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Michael We.

Klein, alt, sexy. Das TRIKONT-Interview

Ein Gespräch mit EVA MAIR-HOLMES über das Münchner Label


Klein, alt, sexy. Das TRIKONT-Interview
Kategorie: Spezial
Wörter: 1244
Erstellt: 18.08.2012
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Hallo EVA! Lass uns ganz vorne anfangen, nämlich mit dem Namen: TRIKONT als Abkürzung für 'Trikontinental' steht für die Kontinente Lateinamerika, Afrika und Asien, als Oberbegriff für die ärmsten Länder der Welt. Hat TRIKONT heute noch was mit diesen Ländern zu tun, oder stammt der Name aus einer anderen Zeit?

Der Name stammt natürlich politisch aus einer ganz anderen Zeit, und ist entstanden über einen Buchverlag. Der MUSIKVERLAG TRIKONT, der kam später dazu. Das war ein Buchverlag, und daraus ist auch Musik entstanden, und irgendwann ist der Buchverlag Pleite gegangen und der Musikverlag ist übrig geblieben. Es hat sich natürlich in eine andere Richtung entwickelt, aber vielleicht ist ein bestimmtes Bewusstsein immer noch da. Es gab eine starke Bewegung als das anfing mit Musik, da haben die damals auch viel Musik aus solchen Ländern gemacht. Also diese ganzen Umstürze in Chile, in Lateinamerika, da gab es sehr viele Verbindungen von TRIKONT dahin. TRIKONT hat zum Beispiel CHE GUEVARAs Tagebuch veröffentlicht, weil FIDEL CASTRO das nur mit TRIKONT machen wollte; das waren damals die Bezüge.

Du hast es schon gesagt, der TRIKONT BUCHVERLAG hat vorwiegend Protest- und Alternativliteratur veröffentlicht. DUTSCHKE, COHN-BENDIT, CHE GUEVARA ... Würdest Du sagen, dass der TRIKONT MUSIKVERLAG heute auch noch politisch ist?

Also politisch schon allein deshalb, weil wir eigenständig geblieben sind. Wir sind, glaube ich, eines der letzten und eines der ältesten Independent-Labels. Die Bands, die bei uns sind, wissen, sollten sie Erfolg haben – und das ist natürlich immer spekulativ und nie abzusehen, ist aber auch ehrlich gesagt nie die erste Begründung dafür, dass wir was machen –, die wissen alle, dass das bedeutet, dass sie damit all die anderen mittragen, die den Erfolg nicht haben. Das ist quasi ein System, auf das sie sich einlassen, wo klar ist: Wir könnten uns jetzt auf zwei, drei erfolgreiche Gigs begrenzen. Dann könnten wir sagen: Super, machen wir alles, Booking, Label, Management, wunderbar. Das wollen wir aber nicht.
Wir haben immer auch den Anspruch, dass wir Sachen machen, die erstmal scheinbar nicht vielversprechend klingen, aber die uns gefallen. Wo wir denken, die sollte man machen. Gerade auch bei Samplern zum Beispiel. Wo wir eine Notwendigkeit sehen, es zu machen. Das heißt, wenn die erfolgreicher werden, wie HANS SÖLLNER oder LABRASSBANDA zum Beispiel, da ist vollkommen klar: Wir freuen uns riesig, wenn's gut läuft, und damit können wir Projekte machen, die wir sonst nicht machen könnten. Das heißt natürlich nicht, dass die ihr Geld nicht kriegen, also das sind schon faire Bedingungen, unter denen man bei uns Künstler ist, oder Herausgeber. Aber da weichen wir nicht ab, das ist uns ganz wichtig.

Haltet Ihr diese gemeinschaftliche Verantwortung, die Philosophie auch vertraglich mit den Künstlern fest?

Das ist jetzt nicht im Vertrag drin, aber das sind Gespräche. Wir sind ja klein, wir können eh nur Bands machen, wo's menschlich stimmt. Anders geht's gar nicht. Wir müssen einen menschlichen Zugang finden. Natürlich muss die Musik auch so sein, dass sie uns gefällt. Aber dadurch, dass wir so klein sind, laufen ja ständig Gespräche. Es ist bei uns nicht so wie bei einem Major, dass Du sagst: Ok, wir signen dich, und dann gibt's die und die Abteilung, da wird das und das gemacht. So produzieren wir ja nicht. Das sind endlose Gespräche. Wir sind in den Entwicklungen drin. Auch wenn's ans Studio geht. Wir sind immer involviert. Anders können wir gar nicht arbeiten. Dann sind wir auch nicht gut. Wir müssen da mit Feuer und Flamme dabei sein und wir müssen drin sein in diesen Projekten.

