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Dominik T.

GREGORIO BARDINI: Komitas


GREGORIO BARDINI: Komitas
Genre: Klassik
Verlag: Arx Collana
Medium: CD


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Der Flötist und Musikwissenschaftler GREGORIO BARDINI hat eine interessante musikalische Laufbahn hinter sich, die es wert ist hier kurz umrissen zu werden: BARDINI war früh Teil der obskuren Kassettenkultur/Ritual/Industrial- Musikszene Italiens. Beispielsweise war er Mitstreiter einer ganz frühen Inkarnation des Projekts THELEMA (meist auf MUSICA MAXIMA MAGNETICA), die gerade wieder auf SMALL VOICES ein Album veröffentlicht haben und die vielleicht einigen durch ihren "Okkult/Sauflied- Neofolkhit" "Glory Of The Hawk" bekannt sind. Zu Zeiten seines Engagements dort spielte man aber noch rituelle Musik, durchaus vergleichbar mit ihren Landsmännern und Zeitgenossen von LASHTAL (NEKROPHILE Rec.). Vor allem aber ist BARDINIS Name untrennbar mit einigen Projekten seines engen Freundes SIMONE BALESTRAZZI verbunden. In erster Linie denkt man hier an die Formation T.A.C. (steht für "Tomografia Assiale Computerizzata"), die in ihrer Karriere ganz verschiedene Stile durchliefen (Ritual, Neofolk etc.), u.a. bei CTHULHU (ERNTE, BLOOD AXIS etc.) veröffentlichten und auch mit KIRLIAN CAMERA zusammenarbeiteten. Dort sind BARDINI- Spuren allerdings nicht so ausgeprägt, mehr finden sie sich bei heute total vergessenen, weiteren Projekten aus dem T.A.C.- Umfeld. Zu nennen wäre hier RAZZA VENTURA, benannt nach einem theosophischen Initiationsroman von EDWARD BULWER-LYTTON ("Die kommende Rasse"), und THE PARTS, die krassen Grindcore/Industrial spielten, den man beschreiben könnte als eine Mischung aus DER BEKANNTE POSTINDUSTRIELLE TROMPETER und NAKED CITY. Besonders interessant ist aber in diesem Zusammenhang das Projekt KINO GLAZ, die 1987 bei ADN (steht für "Auf dem Nil"), dem seinerzeit besten italienischen Label für Experimentelles/Industrial, eine LP namens "Al Paso Con L'Arcangelo" veröffentlichten. Neben BARDINI und BALESTRAZZI gehörte noch CELESTINO PES von den neofolkloristischen KIRLIAN CAMERA- Freunden ANDROMEDA COMPLEX dazu. Der esoterische Hintergrund war parallel zum kurz vorher erschienenem AIN SOPH- Meisterwerk "Ars Regia" stark von JULIUS EVOLA und vor allem GIULIANO KREMMERZ (Evolas "Die Hermetische Tradition" lesen.) geprägt und musikalisch war man nicht weit von folkig/ethnisch orientierten T.A.C. entfernt. Weitere Projekte, mit denen BARDINI über die Jahre zusammenarbeitete, waren TUXEDOMOON, LOUNGE LIZARDS, ALIO DIE, SOL INVICTUS (nur live) und auch TERRE DI MEZZO (heute CONTEA), sowie ANTICA TRADIZIONE (ebenfalls nur live), zwei italienische Folk-Projekte, die man sich anhoeren kann und die  bildlich gesprochen, rechts Händchen halten, während Neofolkprojekte sich mehr oder weniger geschickt bemühen genau auf der politischen Korrektheitslinie zu balancieren. Schlußendlich veröffentlichte BARDINI über all die Jahre auch immer wieder Alben und Samplerbeiträge unter seinem eigenen Namen (u.a. auch ein- oder zweimal auf den ominösen THAGLASZ- Samplern), erwähnenswert  ist hier  vor allem das frühe  Album "Eurasia" (bei Artware noch für 3 Euro zu bekommen),  welches  alte Musik dieses Kulturkreises präsentiert, das Album "Arx", welches eher keltisch inspiriert scheint und auch ein BLOOD AXIS- Hörer zufriedenstellen sollte, sowie "The Cosmic Milk", in Zusammenarbeit mit CARLO CANTINI entstanden, ein berühmter Violinist, der schon für STEVIE WONDER (!) geigte.  Alles in  allem sind das Werke, die  speziell  Freunden  solcher  Projekte  wie  (frühe) ALIO DIE,  OÖPHOI, KLAUS WIESE oder  gar (frühe) ALLERSEELEN gefallen dürften.
Nun aber zur vorliegenden "Komitas"- CD, der Name bezieht sich auf KOMITAS VARDAPET (1869-1935), einen wichtigen armenischen Komponisten,  mit  dem sich  BARDINI auch schon einige Male schriftlich auseinandersetzte. Komitas Name  ist  untrennbar mit dem armenischen Unabhängigkeitskampf gegen das osmanische Reich (Türkei) verknüpft, weil er trotz der Deportation im Zuge des Völkermords an den Armeniern überlebte; ein Teil seiner Liedersammlung allerdings nicht. Was gibt es nach all diesem Vorgeplänkel über die Musik zu sagen? Nun, BARDINI interpretiert hier Kompositionen dieses Komponisten, insofern empfehle ich, bei  vagem Interesse zunächst etwas mehr über KOMITAS zu lesen. Die Instrumentierung ist recht spartanisch, ein Umstand der den sakralen Charakter der Musik aber nochmals verstärkt. BARDINI spielt verschiedene Flöten, begleitet wird er lediglich von PAOLO LONGO, der ab und an eine klassische Gitarre, Klavier (1x) und verschiedenes Schlagwerk bedient. Ich halte die Musik für durchaus sehr szenekompatibel, weil sie an einigen Stellen direkt an frühere Veröffentlichungen wie eben KINO GLAZ anknüpft (d.h. KINO GLAZ knüpften an KOMITAS an). Insofern ist das "Komitas"- Album eine dicke Empfehlung, sowohl für Sammler atmosphärischer Ritualmusik, als auch für aufgeschlossene Hörer, die sich vorstellen können von fremd und archaisch anmutender  Musik aus dem eurasischen Kulturraum in den Bann gezogen zu werden.

 
Dominik T. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» ARX COLLANA (BARDINI Label)


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Zusammenfassung
GREGORIO BARDINI interpretiert mit Flöte Stücke des armenischen Komponisten KOMITAS VARDAPET. Siehe Text.

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