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Michael We.

Relatively Close To NAEVUS

Neue Songs, ein erstes Buch und andere Überraschungen


Relatively Close To NAEVUS
Kategorie: Spezial
Wörter: 1811
Erstellt: 29.04.2010
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Hallo JOANNE, hallo LLOYD. Gerade ist Eure neue 12inch "Days That Go" (Cover am Seitenende) erschienen, darauf drei Stücke. Was erwartet uns: eine Fortsetzung des NAEVUS-Sounds, wie wir ihn zuletzt auf "Relatively Close To The Sea" hören konnten, oder etwas ganz anderes?

LLOYD: "Days That Go" enthält drei rundherum neue Stücke, die wir mit dem neuen Line-Up von NAEVUS eingespielt haben, das heißt: ich, JOANNE, GREG FERRARI und ein heimgekehrter HUNTER BARR an den Drums. (Anm. der Red.: BARR hat schon auf einigen früheren NAEVUS-Veröffentlichungen getrommelt.) Der Sound ist vielleicht ein wenig anders als auf den vorangegangenen Alben, weil wir uns dieses Mal an eine neue Aufnahmetechnik herangewagt haben. Statt die Lieder dadurch entstehen zu lassen, dass wir nach und nach Spur um Spur ergänzen, haben wir alle Stücke erst arrangiert, dann geprobt und auch live genau in dieser Besetzung gespielt, bevor wir ans Aufnehmen dachten. Dazu sind wir tatsächlich alle gleichzeitig im Studio gewesen, auch wenn nachträglich doch noch einige Gitarren und Vocals dazugepackt wurden. Deshalb sind die Songs nun rauer und direkter, genau wie wir es wollten. Wir klingen so wie das neue Line-Up live auf der Bühne. Ganz ähnlich lief das, übrigens in derselben Besetzung, 2003 bei den Aufnahmen zur "The Body Speaks"-EP. Wenn man diese zwei Aufnahmen vergleicht, sieht man ganz präzise, wie sich der Sound der Band über die Jahre entwickelt hat.

Ist die Maxi der Vorbote eines neuen Albums, oder – wie schon häufig in Eurer Bandgeschichte – eine ganz eigene Veröffentlichung, unabhängig von einem eventuellen Longplayer?

LLOYD: "Days That Go" ist als eigenständige Veröffentlichung gedacht. Wir arbeiten an neuen Songs für ein Vollzeitalbum mit dem provisorischen Namen "The Beast". Darauf sollen eigentlich keine Songs der 12inch landen. Ich habe schon ein paar Lieder fertig, sie ähneln Parabeln. Das neue Album wird sich wahrscheinlich sehr von "Days That Go" unterscheiden. Ich will eine ganze Reihe an verschiedenen Kompositionstechniken ausprobieren, wieder mehr Schichten übereinander legen, um dem Hörer viele unterschiedliche Klänge anzubieten.

JOANNE: Unser nächstes Album befindet sich noch im Frühstadium, aber ich freue mich, dass wir schon einen Titel haben und wissen, dass die Lieder wie Parabeln, Erzählungen sein werden. Es inspiriert immer, wenn eine Art Überbau schon steht. Ich ahne, dass wir mehr Akkordeon einsetzen werden. Das Instrument war nicht so präsent auf den vergangenen Alben, aber mein Gefühl sagt mit, dass es wunderbar zu einigen der Songs passen wird, an denen wir momentan arbeiten.

In den vergangenen Monaten habt Ihr vor allem mit diversen Nebenprojekten auf Euch aufmerksam gemacht, insbesondere LLOYD: Ein Soloalbum unter dem Namen RETARDER (NONPOP-Besprechung), Beiträge für den TURSA-Sampler mit CUTTY SARK und MAN EAT MAN EAT MAN – welche Eigenschaften lebt Ihr dort aus, die bei NAEVUS keinen Platz haben?

LLOYD: Das RETARDER-Album, welches Anfang letzten Jahres auf TOURETTE erschien, war ganz besonders wichtig für mich. Manche der Ideen, die ich fürs Komponieren verwendet habe, trug ich ziemlich lange mit mir rum, und es war eine starke Erfahrung, sie endlich zu nutzen. Zum Beispiel die Technik, die ich für den Track "Dead Numbers" angewandt habe. Sie basiert auf einer aleatorischen Methode, mit der ein Strukturwandel definiert werden kann. Es wäre sehr schwer, so einen Ansatz im NAEVUS-Umfeld zu verwirklichen. Außerdem hat NAEVUS nie rein instrumentale Songs aufgenommen; das Konzept von NAEVUS basiert sehr stark auf der klassischen Liedstruktur, aber oft fallen mir Instrumentierungen ein, die keine Vocals brauchen, um Inhalt zu transportieren. RETARDER ist mein Ventil dafür. Ich hoffe, dass ich bald noch mehr Material veröffentlichen kann. Gerade bereite ich den zweiten Liveauftritt von RETARDER vor, am 9. Mai im SHIP OF FOOLS in London. Hoffe, das wird interessant. Allein auf der Bühne zu stehen ist eine ganz andere Erfahrung als mit der Band.

