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Michael We.

TROUM: Eald-Ge-Stréon

Gelungene Sammlung


TROUM: Eald-Ge-Stréon
Genre: Drone
Verlag: Beta-Lactam...
Erscheinungsdatum:
Sommer 2009
Medium: CD
Preis: ~11,00 €
Kaufen bei: Beta-Lactam


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Am Ende dieses Artikels wird ein TROUM-Geheimnis teilweise gelüftet werden ...

Eine Zusammenstellung, die aus altem, bislang nicht veröffentlichtem Material besteht, kann gehörig in die Hose gehen. Schnell kommt das Gefühl auf, dass Künstler lediglich ihre durchwachsenen Reste der vergangenen Jahre zusammenkratzen, die bei diversen Produktionen liegen geblieben sind. (Siehe zum Beispiel die NONPOP-Besprechung zu RETARDER.) Anders verhält es sich mit "Eald-Ge-Stréon", der gerade erschienenen Compilation des deutschen Duos TROUM. Dieses Album ist die Essenz dessen, was STEFAN KNAPPE (Chef von DRONE RECORDS) und MARTIN GITSCHEL (alias GLIT[s]CH) seit zehn Jahren produzieren, umhüllt von dem alten deutschen Wort für 'Traum': 'guitarlayers, drones, voices, long blades and vibratones', wie es dem Nutzer auf der TROUM-Homepage bei jedem Mausklick angezeigt wird.

"Eald-Ge-Stréon" versammelt sieben Stücke, die im Original mit analoger 8-Spur-Technik produziert, für das Album allerdings neu bearbeitet und abgemischt wurden. Es handelt sich hauptsächlich um Musik, die TROUM während der vergangenen sieben Jahre bei Liveauftritten einsetzten. Darunter sind einige, wie man so sagt, Juwelen, die den Kauf für TROUM-Fans ohnehin zwingend machen: "Dhânu-H" zum Beispiel existierte bislang nur in einer Auflage von 30 Stück und musste aus einem Songautomaten gezogen werden, der in einer Bremer Spedition steht. (Bremen ist die Heimat von DRONE RECORDS.) Das Stück basiert auf einem alten, deutschen Schlager, den TROUM sehr mögen; welcher es ist, hat bislang noch kein Fan herausgefunden. "Procession" ist die Coverversion des gleichnamigen Stückes der Industrial-Punk-Band SAVAGE REPUBLIC aus dem Jahr 1982, und der letzte Song ("Crescere") liefert ein weiteres Rätsel: Er basiert auf dem Soundtrack eines französischen Films aus den 1970er-Jahren.
Wie üblich bei BETA-LACTAM RING RECORDS (u.a. NURSE WITH WOUND oder EDWARD KA-SPEL) ist das Cover ein Kunstwerk: STEPHEN O'MALLEY alias SUNN O))) hat mit kühlen Metallfarben eine eingefrorene Landschaft geschaffen. Die ersten 500 Kopien von "Eald-Ge-Stréon" enthalten eine zweite CD mit einem knapp halbstündigen, experimentellen Zusatztrack ("Abhuñâ", ca. 14 Euro), und im November soll das Werk als Doppel-LP in farbigem Vinyl erscheinen. (Schon vorzubestellen bei BETA-LACTAM für ca. 17 Euro.)

