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Monumentum - In Absentia Christi
Klassiker aus Italien
Kategorie: Rezension
Erstellt: 20.05.2006
Wörter: 786
Artikelbewertung:
positiv:-167% negativ:267%
And wherever I touch you, or kiss you, or lay my hands on you, I can feel the cold bones of a dead.
(U. Tarchetti “Memento Mori” 1879)
Monumentum ist eine Progressive Rock-Formation aus Italien, welche 1987 von Roberto Mammarella (Inhaber des Avantgarde Record Labels), Mark Westfall, Mox Christadoro und Anthony Duman gegründet wurde. Beeinflusst von verschiedenen 80er-Formationen wie Celtic Forst und Christian Death veröffentlichte man 1990 das Demo „Musaeum Hermeticum“ und plante, weitere Demos und Platten bei DSP (Death Like Silence Production, Label des norwegischen BM-Guru Euronymous/Mayhem) zu veröffentlichen. Allerdings lösten sich Monumentum vorzeitig auf und nach dem Tod von Euronymous im Jahr 1993 erübrigten sich weitere Pläne. 1994 formierten sich Monumentum allerdings neu, im Zuge eines Line-Up-Wechsels stießen Paolo Mauri, Andrea Zanetti (Iconoclast) und Francesca Nicoli (Ataraxia) hinzu. Bereits ein Jahr später veröffentlichte man das Album „In Absentia Christi“, welches an dieser Stelle noch einmal genauer vorgestellt werden soll.
Militante Metal-Verweigerer brauchen an dieser Stelle natürlich nicht weiter lesen, auch wenn Monumentum weder Black Metal, Doom Metal oder Metal allgemein ist. Kurios ist natürlich, dass Euronymous an der Musik interessiert war, da Monumentum rein musikalisch betrachtet mit der Idee norwegischen Black Metals absolut nichts zu tun hatte. Strange ways halt. Monumentum kann man eigentlich in keine Schublade stecken, umso besser also, dass man den Begriff „Progressiv“ so herrlich als Joker einsetzen kann. Es lohnt tatsächlich mehr, zu schreiben, was Monumentum zu „In Absentia Christi“ Zeiten NICHT ist, als für die Platte ein musikalisches Domizil zu suchen. Das Album ist keine x-beliebige, düstere Scheibe, keine pseudo-antichristliche Rockplatte und schon gar keine pathetische Trauermusik. Dieses Album ist authentische Dunkelheit, ein Tritt ins Antlitz jedes gottesfürchtigen Menschen. Es ist eine Entblößung des Lebens, ja fast schon vertonter Nihilismus. Das zu Beginn dieser Rezension angeführte Zitat (von Monumentum als Textpassage genutzt) reflektiert, worum es geht: Oberfläche, Schönheit - der Allgegenwärtigkeit des Vergehens und Sterbens ausgesetzt. Und hinter der schimmernden Welt des Lebens steht der Tod, die unbegreifliche Macht, die uns alle frisst. Kein Grund also zur Freude, zur Hoffnung auf eine andere und bessere Existenz - wenn es ein Fest gibt, dann das Fest für die Maden, wenn wir unter die Erde kommen und verfaulen. Es gibt keine Erlösung, nur die Tatsächlichkeit des Verfalls, des physischen Todes. Hier helfen weder Religion noch Spaßgesellschaft weiter.
Was gerade wie ein Trip meinerseits klingt, ist eigentlich nur eine Umschreibung, was den Hörer auf der ersten Monumentum-Platte erwartet. Avantgardistische Elektronik trifft auf doomige Gitarrenriffs und variablen männlichen und weiblichen Gesang, derartig bizarr und finster, dass das Zuhören sehr anstrengend sein kann, natürlich nur, wenn man in derartigen (hymnenhaften) Melodien zu versinken vermag. Gleich der Opener „A thousand breathing crosses“ ist so sehr Ausdruck instrumentaler und geheimnisvoller Tonkunst, dass einem das Lachen vergeht, herrlich. Das darauf folgende Stück „Battesimo: Nero Opaco“ ist mehr Soundcollage als Musikstück, einleitend für den Titel „Consuming Jerusalem“, ein schleppendes und schwermütiges Doom-Stück, versehen mit männlichem Sprechgesang und weiblichem Stimmeinsatz. Erster Höhepunkt ist der vierte Track, eine Coverversion des Visage-Pop-Klassikers „Fade to grey“. Wer die 80er-Tanz-Schnulze kennt und mag, wird hier eines besseren belehrt. Dieser Titel wird auf schleppendes Tempo reduziert, der Text gewinnt durch die musikalische Interpretation eine ganz neue Bedeutung. Weltklasse - Anti Pop mal ganz anders. Weiter geht es mit den nicht minder sinistren Stücken „From these wounds“, „On Perspective of Spiritual Catharsis“ und „Terra Mater Orfanorum“, die allesamt mit bizarren Melodien und schwermütiger Grundstimmung aufwarten können. Absoluter Höhepunkt des Albums ist natürlich der Hit „La Noia“, ein 9 Minuten langes Musikstück, das in sich nahezu alle Facetten nihilistischer Tonkunst trägt: Schleppend langsam, einprägsame Melodie, tiefer männlicher Sprechgesang- ja, der passende Soundtrack für das eigene Begräbnis (wenn man es denn dramatisch inszeniert haben möchte), klingt auch in der 50sten Rotationsrunde noch erfrischend tödlich. Wahnsinn.
Abschließend - dieses Album gehört zu den wichtigen Veröffentlichungen im Bereich jüngerer avantgardistischer und finsterer Musik. Doom Metal- und Funeral Doom Movement-Leute sollten, sofern sie diese Platte nicht kennen, unbedingt reinhören, Anhänger experimenteller Dark Ambient - und Ritualmusik dürften auch ihre Freude an diesem Werk finden. Für Antichristen, Black Metal-Fans (Haha!) und Genießer echter, schräger/finsterer Musik sowieso Pflicht. Vorsicht aber bei späteren Publikationen, mit weiteren Line Up-Wechseln kam es auch zu gewaltigen musikalischen Veränderungen, welche nicht an diese erste Scheibe anknüpfen können.
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Zusammenfassung
Dieses Album gehört zu den wichtigen Veröffentlichungen im Bereich avantgardistischer und finsterer (Gitarren-) Musik. Doom Metal- und Funeral Doom Movement- Fans sollten, sofern sie diese Platte nicht kennen, unbedingt reinhören, Anhänger experimenteller Dark Ambient- und Ritualmusik dürften...
Inhalt
Tracklist:
01 Battesimo : Nero Opaco
02 A Thousand Breathing Crosses
03 Consuming Jerusalem
04 Fade To Grey
05 On Perspective Of Spiritual Catharsis
06 Selunhs Aggelos
07 From These Wounds
08 Terra Mater Orfanorum
09 Nephtali
10 La Noia
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