CUTTY SARK ist ARTHUR SHAW, ein Freund von uns, der schon auf dem jüngsten NAEVUS-Album teilweise am Keyboard war. Seine Musik ist sehr interessant, beinahe wie eine englische Version von NOVÝ SVĚT. Ich habe schon meine Stimme und ein paar andere Sachen zu seinen Songs beigesteuert, aber bis auf den Track für den TURSA/KAPARTE-Sampler ist noch nichts veröffentlicht worden. Ich hoffe, dass die Aufmerksamkeit, die diese Compilation mit sich bringt, weitere Veröffentlichungen nach sich zieht.

MAN EAT MAN EAT MAN ist ein Projekt von HUNTER BARR, BEN MCLEES und mir, gegründet ungefähr Ende 2008. Ich freue mich, ein Teil davon zu sein, denn ich kann es mir gönnen, in einer Band zu singen, ohne gleichzeitig die Rhythmusgitarre spielen zu müssen. Obwohl ich manchmal eine lärmige Slidegitarre in der Hand habe und ab und zu sogar eine Posaune. Die Musik stammt in der Regel von HUNTER und BEN, und sie ist rockiger als alles, an dem ich sonst beteiligt bin. Wir haben bisher ungefähr eine halbe Stunde an wertigem Material aufgenommen und planen ein Album, irgendwann in der Zukunft. Außerdem wollen wir häufiger live spielen. Der eine Gig, den wir bis jetzt hatten, hat jedenfalls viel Spaß gemacht.

In Ergänzung zu all diesen Projekten bin ich eine Hälfte des Duos LARK BLAMES – die anderen 50 Prozent hören auf den Namen MARC BLACKIE (SLEEPING PICTURES). Unser zweites Album "The Reins Of Life" wird im Mai auf dem polnischen Label UR MUZIK veröffentlicht. Wir haben es Ende 2008, Anfang 2009 aufgenommen, und für mich fühlt es sich so an, als ob darauf einige der besten Instrumentalstrecken sind, an denen ich je mitgearbeitet habe. Besonders auf das 20minütige Finale "Nimbus" bin ich sehr stolz – es nutzt ähnliche Kompositionstechniken, wie ich sie für "Dead Numbers" oben schon beschrieben habe, was hier aber zu einem ganz anderen Ergebnis führt.

Welche Verbindung habt Ihr zu TURSA und TONY WAKEFORD? LLOYD, trommelst Du immer noch bei SOL INVICTUS?

LLOYD: Ich habe TONY irgendwann 1999 getroffen. Bis ungefähr 2002 saß ich ein paar Mal für SOL INVICTUS an den Drums, aber wirklich nur für einzelne Proben. Die geplanten Gigs kamen aus einer Reihe von Gründen nicht zustande, insofern habe ich nie wirklich auf der Bühne mit SOL INVICTUS gespielt. Eigentlich hat JOANNE sogar mehr Kontakt als ich, denn auf ein paar Songs des kommenden SOL-Albums spielt sie Akkordeon.
TONY ist einer von zwei Organisatoren der SHIP OF FOOLS-Nächte in London, ich bin dort ständiger DJ (DJ HORNPIPE), also sehe ich ihn regelmäßig. Gerade stoppele ich aus diversen Auftritten ein DUO NOIR-Livealbum zusammen (Anm. der Red.: ein Projekt von TONY WAKEFORD, ANDREW KING und MATT HOWDEN), und TONY und ich arbeiten an einem gemeinsamen Album, welches irgendwann in der Zukunft das Licht der Welt erblicken wird. Wir kriegen da hoffentlich was hin, das einem Vergleich mit dem exzellenten Album "Revenge Of The Selfish Shellfish" standhält, welches TONY mit STEVE STAPLETON von NURSE WITH WOUND in den frühen 90ern produziert hat.

neofolk

JOANNE hat mal in einem älteren Interview gesagt, dass Euch thematisch nichts mit der Neofolk-Szene verbindet, weil Ihr nicht auf die Vergangenheit schaut. Ihr umgebt Euch dennoch mit zahllosen Neofolk-Musikern wie JOHN MURPHY, KARL BLAKE, MATT HOWDEN, ROSE MCDOWALL oder ANDREW KING, um nur einige zu nennen. Ist das kein Widerspruch?

