Michael We.
JARBOE & HELEN MONEY: ~Doom-Cello plus Samt-Stimme
Genre: Experimental
Verlag: Aurora Borealis Erscheinungsdatum: 26. Februar 2015 Medium: CD / LP Preis: ~11,00 € Kaufen bei: Labelshop In den vergangenen Wochen haben wir einige Gemeinschaftsprodukte von Künstlern besprochen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammenpassen. Die aber ihre Stärken gebündelt und so unerwartete und umwerfende Ergebnisse zustande brachten. GODHUNTER & AMIGO THE DEVIL zum Beispiel, Crustcore und Country (Besprechung), oder LYDIA LUNCH und CYPRESS GROVE zusammen auf einer Split mit SPIRITUAL FRONT (Besprechung). Diese kleine, inhaltlich völlig voneinander unabhängige und willkürliche 'Reihe' setzen nun JARBOE und HELEN MONEY mit einer EP auf AURORA BOREALIS fort. Die US-Sängerin und Songwriterin JARBOE ist einigen vermutlich als ehemaliges Mitglied der SWANS bekannt, denen sie bis zur Auflösung 1997 angehörte. Die Zahl ihrer Zusammenarbeiten mit renommierten Künstlern und Bands wie NEUROSIS, BLIXA BARGELD, JOSEPH BUDENHOLZER (BACKWORLD) und vielen anderen ist riesig. Ihre samtene, von Natur aus erotische Stimme ergänzt sich perfekt mit dem Instrument von HELEN MONEY aka ALISON CHESLEY. Immer wieder als 'Metal-Cellistin' bezeichnet, bearbeitet die Musikerin aus Los Angeles ihr Instrument ähnlich wie MATT HOWDEN seine Geige, verändert die Cello-Klänge bis zur Unkenntlichkeit und tauchte damit schon auf Alben von Metalgrößen wie ANTHRAX oder DISTURBED und im Vorprogramm von zum Beispiel FRANK BLACK, BOB MOULD oder MORRISSEY auf. 'Doom-flavored' ist ein Wort, das mir im Zusammenhang mit ihrer Spielweise häufiger begegnet und welches – trotz des Fehlens allzu deutlicher Metal-Elemente – auch für dieses selbstbetitelte, gemeinsame Album passt. "For My Father" (01) ist mit seinen Streicherdrones und dem Bassgrummeln gleich zu Beginn sehr intensiv und elegisch. Da ist diese Metal-Stimmung, ohne die entsprechenden Zutaten. Verloren, traurig und mit den Vocals von JARBOE nahezu dramatisch. Perfekt passt dazu der leicht bluesige, schleppende Unterrhythmus, und mit immer dichter werdendem Sound (weitere Streicher, Piano ...) bekommt der Song eine sehr stark filmische Komponente. Einsamkeit, eine windige Allee, grauer Himmel ... Die Dramatik wird in "My Enemy My Friend" (02) von den Instrumenten fortgeführt, ohne Vocals – ein dröhnender Bass, gezupfte Streicher. Die Flächen mit Klavier und perlenden, psychedelischen Synthiedrones sorgen für gleichbleibende Intensität. "Hello Mr.Blue" (03) beantwortet mir die Frage, woran mich die bisherigen Songs erinnern: an die Franzosen von COLLECTION D'ARNELL ANDREA! Strenge Bassschläge (Post Punk), Glöckchen und sphärischer, weiter Silbengesang; dann Cello, die Vocals wieder lasziv und samtig wie im Opener. Für Energie sorgt mittendrin die barsche, verstärkte Gitarrenexplosion mit treibender Percussion. "Wired" (04): ein doomiges Schreddern, mit spacigem Silbesingen und aufregendem Piano. "Truth" (05) dagegen: eine zwar weichere, aber immer noch kantige Ballade mit schwelgerischen Vocals, Piano und Akustikgitarre, die schrägeren Töne erst am Ende. Und "Every Confidence" (06) setzt dann zum Schluss nochmal ein Ausrufezeichen, packt alles an Instrumenten und Stimmungen in die knapp sechs Minuten. Hier fällt mir bei der Mischung aus choralem Ambient und dronig-doomigen Gitarrenwänden MENACE RUINE als Vergleich ein. Wie bei den oben erwähnten Kollaborationen habe ich auch hier das Gefühl, dass zwei Musikerinnen nicht nur miteinander arbeiten, sondern ihren Output regelrecht verschmelzen. Stimme und Cello-Varianten werden eins. Und sorgen durch alle sechs Stücke für ein intensives, nachspürbares Erlebnis. Eine Katalogisierung ist schwierig: Akustischer Doom mit Singer / Songwriter-Flair und Ambient-Passagen? Egal. Da AURORA BOREALIS für mich zu den qualitativ hochwertigen und unterstützenswerten Labeln zählt und somit auch das Gesamtpaket passt, lautet die Empfehlung sowieso: kaufen! Einzig der Preis für Vinyl ist bei sechs Stücken ein wenig hoch ...
Michael We. für nonpop.de
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Zusammenfassung
Zwei Musikerinnen, die nicht nur miteinander arbeiten, sondern ihren Output regelrecht verschmelzen. Stimme und Cello-Varianten werden eins. Und sorgen durch alle sechs Stücke für ein intensives, analoges, authentisches Erlebnis.
Inhalt
CD & LP
1. For My Father (05:11) 2. My Enemy My Friend (05:01) 3. Hello Mr.Blue (05:36) 4. Wired (03:38) 5. Truth (03:57) 6. Every Confidence (05:36) Werbung |