Wie viele Menschen arbeiten bei TRIKONT?

Wir sind vier Leute und ein Lehrling. Und ab und zu haben wir Praktikanten.

HANS SÖLLNER: Der Huaba

Du hast mehrfach Euer enges Verhältnis zu den Künstlern angesprochen. Nehmen wir mal das Beispiel HANS SÖLLNER, der Euch ja sogar schon eine Hausdurchsuchung eingebracht hat. Wie eng steht Ihr in Kontakt, wie sehr betreut und helft Ihr ihm auch, wenn es wieder mal Ärger gibt mit der Polizei?

Bei HANS SÖLLNER ist das eine Freundschaft zwischenzeitlich. Das ist über so viele Jahre gewachsen, das ist was ganz Nahes. Wenn da was ist, dann berät man sich auch, oder man stellt den Anwalt. Das sind Geschichten, da sind wir natürlich involviert. Es ist nicht so, dass wir den damit allein lassen.

Wie kommt bei Euch ein Vertrag zustande, der zu so engen Bindungen führt? Du hast gesagt, dass Ihr von Anfang an dabei seid. Seht Ihr Bands, auf Festivals, verfolgt Ihr Karrieren, seid Ihr unterwegs und sucht?

Also es ist nicht so, dass wir Scout-mäßig ständig unterwegs sind. Manchmal siehst Du was auf Festivals, schon weil eigene Bands dort sind. Oder auf Konzerten von unseren Bands, dann spielt eine Vorband oder so. Ich kann mal zwei Beispiele machen:
Bei LABRASSBANDA war's so, dass uns ganz unterschiedliche Leute angesprochen haben auf diese Band. Im BAYERISCHEN RUNDFUNK gibt's einmal im Jahr die BAVARIAN OPEN, da spielen alle möglichen Bands, da haben die gespielt. Und das war ausgerechnet das erste Jahr, in dem wir nicht dort waren, weil wir nicht konnten. Da sind wir schon stutzig geworden, weil so unterschiedliche Leute uns angesprochen haben. Dann hieß es: Da gibt's ne Handynummer, ruf den doch mal an. Das war dann der STEFAN DETTL (der Trompeter von LABRASSBANDA), bei dem hab' ich angerufen, auf MYSPACE drei, vier Songs gehört, mehr wussten wir nicht. Die fand ich aber schon nicht schlecht. Man hat sich getroffen, wir haben uns unterhalten, da haben wir schon gemerkt: Da ist was, was Besonderes, das wir mögen! Es war aber überhaupt nicht absehbar, was da passiert. Wir haben nicht gleich gedacht: Hey woooow, super, da geht jetzt was! Das einzige, was wir wussten: Die Typen sind perfekt an ihren Instrumenten, motiviert und machen einfach geiles Zeug. Und so ist das entstanden.
Das war eine der schnellsten Produktionen, die wir überhaupt jemals gemacht haben. Die wollten dann, glaube ich, auf irgend so ein Festival in der Tschechei, da haben sie die CD gebraucht. Wir haben in einer Hau-Ruck-Aktion diese CD gemacht, und dann nach und nach hast Du gemerkt: ok … Ein einschneidendes Erlebnis war das Münchner Stadtfest, da haben die gespielt auf einer kleinen Bühne. Ein paar Biertische, ein paar Buden und so, und wir hatten mitgebracht: 90 CDs zum Verkaufen. Und dann haben wir gemerkt: Das gibt's ja gar nicht, die bleiben ja alle stehen. Kein Passant auf diesem Stadtfest, der da vorbeigelaufen wäre. Am Schluss waren es, glaube ich, 8.000 Leute. Meine Jungs sind dreimal hochgefahren ins Büro, um nochmal CD-Nachschub zu holen.
Bei ATTWENGER war's so – ATTWENGER, eine Band aus Österreich: Die haben uns eine Kassette damals geschickt, ein Video dazu, und das war was, auf was wir eigentlich immer gewartet haben. ACHIM war ein absoluter POGUES-Fan, und immer war es komisch, dass es sowas hier nicht gibt. Und nachdem wir uns die Kassette angehört hatten, sind wir los und haben uns eine Flasche Sekt gekauft. Weil es war völlig klar: Die sind genau das, auf was wir gewartet haben. Die sind gekommen, wir sind was Trinken gegangen – sind inzwischen übrigens auch gute Freunde von uns – und haben gesagt: So Jungs, jetzt legen wir los.

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Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» TRIKONT-Homepage
» TRIKONT-Shop
» TRIKONT @ Wiki
» TRIKONT @ myspace


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