Vor einigen Monaten haben wir mit SYRPHE ein Label vorgestellt, welches sich vorwiegend um experimentelle Elektronik aus Afrika und Asien kümmert. Nun sind parallel gleich zwei neue Alben erschienen, beide aus dem Libanon. Hinter LITTER verbirgt sich ELYSE TABET, die in Beirut sowohl musikalisch als auch visuell, mit Performances arbeitet. MUNMA alias JAWAD NAWFAL ist einer der bekanntesten libanesischen Elektronik-Musiker, der mit ALTERED EAR ein eigenes Institut zur Erforschung computerbasierter Musik gegründet hat. Die empfehlenswerten Werke beider Künstler präsentieren wir Euch hier.
LITTER: Newfound Grids Wolken aus orientalischen Saiteninstrumenten begleiten die ersten Minuten, dick wie vielfache Akustikgitarren. Von Beginn an streut LITTER – übrigens in vielen Stücken unterstützt von MUNMA – aber auch äußerst rhythmische, bewegte Passagen ein. So ergibt sich insgesamt eine Mischung aus europäischem Ambient und afrikanisch klingenden Beats. Sehr weit, groovy und stets erdverbunden. Im Verlauf werden die elektronischen Spielereien frickeliger, dichter, so dass sich Vergleiche mit den auf NONPOP erwähnten asiatischen Sommerbasteleien (wie etwa von YARN:MOOR) ergeben. Die zweite Hälfte des Albums ist sehr abwechslungsreich: Unruhige, höhlige Loops fügen sich auf wundersame Weise in ein jazziges Schlagzeug ein. Die humanen Field Recordings klingen ganz deutlich nach 70er-Jahre und JEAN MICHEL JARRE. Auch Drum'n'Bass-Anleihen sind zu finden. Ein äußerst stimmungsvolles und sehr ereignisreiches Album zwischen Ambient (häufig) und Dark Ambient (ab und zu), auf dem es sich vor allem die vielen nicht-westlichen Elemente zu entdecken lohnt. MUNMA: No Apologies Das Album von MUNMA wirkt elektronischer und 'moderner'. Das Grundgerüst besteht aus Trip Hop- oder Drum'n'Bass-Rhythmen, die um zahlreiche Sounds ergänzt werden: Akustische Instrumente mischen sich ebenso ein wie digitale, flirrende Spielereien, wie Klopfen, Piepen, Tuten und versprengte Stimmen. Seine Spannung bezieht "No Apologies" vor allem durch die fremdartig wirkenden Elemente, wie zum Beispiel die eindeutig handgemachte Percussion. So klingt das Leben in einer aufregenden, pulsierenden orientalischen Metropole. Großartig: "The Funeral" (03), das mit schwülen und treibenden Dschungel-Drums arbeitet und dazu orientalische Bläser-Samples verbaut. Auch langsamere, funkige Varianten dieses DJ-Ambients sind vorhanden. Überraschend ist "Yoga Revisited" (06), eine Art Rap mit langsamem, wellenförmigem Beat und arabischem Sprechgesang. Stark sind auch hier vor allem die Momente, in denen sich westliche und arabische Strukturen treffen und die Grenzen verwischen; mit weiteren Bläsersamples aus dem Orient endet das Album standesgemäß.
Michael We. für nonpop.de
Verweise zum Artikel: » SYRPHE @ Bandcamp Themenbezogene Newsmeldungen: » 2x elektronische Musik aus dem Libanon
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Zusammenfassung
LITTER: Stimmungsvolles und ereignisreiches Album zwischen Ambient und Dark Ambient, auf dem es sich vor allem die vielen nicht-westlichen Elemente zu entdecken lohnt. MUNMA: Stark auch hier vor allem die Momente, in denen sich westliche und arabische Strukturen treffen und Grenzen verwischen.
Inhalt
LITTER: Newfound Grids
01 Hanging By A String (3:45) 02 Smalltown ATM (4:16) 03 Light You Cast (3:20) 04 Hummingbird (2:50) 05 Trial Park (2:36) 06 Pan's Monologue (3:51) 07 Homecoming (Monospaced) (3:38) 08 Land Of Half-Truth (1:15) 09 Soft Mechanics (3:19) 10 Helicopters Over Motorcity (4:49) MUNMA: No Apologies 01 Early Early Morning (6:16) 02 Eastern Promises (4:53) 03 The Funeral (5:53) 04 Mirash (4:50) 05 Land Of Debris (6:33) 06 Yoga Revisited (6:40) 07 Astarté (7:27) 08 Gray Scale (7:14) 09 Astarté (RadioKvm Remix) (6:57) 10 The Funeral (Kirdec Remix) (5:24) |