Short Stories denn je. Kurze Szenen, erzählt von Stimme, Klavier und zahlreichen Instrumenten. Weder überwiegen die frühen, kammermusikalischen Ansätze noch die fast geschmetterten und wundervoll dramatischen Hymnen der jüngeren Alben. BABY DEE scheint mir verschiedene Phasen ihrer Arbeit aufgegriffen und gemischt zu haben, so dass ihr neues Werk wie ein Streifzug durch die eigene musikalische Geschichte wirkt, angereichert mit Experimenten. Vermutlich macht dieser Umstand das Album so intensiv und über weite Strecken besonders charmant. Es hat bei mir allerdings einige Durchläufe gebraucht, um sein Leuchten zu entfalten.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Labelseite

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Zusammenfassung
Einprägsame 'Hits' bleiben dieses Mal weitgehend aus. "I Am A Stick" ist hintergründiger, seine Lieder sind mehr Short Stories denn je. Kurze Szenen, erzählt von Stimme, Klavier und zahlreichen Instrumenten. DEEs neues Werk wirkt wie ein Streifzug durch die eigene musikalische Geschichte.

Inhalt
01. I Am A Stick (5:57)
02. Sky Of Loving Arms (6:16)
03. Up Tree, River Down / Wilhelmus Cominatcha (5:31)
04. Big Love (5:58)
05. Whose Rough Hands (6:14)
06. But In My Dream (4:43)
07. Tokyo (1:45)
08. Bendy Bus (3:07)
09. Okadoka (1:55)
10. Hymn (3:02)
11. Road Of Eyes That See (4:39)
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