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Martin L.

TRAUM'ER LEBEN: Ursprung

Der Weg ist das Ziel


TRAUM'ER LEBEN: Ursprung
Genre: Neofolk
Verlag: Lower Saxony
Erscheinungsdatum:
Mai 2007
Medium: CD
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Nach dem zuerst auf der alten Lichttaufe-Seite veröffentlichten downloads&area=1&categ=1">Download-Demo und diversen anderen Demo-Aufnahmen, die ich bisher hören durfte, habe ich mich schon lange auf des Debütalbum von TRAUM’ER LEBEN gefreut, das nun endlich gemischt und ge”mastert” vorliegt. 

Das Quintett aus Hannover besteht aus BIA und JAY (Gesang und Gitarren), J.W.W. (Bass), MICHA (Synthies und Percussion), und SVEN. Als Bandlogo hat man sich den weißen Schimmel Niedersachsens in einer Raute auf schwarzem Grund ersonnen, während das Beiheft mit Fotographien des alten Hannover geschmückt ist. Ansonsten inszenieren sich TRAUM’ER LEBEN genreüblich mit schwarzer Kleidung und ernsten Gesichtern in einer herbstlichen Waldlandschaft. Ja, wertes Publikum, wir haben hier nach ERNTE, DARKWOOD, FORSETI und DIES NATALIS einen weiteren Newcomer des deutschen Neofolk vor uns, und das bedeutet in diesem Falle Dominanz von Akustikgitarren, getragener, etwas kühler Gesang, Trommeln und dazu ein bißchen programmiertes Orchester und Synthiebeigaben. 

Dass nun gerade ich als Banause und Verächter dieser Variante des Neofolk die Besprechung der CD übernommen habe, mag vielleicht etwas seltsam erscheinen, aber ich habe eine Schwäche für die Jungs und das Mädel von TRAUM’ER LEBEN entwickelt, seit ich die ersten Demo-Aufnahmen hören konnte. Um es genau zu sagen, war es vor allem ein Lied, das mich seither nicht mehr losgelassen hat und zu meinen Lieblingsnummern aller Zeiten zählt: “Der Weg ist das Ziel”. Es ist schwer, den eigentümlichen Reiz dieser Nummer zu beschreiben. Da sind die sich ohrwurmartig einprägende Melodie, der vorwärtstreibende Rhythmus und BIAs nüchtern-abgeklärter Gesang, vor allem aber der Text, der trocken-lyrisch, einprägsam, einfach und aufrichtig wirkt.

Bis hierher gelebt und immer weiter, bis die Wahrheit kommt
Und schon oft gedacht und nicht nachgedacht, was ist das Ziel?

Immer weiter - immer weiter - weiter geradeaus.

Ganz wunderbar “catchy” diese Stelle:

Unbeständigkeit ist des Lebens Last; ich fange an zu versteh’n
Also aufgepaßt, den Entschluß gefaßt, geradeaus zu geh’n.

Aufgepaßt, den Entschluß gefaßt...

Und diese Stelle bewegt mich besonders, nennt mich ruhig sentimental:

Was ich umgerannt, kommt hinterhergerannt
Oder bleibt liegen und verreckt
Im Morast, im Morast, im Morast, im Dreck.

“Sternenklar” ist ein weiteres Lied, das ich besonders hervorheben möchte. Auch hier ist der Text einfach, ungekünstelt, und mir gefällt, daß ein konkreter Ort genannt wird.

Sternenklar, der Himmel über Hannover
Ich habe es vorhergesehen im Traum
In einem Garten versteck’ ich mich, sie spüren mich auf
Ich muß schnell weiter, fast hätten sie mich gehabt

In meinem Traum, ich wünscht nur, es kommt nie soweit
Doch die Zeit ist gegen uns, sie ist gegen uns.

Genau das, was mir an diesen beiden Liedern so gefällt, das Unprätentiöse und Lebensnahe,  spricht mich bei anderen, die da etwas nebulöser getextet sind, weniger an, so die seltsame Esoterik in “Quintessenz” (“Körper, Geist und Seele - Die drei ergeben Eins / Osiris, Isis, Horus - Der Schöpfung Einigkeit”) oder in “Ewigkeit”, die ich von allen Nummern auf dem Album am wenigsten überzeugend finde. “Die Reise” und “Von den Ufern” wiederum schwelgen in einer jugendbewegten Sehnsucht, während mich “Traumerleben” und “Heimlich - Verborgen” eher an jugendliche Grufti-Lyrik erinnert. Der Eröffnungstitel “Des Baumes zarte Blätter” beschwört das zyklische “Stirb-und-Werde” des Kreislaufs der Natur, während “Weltenbrand” eine Endzeitstimmung mit einem Hauch Völuspá und Muspilli beschwört. Aber auch hier fehlt mir der Reiz von “Der Weg ist das Ziel” und “Sternenklar”, diese persönlichere Note, das Konkrete, das die “Traum”- und Stimmungsbilder über das Allgemeine und Allzuvage hinaushebt.

Was an TRAUM’ER LEBEN sympathisch herüberkommt ist der Verzicht auf Aufgeblasenheit und Prätention, auf Schlagworte und übertriebene Posen. Innerhalb des Ensembles scheint keiner explizit hervortreten zu wollen, die Stimmen passen sich der Musik als beinah gleichwertig an. Für die nächsten Alben wünschte ich mir: weniger monotonen, allzu unterkühlten Männergesang, mehr Einsatz von BIA, deren Stimme die Texte zum Leben bringt, und auch weniger “Trommeln” (vor allem weniger Trommeln mit “Marschrhythmus”).  

Fazit: Relativ unprätentiöser, getragen-träumerischer Neofolk aus Niedersachsen mit deutschen Texten. Allen Freunden von Lagerfeuer-Melancholie uneingeschränkt zu empfehlen.


 
Martin L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Heimatseite von TRAUM'ER LEBEN
» TRAUM'ERLEBEN bei myspace

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Zusammenfassung
Relativ unprätentiöser, getragen-träumerischer Neofolk aus Niedersachsen mit deutschen Texten. Allen Freunden von Lagerfeuer-Melancholie uneingeschränkt zu empfehlen.

Inhalt
1. Des Baumes zarte Blätter
2. Die Reise
3. Quintessenz
4. Der Weg ist das Ziel
5. Sternenklar
6. Von den Ufern
7. Ewigkeit
8. Traumerleben
9. Heimlich Verborgen
10. Weltenbrand
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