Michael We.
SHRINE: NihilHölle oder Paradies?
Genre: Dark Ambient
Verlag: Cyclic Law Erscheinungsdatum: 11. März 2014 Medium: CD Preis: ~8,00 € Kaufen bei: Labelshop Auszug aus "Shadow Puppets"
Als "düsterer" und "näher am Tod" bezeichnet das Label die neue Veröffentlichung von SHRINE – und hat recht. Gerade im Vergleich zum eher wohligen Vorgänger (Besprechung) fällt die dunkle, weltabgewandte Note von "Nihil" auf. Bisher zwischen Ambient und Dark Ambient, probiert der Bulgare HRISTO GOSPODINOV auf seinem neuen Album auch andere, zum Beispiel noisigere Elemente aus und wendet sich offenbar auch inhaltlich anderen Themen zu. Einige Songtitel und das Albumcover lassen den Schluss zu, dass sich SHRINE zumindest teilweise mit religiösen Thematiken auseinandersetzt. Schade, dass es hierzu vorab keine weiteren Infos gibt ... "Nihil" vereint Stücke, die HRISTO in den vergangenen fünf Jahren komponiert hat. Vollendet im September 2013, hat er sich auf den Monat genau ein Geschenk zum zehnjährigen Bestehen seines Soloprojektes gemacht. Der Opener "Shadow Puppets" (01) ist gleich eines der heftigsten Stücke: Schweres, vibrierendes Dröhnen hängt in der Luft, umweht von geheimnisvollem, mehrfachem Wispern. Zusammen mit viel Hall und Getöse entwickelt sich ein an- und abschwellendes, noisiges Etwas mit einer gewissen dronigen Schönheit zu Beginn und am Ende. "Scrinivm" (02) gibt das typische Dark Ambient-Gefühl einer riesigen Halle wieder, in der klare, sakrale Drones schweben, begleitet von massivem, industriellem Scheppern und Rauschen von nach dem Supergau übriggebliebenen Maschinen. "Carnal Euphoria" (03) setzt diese Atmosphäre fort und stiftet dabei mit einer Art Synthieorgel ein neues Instrument, welches sehr ruhige, glitzernde Läufe aus einigen Drones anbietet. Noch mehr Ambient, Schweben, Gleiten, sehr träumerisch. Auf "Hellfire" (04) war ich wegen des Namens sehr gespannt, und ja, zu einer geloopten, schrubbenden Melodie mit Orgeldrones im Hintergrund knistert tatsächlich ein monströses Feuer. Schreie und flüsterndes, intensives Predigen (oder Flehen) aus mehreren Kehlen vervollständigen ein gemäßigtes Fegefeuer-Feeling in düsterer, religiös-mittelalterlicher Atmosphäre. Dafür ist dann "Paradise" (05) nicht ganz so paradiesisch, sondern hat mit zitternden Drones auch bedrohliche Stellen. Leises Vogelgezwitscher und das vorübergehende Fehlen von Störgeräuschen trügt zunächst, denn dann brechen auch im Garten Eden harschere Sounds und Schreie durch, bis hin zu noisigen Verzerrungen am Ende. Der eigentlich friedliche Song ist "Nihil" (06), ein schwereloser Flug in die Helligkeit. Lange Drones steigen immer wieder neu nach oben auf, manchmal mit einer blitzenden Schärfe, wirken fast wie ein Engelschor. Aber auch hier schleicht sich ab der Mitte ein unruhiges Scheppern ein, die Drones verzerren sich zu E-Gitarren-Klängen. Ein paar Räucherstäbchen zum Schluss: "Disintegration Of An Ego" (07) ist sehr meditativ, ein einzelner, heller Drone weht über Wasserplätschern, sphärisch und durchscheinend. Durch das gesamte Stück ändert er langsam Klangfarbe und Intensität, und später gesellen sich einzelne, ebenfalls ruhige Begleiterscheinungen dazu. Was ich bei SHRINE schon immer beeindruckend fand: Es zieht sich ein roter Klangfaden sowohl durch jedes Album als auch durch die gesamte Diskografie. Das Projekt ist wiedererkennbar, was bei vielen Dark Ambient-Veröffentlichungen – schepper rumpel dröhn – nicht der Fall ist. Auf "Nihil" ist die Stimmung ungewöhnlich sakral, religiös, was mich manchmal an ODA RELICTA und/ oder FIRST HUMAN FERRO erinnert. Eben zwischen Hölle und Paradies, wobei es für mich noch etwas mehr von ersterer hätte sein können. Erneut ein gut hörbares Werk aus einem Guss, Kompliment.
Michael We. für nonpop.de
Verweise zum Artikel: » SHRINE-Homepage Themenbezogene Artikel: » SHRINE: Ordeal 26.04.1986 » SHRINE: Somnia » SHRINE: Distorted Legends, Pt. 1 » SHRINE: The Final Asylum Themenbezogene Newsmeldungen: » SHRINE neu auf CYCLIC LAW » 4x neu auf CYCLIC LAW, u.a. SHRINE
Anzeige:
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers bzw. Interviewpartners wieder. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Betreiber dieser Seite.
|
Zusammenfassung
Es zieht sich ein roter Klangfaden sowohl durch jedes Album als auch durch die gesamte Diskografie. Das Projekt ist wiedererkennbar, was bei vielen Dark Ambient-Veröffentlichungen nicht der Fall ist. Erneut ein gut hörbares Werk aus einem Guss, Kompliment.
Inhalt
* lim. 500
* 4fach Digipack 01. Shadow Puppets 02. Scrinivm 03. Carnal Euphoria 04. Hellfire 05. Paradise 06. Nihil 07. Disintegration Of An Ego ~ 52 min. |