Vergleiche, die ein Label aus Marketinggründen zieht, taugen in der Regel nur bedingt. Hier trifft die Referenz aus der Presseinfo allerdings voll ins Schwarze: DANIELA MOOS, geboren auf dem hessischen Lande, klingt tatsächlich manchmal wie JULEE CRUISE und verbreitet dieselbe surreale, romantisch-bedrohliche Stimmung wie die CRUISE-Songs aus "Twin Peaks" (siehe unten). Mit den ersten Tönen stellt sich eine Nostalgie ein, die neben der DAVID LYNCH-Serie auch wichtige 4AD-Bands der 1980er-Jahre wie COCTEAU TWINS oder THIS MORTAL COIL umfasst. Dabei wird die junge Sängerin in diesem November erst 23 Jahre alt und hat sich in ihrer Jugend angeblich mit NIRVANA und THE SMITHS beschäftigt, scheint also die Inspiration zu ihren Songs ohne unmittelbare Vorbilder erfahren zu haben. Ein Harmonium, ein Über-Akkordeon, bestimmt von Anfang an die Szenerie, weshalb einige schreibende Kollegen an NICO denken, wobei der Gesang meiner Meinung nach doch zu anders ist. Langsame, sphärische, gedehnte Textzeilen erinnern unmittelbar an die schon erwähnte Muse von DAVID LYNCH, der Opener ("Reverse", 01) nimmt einen betörenden Verlauf. "Anglesite" (02) ist, wenn überhaupt möglich, noch entrückter, noch minimaler; das Instrument bleibt etwas im Hintergrund. Recht überraschend setzen Percussion und ein industrielles Knarzen ein. Am beeindruckendsten bleibt aber diese Stimme, fast allwissend und auch zu Dramatik fähig. Zunehmend wirkt das Harmonium sakraler, klingt nach Sonntagskirche und duftet nach anschließendem Apfelkuchen, auch wenn sich "Not Light" (03) zwischendurch wieder verdichtet, mit Verzerrungen sehr intensiv wird. "Moonsorrow" (04) ändert die Stimmung, verströmt eine kühle, wavige Atmosphäre mit E-Gitarre und drängendem Rhythmus. Die Stimme passt sich an und ist weniger schwebend, eher auf der Flucht. Zum Abschluss steht mit "Endless Layers" (05) noch einmal ein sehr dichter Song an, mit einer leicht unheimlichen Atmosphäre durch die zahlreichen, vermutlich namensgebenden Soundlayer, über die – immer charmant entrückt – DANIELA MOOS "I sing along ..." intoniert. Für die relative Unbekanntheit des Projekts und die ersten selbstkomponierten Songs einer 23jährigen ist es ein Fingerzeig, wohin die Reise gehen könnte, dass NEUBAUTEN-Schlagzeuger N.U. UNRUH Gefallen fand und auf "Moonsorrow" das Stahlschlagzeug bediente. Eine fragile Stimme, schwebend über Harmoniumdrones, wunderbar. Dass DANIELA MOOS diese Stücke in sich getragen hat und niemandem nacheifert, glaubt man sofort. Unprätentiös und authentisch bewegt sie sich oft zwischen wenigen Tönen, lässt ihre Stimme aber dennoch ungeheuer umfangreich wirken. Von 'Sensation' zu sprechen klingt sicher zu reißerisch, aber eine überaus positive musikalische Herbstüberraschung ist JACK NOVEMBER definitiv. Die EP erscheint Mitte November bei 8MM, Konzerte sollen folgen!
Michael We. für nonpop.de
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Zusammenfassung
Eine fragile Stimme, schwebend über Harmoniumdrones, ein wunderbares Debüt. Unprätentiös und authentisch bewegt sich DANIELA MOOS oft zwischen wenigen Tönen, lässt ihre Stimme aber dennoch ungeheuer umfangreich wirken. Positive Herbstüberraschung!
Inhalt
01. Reverse
02. Anglesite 03. Not Light 04. Moonsorrow 05. Endless Layers |