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Michael We.

BRUME: The Sun (und anderes)

Fragen, Pausen, Ärger und Antworten


BRUME: The Sun (und anderes)
Kategorie: Spezial
Wörter: 631
Erstellt: 15.09.2009
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BESPRECHUNG

Der französische Soundkünstler CHRISTIAN RENOU blickt auf eine lange und veröffentlichungsreiche Karriere zurück. Inspiriert von "No Pussyfooting", einem der gemeinsamen, experimentellen Alben von ROBERT FRIPP und BRIAN ENO (1973), bastelte RENOU schon als Jugendlicher an eigenen Sounds. Seine ersten Instrumente: eine gebrauchte Farfisa-Orgel und ein kaputter Kassettenrekorder. Unter dem Moniker BRUME veröffentlichte er 1985 das erste Magnettonband ("Frikture"). 2001 erklärte er BRUME für tot und trat nach "Zona Ventille" (ELSIE AND JACK) nur noch unter eigenem Namen auf, hat das Pseudonym inzwischen aber wieder reaktiviert.
Die Musik von BRUME / RENOU zu beschreiben fällt nicht leicht, weil die Bandbreite zwischen Improvisation, Ambient, Industrial und diversen anderen Strömungen einfach zu groß ist. Auffällig ist eine organische, erdige, handfeste Atmosphäre, welche die hoch getakteten Collagen aus 'echten', also nicht elektronisch erzeugten Sounds prägt. Weil BRUME außerdem ohne computergenerierte Samples auskommt, erinnert seine Arbeit oft an Musique concrète, mit der sie auch von Kritikern häufig verglichen wird. Im Universum von CHRISTIAN RENOU gibt es unter anderem: Lange blubbernde Drones, die mit plätschernden Geräuschen verziert werden. Rhythmische, sehr treibende Songs, die mit ihren handgemachten Stahlrohr-Beats fast Hitqualitäten aufweisen. Sphärischen, elektro-akustischen Ambient auf Basis eines verfremdeten Gitarrenklangs. Wüste, verstörende Schreie in industriellem Umfeld oder auch eine dichte, aber fast beliebig wirkende Abfolge von Geräuschen und Instrumenten, angelehnt an Improviationsmusik der 1970er-Jahre.

"The Sun" bringt durch die ausgiebige Percussionarbeit noch eine bislang nicht erwähnte Komponente ins Spiel: die rituelle. Nicht ganz so 'konkret' an Originalsounds verhaftet wie andere Alben, scheint dieses eine lange, eindringliche und auch rhythmische Beschwörung der Sonne zu sein. Im Vergleich zum Tape wurden zwei Stücke ergänzt, "Part 10" und "An Amphibian" (12). Der Zusatztrack "The Last Decease" (11) war schon auf der Kassette vorhanden.
Auf der einen Seite werden die 70 Minuten von schleichenden, unterschwelligen Drones bestimmt, die wohl noch am ehesten die flirrende Sonnenhitze verkörpern und häufig in einer Art beschwörendem, choralem Brummen münden. Zum anderen führt die schon erwähnte Percussion durch alle zwölf Stücke. Höhliges, lebendiges und dunkel nachhallendes Schlagwerk. Hier trommelt der Meister selbst, auf der kühlen Erde stehend und unter Zuhilfenahme von allerlei Metall, Erz und Gestein versuchend, das heiße und bedrohliche Element zu kontrollieren. Regelmäßig verfällt RENOU zusammen mit dem Hörer in Trance, um von Überraschungen wie quietschenden, instrumentellen Improvisationen oder Stimmen aus Fernsehwerbespots aufgerüttelt zu werden. Im Verlauf gestaltet sich "The Sun" insgesamt improvisierter: Zu einer Serie knirschender, dunkler und hallender Drones und dem immer mitreißenderen Ethnorhythmus tönen elefantöses Tröten und ein fast jazziges Saxophon. Apropos Tier: Die gefühlte Umgebung ließe sich gut mit der eines Urwaldes vergleichen. Weiter geht es über drängende, nervöse Trommeln, die zum Schluss hektisch-orientalisch wummern und an VON MAGNET erinnern. In ruhigeren Momenten schwillt dann beschwörender, repetitiver Gesang an, der durch Kreuzgänge verfallener Kloster zu wabern scheint. Der später eingespielte "Part 10" wirkt etwas modernder als der Rest, aber die bestimmenden Trommeln bleiben und werden durch futuristische, glänzende Sounds ergänzt, ohne dass die Gesamtatmosphäre leidet. Gleiches gilt für den 1991 – mit besonders viel Saxofon – aufgenommenen Track "An Amphibian".

Wirklich beeindruckend an "The Sun" ist der beschwörende, rituelle Charakter, der aus den Lautsprechern quillt und schon nach wenigen Sekunden eine fühlbare Konsistenz annimmt. Der Impuls, die Augen zu schließen und zuzugreifen, ist stark und hält bis zum Schluss an. Eine Empfehlung ist aufgrund der angesprochenen Bandbreite schwierig, BRUME ist eben BRUME. Wer aber ein Faible für experimentelle und/oder rituelle Musik hat, liegt hier ganz bestimmt richtig.
Die CD kam übrigens auch in einer limitierten Version mit 7inch auf den Markt, ist aber in dieser Fassung zumindest beim Label schon ausverkauft. Ach ja: Die Pausen sind wirklich ärgerlich, wenn man sich auf die Musik konzentrieren will. Aber man gewöhnt sich nach ein paar Tracks daran.

Interview =>

 
Michael We. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» tolle BRUME-Musikbox
» BRUME @ last.fm

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» BRUME: The Sun || The Moon

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» BRUME mit 10inch auf DRONE RECORDS

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