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TRESQUE: Vai E Vem

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TRESQUE: Vai E Vem
Genre: Electro
Verlag: c/o editions


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Nach dem ersten Longplayer "Estampi" von 2017 legt TRESQUE, alias LAURENT PETER, mit "Vai E Vem" nun den zweiten nach - nicht mehr ganz so homogen, da in vier Titel geteilt, dennoch genau so hypnotisch. Der Begriff Techno wird hier wie bereits auf den vorangegangenen Veröffentlichungen verwendet. Doch der Techno dieses Mannes ist im Prinzip keiner. Selbst wenn diese Genrebezeichnung immer wieder auftaucht, ist sie wohl eher als überallgemeiner Sammelbegriff der elektonischen Musik TRESQUEs zu verstehen denn als korrekte Bezeichnung für das, was da zu hören ist. Selbst wenn hier typisch für das Techno-Genre vorgegangen wird: Zuerst kommt eine EP mit zwei Titeln, dann der Longplayer - so unterscheidet sich der Inhalt des vorliegenden Albums von dem der Kollegen doch signifikant. Hier wird nämlich nicht Fläche auf Fläche gestapelt, auch setzt der Bass nicht einfach irgendwann aus, um unter dem Jubel der Menge erneut einzusetzen. Hier wird das Dauern gefeiert, und zwar unter Verwendung gestreckter Abläufe, innerhalb derer feinst gesetzte Schlaglichter aufleuchten. Man könnte das nun als minimal bezeichnen. Das ist es sicherlich auch. Doch taucht man erst ein und hört genau hin, eröffnen sich einem darüberhinaus auch nicht-musikalische Verschiebungen, die dann die Psyche betreffen. Es handelt sich also mehr um mentale als um körperliche Musik - wobei das durchaus auch ins Gegenteil kippen kann. Es kann getanzt werden. Und dieses Tanzen verschiebt sich, tanzt man nur lange genug, in einen rauschhaften Zustand. Doch bedarf es keiner zusätzlichen Substanzen, ohne die es im Techno-Zirkus meist nicht lange auszuhalten ist, weil einem über dem Immer-Gleichen das Interesse vergeht. Es ist hier die Musik, die einen in Bewegung versetzt - obwohl sie doch dem ersten Höreindruck nach selber nur mäßig bewegt zu sein scheint.

Wie schon auf den Vorgängern TRESQUEs können nur interne Minimalverschiebungen festgestellt werden. Der Mix aus softwaregenerierten Loops und Feldaufnahmen, die mit Vinyl-Aufnahmen, Harmonium und Percussion angereichert werden, oszilliert im Auf und Ab zwischen den Texturen der Rhythmik und dem unweigerlichen Drang nach Bewegung, der einsetzt, sobald sich die Sounds über der Bassdrum aufbauen. Manchmal klingt das nach klinischem Gerät, manchmal nach knirschendem Schnee. In "Tre Cavalli" (01) etwa klackert zeitversetzt ein Mittenimpuls über einem flächig stehenden Sound, der das Stück einerseits bindet, es aber andererseits auch rhythmisch verschiebt. Das heißt, die einsetzende Rhythmik läuft da drunter und drüber. Ein weiteres Klackern bewirkt dann eine weitere Verschiebung, sodass der Titel fast aus dem Gleichgewicht kommt. Aber nur fast, denn mit dem Einsatz einer höher gelegenen Fläche und dem gleichzeitigen Ausblenden der ersten, wird das Ganze zum klassisch minimalrhythmischen Track, der sich als hoher Ton verabschiedet. Auch in "Cikade" (02) klackern die Mittenbereiche. Allerdings ohne Verschiebung. Hier bindet die auf eins gesetzte Bassdrum das Stück. Nachdem diese aus- und darauf wieder einsetzt, taucht eine pulsende Fläche auf, die den Titel noch bewegter macht. Allerdings verliert sich auch hier nichts in undurchdringlichem Fächengewirr. Alles bleibt wie immer komplett frei vom Zuvielen. Auch bricht sich die Taktabfolge der Bassdrumm und läuft unter dem reibenden Puls einer auftauchenden Fläche ins Psychedelische über. Und die B-Seite - die Titel sind mit etwa zehn Minuten recht lang - läuft genau so minimal und zuweilen auch noisig. Immer wieder verschiebt sich etwas. Immer wieder löst sich der vorläufige Rhythmus und setzt sich zeitverschoben, jedoch kaum wahrnehmbar, in einen anderen.

TRESQUE schließt mit "Vai E Vem" nahtlos an die Vorgänger an. Genau so undurchlässig, genau so gebunden. Ein nicht auf die Pose setzendes, ein trotz zeitweiligem Bassdrum-Stampfen minimal zurückgenommenes, intelligentes Electro-Dance-Album.

 
awk für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» TRESQUE auf Facebook
» TRESQUE auf Youtube
» Label-Seite

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» TRESQUE: Geissle / Lensomni


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