"Der Hund Der Baskervilles" (Hörspiel)

Dass ich einmal für NONPOP über BASTIAN PASTEWKA schreiben würde, hätte ich nicht gedacht. Aber "Der Hund Der Baskervilles" macht es möglich. "...Der Baskervilles"? Es gehört zur großen Ernsthaftigkeit, mit der PASTEWKA offenbar an die Sache herangegangen ist, dass sein Hörspiel den korrekten Titel trägt. Denn BASKERVILLE ist in der wohl berühmtesten SHERLOCK HOLMES-Geschichte von ARTHUR CONAN DOYLE ein Familienname, kein Ort. Also nicht "Der Hund Von Baskerville", so wie bis heute alle Verfilmungen heißen.

Der Hörspiel-Nerd (nach eigener Aussage am besten auf Kassette, was ich sehr löblich finde) und Liebhaber von Schauerromanen hat sich einen Traum erfüllt: In Zusammenarbeit mit dem WDR durfte er den Klassiker von DOYLE neu vertonen. Sein Vorbild waren dabei die Radio-Hörspiele der 50er- und 60er-Jahre, eher Schauspiel als Produktion, und folgerichtig bezeichnet der Sender die Neuauflage auch als 'Radio-Schauspiel'. Die Kommunikation ist ruhiger, die Effekte bleiben dezenter. Bewusst hat PASTEWKA auf eine eigene Sprechrolle verzichtet und sich auf die Regie konzentriert – kein Vergleich also zum Beispiel mit der für's Kino produzierten EDGAR WALLACE-Parodie "Der Wixxer". Orientiert hat sich das Team an einer klassischen Hörspielversion des BR von 1966, die laut PASTEWKA "den Geist des Theaters" versprüht und am Ende ein paar Kapitel rafft, aber ansonsten sehr werkgetreu arbeitet.

(Ganz) Kurz zum Inhalt: Im Moor rund um den Landsitz der Familie BASKERVILLE treibt angeblich ein dämonischer, übergroßer Hund sein Unwesen. Die Familie führt den Fluch zurück auf SIR HUGO BASKERVILLE, der rund um den Englischen Bürgerkrieg betrunken ein Mädchen zu Tode gehetzt hat. Nachdem alle anderen Familienmitglieder gestorben sind, reist SIR HENRY BASKERVILLE, letzter Überlebender des Clans, aus Kanada an, um sein Erbe anzutreten. Da er um sein Leben fürchtet, lässt er SHERLOCK HOLMES beauftragen, der wiederum DR. WATSON nach Dartmoor in Westengland, an den Ort des Geschehens schickt. Er soll sich um die Sicherheit von SIR HENRY kümmern, während HOLMES – angeblich – in London bleibt...

Der HÖRVERLAG hat diese Neuauflage nun auf zwei CDs veröffentlicht, und herausgekommen ist, wie es sich der Regisseur gewünscht hat, "ein großes, opulentes, im besten Sinne schwarz-weißes Hörspiel" (PASTEWKA im WDR). Als ruhiger, unaufgeregter Erzähler fungiert natürlich WATSON, unterbrochen von – auch längeren – spielerischen Einschüben, wobei die Dialoge eben eher an Schauspiel denn an schnell geschnittene Filmsequenzen erinnern. Lediglich die zahlreichen eingeschobenen Stimmen aus der Vergangenheit, die am Ende helfen, den Erklärungen von SHERLOCK HOLMES zu folgen, haben etwas 'Modernes'. Die vielen Geräusche versprühen großen Charme, hier klingt das Knistern eines Kaminfeuers eben genau so, wie es soll. Eine tragende Rolle spielt die (Geigen)Musik, die mich sehr an die britische 80er-Jahre-Serie im Fernsehen erinnert und der auch TONY WAKEFORD schon eine musikalische Hommage gewidmet hat.
Die Hundebestie übrigens tobt sich – im Gegensatz zu den meisten Verfilmungen – nur im Kopf der Hörerinnern und Hörer aus, bleibt ohne jegliche Splatter-Effekte – auch das passt zum Geist dieses Hörspiels. 105 Minuten mit ungezwungenem Retro-Charme; ein Geschenk für alle HOLMES- und Hörspiel-Fans.

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