"Elation" (1), der Opener, beeindruckt mit einem dramatischen, düsteren und tonnenschweren Grollen, welchem weiche, wärmere und wunderschöne Ambientdrones gegenüberstehen. Sie nehmen in der zweiten Hälfte des Siebenminüters überhand, der Donner lässt nach. Der Song ist ein perfektes, weil spannungsgeladenes und mysteriöses Intro, das etwas wirklich Großes ankündigt: die Landung von Außerirdischen, die Entstehung eines neuen Planeten. Loops aus Glockengeläut schließen passend an ("Usque Sumus Lux", 2), aus dem Hintergrund wandern metallene Percussionschleifen nach vorne, emporgehoben von einer orientalisch klingenden Melodie, die später erneut von mächtiger Ambientmusik – erzeugt aus verfremdeten Gitarren-, Akkordeon- oder Melodicaklängen – abgelöst wird. Hier wird schon deutlich, dass auf "Eald-Ge-Stréon" einige der – im positiven Sinne – wuchtigsten Stücke von TROUM versammelt sind, die umwerfend aus den Boxen dröhnen. "Eolet" (3) ist ruhiger, eine Wolke schwebender, ineinander wabernder Drones, die ein wohliges, spaciges Gefühl hinterlässt. "Ecstatic Forlorness" (4) gleicht der langen Fahrt auf einer Straße oder im Zug: Gleichförmige Ethno-Trommeln haben einen rituellen, stark hypnotisierenden Charakter. Die blechernen, maschinellen Klänge sind der antreibende Motor, und gewollte Lautstärkeschwankungen könnten die unterschiedliche Umgebung symbolisieren, die am Fenster vorbeirast. "Dhânu-H" (5, der versteckte Schlager), besteht aus herrlich überirdischen Vokaldrones wie von JARRE oder OLDFIELD bekannt; melancholische Dichte quillt aus den Lautsprechern. Procession (6) behält viel vom Post Punk-Charakter des Originals, viel von der düsteren Kühle. Stählerne, martialische Trommeln preschen voran, umweht von einem melodischen Stöhnen. Beides zusammen steigert sich immer weiter, bis am Ende darin noch die Originalvocals versteckt werden. Das Stück erinnert an die Zusammenarbeit von APOPTOSE mit JOY OF LIFE ("Warrior Creed", Besprechung hier). "Crescere" (7), der 17-minütige Abschluss, ähnelt "Eolet" (3), nur ist er bedrohlicher. Die dunklen Drones verschmelzen zu Dark Ambient im Stile von REUTOFF, eine einzige Woge, aufgebrochen ab der Mitte von offenbar rückwärts eingespielten Sounds, was dem Song dann eine dramatisch-klassische Atmosphäre verleiht.

Obwohl das rund einstündige Album Musik unterschiedlicher Anmutung aus vielen Jahren TROUM versammelt, klingt alles wie aus einem Guss, aus derselben Welt. Vielleicht liegt das an dem sehr analogen und warmen Klang aller Sounds, vielleicht an der mächtigen, überirdischen Atmosphäre, die alle Tracks durchzieht. Troumhaft und bedingungslos zu empfehlen für Drone-, Dark Ambient- und Ambienthörer, keinesfalls nur für Fans.

Worüber die TROUM-Gemeinde schon lange rätselt, ist – wie im Artikel angedeutet – das Schlagervorbild für "Dhânu-H". STEFAN KNAPPE hat für uns das Geheimnis teilweise gelüftet: Es handelt sich um einen Song des Bremer Urgesteins RONNY (geb. 1930), dem wir unter anderem den Bierzelthit "Sierra Madre del Sur" zu verdanken haben. "Dhânu-H" basiert, sagt STEFAN, auf RONNYs düsterstem Stück, der Titel würde darauf verweisen. Ich vermute deshalb, dass es sich um "Dunja, Du" handelt, wegen der klanglichen Ähnlichkeit.

Dunja, Du, Dunja, Du und der Strom wird weiterzieh'n.
Immerzu, immerzu wird die Erde wieder grün.
Mag die Zeit auch vergeh'n. Es wird immer so sein.
Aber, Du, Dunja, Du bleibst allein.

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» TROUM @ myspace
» Hörbeispiele @ Label
» TROUM-Seite @ DRONE RECORDS
» TROUM @ Wiki

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Zusammenfassung
Prima Zusammenstellung von (fast) unveröffentlichten Stücken, neu bearbeitet und abgemischt. Obwohl die Tracks sieben Jahre umfassen, klingt das Album wie aus einem Guss. Sehr analog, insgesamt sehr warm und von einer mächtigen, überirdischen Schönheit.
Nicht nur für TROUM-Fans.

Inhalt
1. Elation
2. Usque Sumus Lux
3. Eolet
4. Ecstatic Forlorness
5. Dhânu-H
6. Procession
7. Crescere

Bonus-CD:

1. Abhuñâ
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