Wem Tom Waits, Arthur Brown, Edgar Band Broughton und Frank Zappa nicht ganz unbemerkt an seinen Ohren und seinem Verständnis für Musik vorbeigerauscht sind, sollte sich einen weiteren schrägen Künstler nicht entgehen lassen. Die Rede ist von Don Van Vliet alias Captain Beefheart, dessen zuerst 1969 erschienene Platte "Trout Mask Replica" auch an dieser Stelle besprochen wird.
"Trout Mask Replica" von Captain Beefheart könnte man auf verschiedene Art und Weise rezensieren: nach ihrer Bedeutung für andere Musiker, nach ihrer Einmaligkeit bis in unsere Tage hinein und nach den subjektiven Eindrücken eines widerlichen Schreiberlings, der mit aller Gewalt eine Platte rezensieren möchte. Allen drei genannten Kriterien möchte ich hier einigermaßen gerecht werden. Auch wenn Captain Beefheart immer behauptete, von keinem Stil beeinflusst zu sein, findet sich auf dieser radikalen Platte in jedem Fall eine exzentrische Melange aus Avant-Garde, Free-Jazz, experimentellem Blues und Boogie. Die unverwechselbar raue Stimme schlägt auch mal nach eingelegtem Sprechgesang hohe Töne an, die schon mal eher nach einer Melodie klingen. Zudem ist "Trout Mask Replica" eine vollkommen durchkomponierte angeblich in einem Rutsch aufgenommene Scheibe, die mit scheinbar krummen Rhythmen den Zuhörer voll und ganz fordert. Wenn man sich aber dem scheinbaren Gewirr von Rhythmen, „verspielten“ Melodien, Gesang und extravaganter Instrumentierung neben Krächzen und Pfiepen aufgeschlossen hat, merkt man das dennoch perfekte Zusammenspiel aller Komponenten und mindestens dreifach übereinanderliegender Rhythmen. Das haut wohlklanggewohnten und schöngeistigen Zuhörern alle mal auf die Ohren und schlägt sie in die Flucht. Zum Klingen kommen die Lieder fast von selbst und auf alle Fälle gewollt und auch gekonnt. Jeder Song, der dann auf der einen Seite nur für sich selbst funktioniert, bildet auf der anderen Seite ein kleines Stückchen "Trout Mask Replica" und in jedem Fall Captain Beefheart And His Magic Band – ein unvergleichliches Original und typischste und zugleich Höllen-Album. Don Van Vliet bekam den Spitznamen Captain Beefheart von seinem alten Schulfreund Frank Zappa. In den frühen 60ern spielten die beiden zusammen in einigen kurzlebigen Bands, nahmen auch später gemeinsame Platten auf und gastierten sich gegenseitig in den jeweiligen Bands. Captain Beefheart hatte seit 1965 wohl Schwierigkeiten seine Stücke zu veröffentlichen und so kam es auch, daß Frank Zappa 1969 die Trout Mask Replica produzierte. Seit Anfang der 80er Jahre hat sich Captain Beefheart voll und ganz seiner Malerkarriere gewidmet und gab dafür die Musik auf. Seine Malerei macht ihn auch heute noch um ein vielfaches auch kommerziell erfolgreicher. Wenngleich Captain Beefhearts Musikkarriere sowohl finanziell als auch ideell nicht vom gewünschten Erfolg und Respekt gekrönt war und er auch deshalb die Musik aufgegeben hatte, stieg ironischerweise seine Bedeutung für andere Musiker der gerade aufkommenden New-Wave- und Punkbewegung. Selbst Tom Waits nennt in vielen Interviews Captain Beefheart als seinen wichtigsten musikalischen Einfluß. Bis heute lebt Don Van Vliet mit seiner Frau zurückgezogen und umgeben von seltenen Pflanzen und Tieren in der Mojawe-Wüste.
Patrick M. für nonpop.de
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Zusammenfassung
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Inhalt
1.Frownland
2.The Dust Blows Forward 'N Dust Blows... 3.Dachau Blues 4.Ella Guru 5.Hair Pie: Bake 1 6.Moonlight On Vermont 7.Pachuco Cadaver 8.Bills Corpse 9.Sweet Sweet Bulbs 10.Neon Meate Dream Of A Octafish 11.China Pig 12.My Human Gets Me Blues 13.Dali's Car 14.Hair Pie: Bake 2 15.Pena 16.Well 17.When Big Joan Sets Up 18.Fallin' Ditch 19.Sugar 'N Spikes 20.Ant Man Bee 21.Orange Claw Hammer 22.Wild Life 23.She's Too Much For My Mirror 24.Hobo Chang Ba 25.The Blimp (Mousetrapreplica) 26.Steal Softly Thru Snow 27.Old Fart At Play 28.Veteran's Day Poppy |