JESUS AND THE GURUS: King ov Salò

Military Rock aus der Schweiz

Genre: Rock
Verlag: Black Rain
Vertrieb: Black Rain
Erscheinungsdatum:
Oktober 2006
Medium: CD
Preis: ~15,00 €
Kaufen bei: Amazon

Suchen bei:
Amazon
Ebay
Indietective
Google

+ mehr

---

 

Kategorie: Rezension
Erstellt: 28.11.2006
Wörter: 435
Artikelbewertung:

- schliessen

Was Military Pop ist, das wissen die meisten sicherlich. Aber was ist dann Military Rock? So jedenfalls wird der Stil des neuen Albums von JESUS AND THE GURUS beschrieben. Nach höchst unterschiedlichen Vorgängeralben, die sich irgendwo zwischen Goth-Rock und Elektronik wiederfanden, kommt nun ein Album der Schweizer Formation, das durchaus nicht uninteressant klingt und das Military-Rock-Prädikat sicherlich verdient. Musikalisch bewegt man sich in Goth-Rock-Bereichen, die bisweilen auch in Richtung Metal driften können. Es finden sich allerdings auch Elemente auf dem Album, die so auf Neofolk- oder Military Pop-Veröffentlichungen ebenso Platz finden könnten. Daneben gibt es allerdings auch einen gehörigen Elektronik-Anteil sowie eine erhebliche Anzahl von gesampleten Filmsequenzen. 


"King ov Salò" startet gleich mit dem elektronisch gehaltenen, atmosphärischen Intro "Deep inside", in dem auch gleich Samples aus dem meistgesampleten Film der Platte, nämlich JOSEPH VILSMAIERs "Stalingrad" auftauchen (deutlich zum Beispiel auch vom Namen des Stücks her in "Leiche Otto"). Danach beginnt sozusagen die musikalische Schlacht mit dem für mich besten Stück des Albums "The End is near", das sich durch seinen hymnischen Charakter auszeichnet. Es geht gleich furios mit "The Song is the Weapon" weiter, in dem sich treibende Akustikgitarren-Passagen mit grollenden Metal-Riffs abwechseln. Nach dem netten Instrumental "The Others", inklusive "Die Blechtrommel"-Sample, wenn ich mich nicht irre, und dem ebenfalls nicht schlechten mid-tempo Stück "March to Hell" dröhnen einem in "Hail Satan" mächtige Metal-Riffs und ein hymnischer Refrain entgegen. Spätestens hier meint man einen Bezug zu LAIBACH, vielleicht zu "Jesus Christ Superstar"-Zeiten zu erkennen. Gesanglich ist man von LAIBACH allerdings (positiv gesehen) meilenweit entfernt. 


"Storm of Steel" beginnt mit einem arabischen Vokalsample, das in Interviews natürlich Nachfragen provoziert hat. Grundsätzlich ist die Band der Ansicht, dass täglich ein Krieg gegen das heilige Land geführt wird - das heilige Land ist für sie allerdings die Menschheit. Gegen Ende der Platte schleichen sich aus meiner Sicht dann auch einige Ermüdungserscheinungen ein, wobei "We just fight" sicherlich nochmal als Höhepunkt zu werten ist. 


Insgesamt gesehen kann man sicherlich zwei Dinge kritisch sehen. Die Elektronik, die auch teilweise Pauken oder andere perkussive Elemente einschließt, klingt teilweise doch arg künstlich. Außerdem kann man sich natürlich fragen, ob ein massiver Einsatz von Weltkriegsfilmsamples - ob augenzwinkerndes Konzept oder nicht - tatsächlich noch so innovativ ist. Hier wäre vielleicht weniger mehr gewesen. Insgesamt ist der Band aber ein Album gelungen, das die Musikwelt sicher nicht revolutionieren wird, das aber sehr zugänglich ist, eingängige Stücke zu bieten hat und durchaus interessante Aspekte bereithält. Nicht unwichtig scheint mir dabei zu sein, dass sich die Band selbst nicht allzu ernst nimmt, was sich letztlich auch in der teilweise gewollt überzogenen musikalischen Herangehensweise zeigt.