„It was great to work with Goblin again. What I needed from them was a nervous and edgy music score that could unsettle.„ (Dario Argento) Wer kennt sie nicht? Die italienischen Low-Budget-Horrorfilme aus den siebziger und achtziger Jahren, die in Deutschland immer wie unliebsame Kinder behandelt wurden. Die Rede ist von schlechten B-Movie-Streifen aus dem Hause Lenzi, Romero, Fulchi, Argento oder Damato. Mit reißerischen Titeln wie "Das Haus an der Fiedhofsmauer", "Sado - Stoß das Tor zur Hölle auf" oder "Zombies unter Kannibalen" fanden diese Streifen unter großem Bangen der Elternschaft und Zensurbehörden ihren Platz in so manchen deutschen Kinos und Videotheken. Auf der Leinwand gab es von sabbernden Zombiehorden über gelangweilte Neurotiker, die ihre Frauen ausstopfen, unschuldige amerikanische Fernsehteams, die von Kannibalen gegessen werden, bis hin zu peinlichen Komissaren inkl. leicht bekleideter Anhängerschaft eine Menge Blut und vor allem viel psychotische Filmmusik. Abgesehen von Fabio Frizzi, Giorgio Gaslini oder Riz Ortolani war es hauptsächlich die italienische Progressiv-Band The Goblin um Claudio Simonetti und Massimo Morante, die so manch miesen Film durch atmosphärische Soundtüftelei vor dem Ausgeschaltetwerden bewahrte. Gegründet wurde The Goblin 1975. Als Trio starteten sie aber zunächst schon 1972 unter dem Namen Cherry Five mit der Aufnahme etlicher Tapes. Nachdem Eddi Odford (der im übrigen auch die Band Yes produzierte) einige dieser Tapes vorgesetzt bekommmen hatte, entschloss er sich, die Band nach England einzuladen, wo diese um drei weitere Mitglieder bereichert wurde. Es kam jedoch schnell zur Auflösung, bis der italienische Altmeister des surrealen Lollipophorrors Dario Argento (dessen Töchterlein Asia Argento im übrigen Michel Moynihans Buch „Lord of Chaos“ verfilmen wollte) Claudio Simonetti und seine Gefolgschaft mit einigen Mitgliedern der Gruppe Etna zusammenführte. Seine Filme sollten sie musikalisch unterstützen, und so kam es, dass sich das Projekt den Namen The Goblin zulegte. Etlichen Filmen, wie „Tenebre“, „Profondo Rosso“, „Buio Omega“ oder Romeros legendäre „Dawn of the dead“-Verfilmung verliehen The Goblin ihre spezielle Note. Neben dem Einspielen von Gruselmusik waren die Herrschaften aber auch musikalisch anderweitig tätig. So entstanden einige Spaghetti-Rock Alben, die problemlos beim Pizzabäcker um die Ecke laufen könnten, bei mir aber im großen und ganzen wenig Anklang fanden. 1989 löste sich die Band auf, raufte sich 1998 und 2001 dennoch für die Filmwerke „Mind Eye“ und „Non ho sonno" zusammen. Die Platte, die ich hier besprechen möchte, untermalt einen der besten und wohl auch bekanntesten Filme, den das italienische Giallohorrorgenre hervorgebracht hat. Der von Dario Argento gedrehte Film „Suspiria“ aus dem Jahre 1977 ist definitiv als ein Meilenstein der italienischen Horrorfilmwelt zu sehen. In leuchtenden Farben erzählt „Suspiria“ die mysteriöse Geschichte einer Tanzakademie in Freiburg, die von der jungen Amerikanerin Susy Banyon besucht wird. Es stellt sich im Laufe des Plots heraus, dass die Tanzakademie in früheren Zeiten als Wohnsitz einer Hexe diente. Ich kann jetzt schon sagen, dass Musik und Bild in diesem Film perfekt miteinander harmonieren. Der Opener der Platte nennt sich wie Albumtitel und Film „Suspiria“ und beginnt mit einer unheimlichen Spieluhrenmmelodie, die von einem finster klingenden Stimmgesäusel unterlegt wird. Die Spannung nimmt, wenn das Geräusch alter Synthies erklingt, zu. Das Lied flacht ab und wird duch einen Synthieton, der wohl als Übergangsstück dient, in ein hymnisch-düsteres Progrockstück verwandelt, das von schnellen Drums, über psychodelische Orgeln bis zu einer herzrasenden Synthiemelodie Horrormusik vom feinsten ist. „Suspiria“ ist eine absolut stimmige Veröffentlichung, wie sie zu einem Gruselfilm nicht hätte besser sein können. Aber auch weitere Veröffentlichungen von The Goblin können dieses Niveau aufrechterhalten. Nicht nur für Freunde des Argento-Films ist diese Platte geeignet, sondern auch für diejenigen, die spannenden Progressiverock mögen.
Martin N. für nonpop.de
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Zusammenfassung
„Suspiria“ist eine absolut stimmige Veröffentlichung, wie sie zu einem Gruselfilm nicht hätte besser sein können. Aber auch weitere Veröffentlichungen von The Goblin können dieses Niveau aufrecht erhalten. Nicht nur für Freunde des Argento-Films ist diese Platte geeignet, sondern auch für...
Inhalt
1 Suspiria (6:03)
2 Witch (3:14) 3 Opening to the Sighs (0:34) 4 Sighs (5:18) 5 Markos (4:07) 6 Black Forest (6:06) 7 Blind Concert (6:18) 8 Death Valzer (1:53) 9 Suspiria (Celesta and Bells) (1:50) 10 Suspiria (Narration) (4:12) 11 Suspiria (Intro) (5:05) |