LLOYD: Uns verbindet nichts mit der Neofolk-Szene, zumindest nicht musikalisch. Außerdem ist von einer solchen Szene hier in Großbritannien kaum noch was zu sehen. Keine der von Dir erwähnten Personen haben wir wegen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Szene ausgesucht. Grundsätzlich arbeiten wir mit Leuten, die wir mögen, und wenn sie auf einem unserer Alben auftauchen, dann vor allem deshalb, weil wir gut befreundet sind.

JOHN MURPHY ist zum Beispiel ein enger Freund, er trommelte für NAEVUS von 2002 bis 2009. Seine Art, mit dem Schlagzeug umzugehen, hatte allerdings wenig gemein mit Neofolk, ging eher in Richtung seiner früheren Acts wie THE ASSOCIATES.

Mit KARL BLAKE haben wir bis 2002 zusammen gearbeitet. Auch da resultierte unser Interesse an seiner Arbeit eher aus Projekten wie LEMON KITTENS und SHOCK HEADED PETERS, nicht aus seinen Tätigkeiten bei Neofolk-Bands. KARL trafen wir zum ersten Mal 1999 bei einem LYDIA LUNCH-Konzert. Anschließend hat er uns Leuten wie TONY WAKEFORD oder ANDREW KING vorgestellt, mit dem wir seit damals losen Kontakt haben. NAEVUS und ANDREW traten schon ein paar Mal in den vergangenen Jahren bei denselben Veranstaltungen auf, und im letzten Jahr habe ich Schlagzeug in seiner Liveband gespielt.

Für ROSE darf ich seit 2002 an den Drums sitzen, damals suchte ihr Bassist – ein gemeinsamer Freund von uns – eine neue Besetzung für ROSEs Projekt SORROW zusammen. Die heißen zwar inzwischen nicht mehr so, aber das Line-Up ist dasselbe geblieben. Vor vier Jahren brauchten wir dann Frauenstimmen für einige Lieder auf "Silent Life" (NONPOP-Besprechung), und ROSE hat netterweise zugesagt. Von ihr stammen auch Text und Vocals für ein Lied auf "Chimney", dem Debüt von LARK BLAMES (NONPOP-Besprechung).

Auf MATT sind wir bei verschiedenen Auftritten gestoßen. Wir kamen gleich prima mit ihm aus. Er brauchte eine ganz bestimmte Art von Stimme für die Rolle der Katze auf seinem Album "High Broad Field", und mir hat es Spaß gemacht, ihm diesen Gefallen zu tun. Er wiederum war so nett und spielte auf "Silent Life" und "Relatively Close To The Sea" und trat außerdem manchmal mit uns auf, steuerte seine mörderische Geige zu dem Song "Waste" bei.

Im genannten Interview habt Ihr Euren Songs eine 'europäische Empfindsamkeit' zugestanden. Gibt es die noch? Und was genau meint Ihr damit? Oder haben sich NAEVUS mit dem Sound auch thematisch verändert?

LLOYD: Ich weiß gar nicht mehr genau, worauf sich das bezogen haben könnte. Ich schätze mal, dass der gelegentliche Einsatz von bestimmten Instrumenten wie Akkordeon und Streicher uns mehr in Europa verortet als anderswo. JOANNE hegt eine ganz besondere Liebe zu Mitteleuropa, wie man in ihrem Buch unschwer nachlesen kann. In manchen Stücken wird dieser Einfluss hörbar, wie in "Untold", das wir uns in Prag ausgedacht und dort geschrieben haben. Davon mal abgesehen stammen viele der Autoren (WITOLD GOMBROWICZ, FRANZ KAFKA, MARQUIS DE SADE), der Maler (MAX ERNST, PAUL DELVAUX) und Filmemacher (WALERIAN BOROWCZYK, JEAN ROLLIN) die ich bewundere, aus Europa; die wenigstens davon übrigens direkt aus Großbritannien. Also unterliegt unsere Arbeit natürlich einem starken europäischen Einfluss.

JOANNE: Genau, die Autoren und Regisseure, zu denen ich mich hingezogen fühle, stammen auch meistens vom europäischen Festland. Natürlich beeinflusst das meine schriftstellerische Arbeit. Bezogen auf NAEVUS kann ich keinen vorsätzlichen Themen- oder Stilwechsel feststellen. LLOYDs Texte und unsere Musik scheinen sich ohnehin von Stück zu Stück, von Aufnahme zu Aufnahme zu entwickeln und zu verändern.

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Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» NAEVUS-Homepage
» Texte bis 2004
» NAEVUS @ myspace
» NAEVUS @ last.fm

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