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Axel M.

SUICIDE: Ghost Riders

Live-LP auf ROIR


SUICIDE: Ghost Riders
Genre: Minimal
Verlag: ROIR
Erscheinungsdatum:
2006
Medium: CD / LP
Preis: ~12,00 €
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Seit dem Gründungsjahr 1971 besteht das Duo SUICIDE aus Alan Vega (Stimme, Gesang) und Martin Rev (elektronische Instrumente). Bis Mitte der Siebziger dümpelten sie in Übungsräumen dahin oder auf obskuren Kunstveranstaltungen vor kleinem Publikum, bevor sie im legendären Punk-Schuppen CBGB's dann mit den Ramones, Patti Smith, Johnny Thunders und anderen einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wurden.

Wobei man sich nicht von den anderen Namen täuschen lassen darf: die Musik von SUICIDE hat mit Punk überhaupt nichts zu tun, ist es doch eher von Rev auf einem Synthesizer produzierte Minimal-Elektronik zu einem Drum-Computer, ergänzt durch Vegas Grunz-, Sprech-, Schreigesang, und das alles zumindest live kaum verständlich. Genaugenommen das Bindeglied zwischen Minimal-Industrial á la CABARET VOLTAIRE und THROBBING GRISTLE und dem klassischen New York City-Punk - nennen wir es einfach Elektro-Punk, was Anderes ist etlichen Musikmagazinen dazu auch nicht eingefallen.

SUICIDE haben es insgesamt auf 5 "reguläre" Alben gebracht:

1977 "Suicide" mit den viel gecoverten Klassikern "Ghost Rider" und "Rocket USA"

1979 "The Second Suicide Album"

1988 "A Way Of Life"

1992 "Why Be Blue"

2002 "American Supreme"

Die Zwischenräume füllte Vega mit einigen Solo-Alben (musikalisch eine Mischung aus Elektronik und Rockabilly) und dem Erschaffen von Skulpturen (nach eigener Aussage auch seine Lieblingstätigkeit), Revs musikalischer Output war - zumindest für mich - eher uninteressant und wurde auch vom Plattenkäufer nicht großartig beachtet. Es bleibt festzustellen, daß Vega zwar sehr gut ohne Rev existierte, aber nicht Rev ohne Vega.
Das New Yorker Label Reach Out International Records (ROIR - www.roir.com) begann mit der Veröffentlichung obskurer Livemitschnitte, Kompilationen, Outtakes etc., anfangs nur auf Kassette, später dann auch CD und LP. Bezüglich SUICIDE beglückten sie uns mit "Half Alive" (Live- und Home Studio-Outtakes 74-79) sowie "Ghost Riders" (live 19. September 1981 zum 10jährigen SUICIDE-Jubiläum im Walker Art Center in Minneapolis). Letztere Platte ist nun auch die eigentliche Grundlage unser Besprechung.

1. Rocket USA: "It's doomsday, doomsday - gonna crash and die!" - klingt wie ein wildgewordener Elvis auf Unmengen an Speed, gecovert unter anderem von HEAD OF DAVID; das wohl bekannteste SUICIDE-Stück.

2. Rock n' Roll Is Killing My Life: der von Rev auf Lied 1 erzeugte Maschinengewehr-Sound geht jetzt etwas zurück zugunsten einer SOFT CELL-mäßigen Hommage an den KING?!? Vielleicht eine Erklärung für den Titel.

3. Ghost Rider: "Ghost rider, motorcycle hero - America is killing his youth!" - ebenfalls häufig gecovert, unter anderem von HENRY ROLLINS und den dänischen SODS. Hier dominiert wieder der hämmernde Drum-Computer.

4. Dream Baby Dream: "Dream, dream, dream, dream on your own - forever" - eine der wenigen SUICDE-Balladen, 1979 auf 12"-Single erschienen. Hier klingen sie etwas wie die frühen VELVET UNDERGROUND.

5. Sweet White Lady: neben Skulpturen eines von Vegas weiteren Lieblingsthemen, natürlich den Damen Heroin, Kokain und Speed gewidmet - "It's called Herion - don't do that shit! Sweet white lady, she's so beautiful..."

6. Harlem: "Harlem got you by the balls..." - das stimmlich intensivste Stück, quasi getragen vom Drum-Computer und Vegas Gebrüll, was hier an einen völlig entfesselten JAMES BROWN erinnert. Zum Ende des fast zehnminütigen Liedes übernimmt dann der Synthesizer Vegas Part, atonal und chaotisch.

7. 96 Tears: "To many teardrops for one heart to be cried..." - Coverversion des Garage Rock-Klassikers der ? AND THE MYSTERIANS von 1966, hat damals auch jede Punk-Band gerne gecovert.

Leider ist die Platte nach ungefähr 47 Minuten und 7 Krachern zuende. Hat bisher jeden begeistert, dem ich sie vorgespielt habe - lieferbar auf LP und CD. Diese Energie traut man Vega, der eher wie Mamas Liebling aus einer Großfamilie in Spanish Harlem aussieht, gar nicht zu.

Das Internet hat die beiden nicht so interessiert, ich habe aber über Google einen halbwegs brauchbaren Verweis gefunden (www.limbos.org/suicide/suicidev2.htm) mit ausführlicher Diskographie von SUICIDE und VEGA solo. Es gibt auch 2 Tribute-Sampler: YOUR INVITATION TO SUICIDE von der Gitarrenfraktion sowie WE'RE ALL FRANKIES von der Elektro-Fraktion (mit DIVE, NEON JUDGEMENT UND KIRLIAN CAMERA) - kann man haben, muß man aber nicht.

Neben allen Sachen von SUICIDE solltet ihr aber auf jeden Fall Vegas Solo-Platten ein Ohr gönnen, alle durch die Bank weg gut - genauso auch seine Kollaboration mit ALEX CHILTON und BEN VAUGHN (Cubist Blues) und DIE HAUT (Head On).

Zum Abschluß lassen wir Vega selbst sprechen: "Bei SUICIDE ging es immer ums Leben. Aber wir konnten uns nicht LEBEN nennen. Wir hätten niemals einen Auftritt bekommen. So nannten wir uns SUICIDE, weil wir das Leben anerkennen wollten."

Kein weiterer Kommentar.

Axel Meese, April 2006
www.neue-aesthetik.de


 
Axel M. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Roir
» Artikel
» Neue Ästhetik


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