Autor: Richard
Das erste April-Wochenende sah in diesen Jahr das nunmehr fünfte Flammenzauber-Festival. Das Programm gestaltete sich mit THE LINDBERGH BABY, TRIARII, ALLERSEELEN, COPH NIA, STURMPERCHT, AGNIVOLOK und BLOOD AXIS noch abwechslungsreicher als in den Vorjahren. Den Anfang machten THE LINDBERGH BABY, ein Projekt um Scott Broderick an Gitarre und Gesang, Annabel Lee an der Violine und Michael Moynihan an der Bodhran und am Akkordeon. Sie boten recht typische und bodenständige amerikanische Folkmusik, die sich mit irischen Einflüssen verband. Anfangs wirkte vor allem Scott Broderick noch etwas schüchtern, das Trio gewann aber schnell mit jeder Note an Sicherheit und die Gunst des Publikums. Im Anschluß daran bewiesen die Berliner von TRIARII, daß das Genre militärisch bombastischer Klänge noch lange nicht ausgereizt ist. Unterstützt von Volker Neumann (ETERNAL SOUL) an den Trommeln erschufen sie zugleich bedrückende wie kämpferische Atmosphären. Die Neulinge konnten mit ihren Titeln sicherlich so manch' neuen Anhänger für sich gewinnen und in der Tat konnte sich der Eternal Soul-Verkaufsstand danach nicht über mangelnden Zuspruch beklagen. Jetzt war es an der Zeit für ALLERSEELEN, die sich als FLORES DE FYER auf die Wasserburg Heldrungen geschmuggelt hatten. Die unbändige Spielfreude von Gerhard und Co. sprang direkt auf das Publikum über, das sich von Hits wie Feuersalamander, Wir rufen Deine Wölfe oder der DAF-Coverversion Als wär's das letzte Mal gerne bezaubern ließ. Gerhard wirkte ganz in einer fremden Welt versunken und widmete Wir tragen ein Licht, einen Totenschädel haltend, den verstorbenen Coil-Kopf John Balance. Für mich das beeindruckendste ALLERSEELEN-Konzert, dass ich je erleben durfte und der Höhepunkt des Festivals. COPH NIA hatten daraufhin die Aufgabe, den Konzertabend zu beenden. Die Reihen hatten sich leider schon etwas gelichtet, als Aldenon und sein Trommler Linus Andersson (APATHEIA) unbeirrt ihre Darbietung begannen. Im Gegensatz zum Konzert in Antwerpen vor ein paar Wochen starteten sie ihr Konzert in Heldrungen mit eher ruhigen Stücken und steigerten sich zum Ende hin in den mehr aggressiven Bereich. Dargeboten wurden u.a. To fix the shadow, Holy war und natürlich der LEATHER NUN-Klassiker Prime mover. Auch sie wußten zu überzeugen. Der Samstagabend sah den ersten Auftritt von STURMPERCHT. Zum Teil in echten Perchtenlauf-Kostümen und mit vielen Glocken und Fackeln bewaffnet enterte Max Presch mit seinen Mitmusikern von HEKATE, WERKRAUM, SOUL SEARCH und RADIO MURMANSK die Bühne. Schon der Anblick der Fellkostüme brachte einen ins Schwitzen, den Rest besorgten die alpinen musikalischen Kracher. Der bodenständige Humor dieses Projektes ist aber sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Auf AGNIVOLOK war ich besonders gespannt. Vera Agnivolok betrat zusammen mit ihren beiden Gastmusikern Henryk Vogel (Darkwood) und Marco Koch (STATEART) die Bühne. Geboten wurde russische Folklore. Viele Gäste stießen sich etwas am "schrägen" Gesang, mich hingegen verhexte die verschrobene Art der Darbietung augenblicklich. Am abschließenden Konzert von BLOOD AXIS erhitzten sich im Anschluß die Gemüter. Der Fünfer um Michael Moynihan begann seine Darbietung mit Herjafather. Leider störte ein wirklich lautes Brummen anfangs den Genuß. Selbiges konnte erst nach drei Liedern auf eine deutliche Durchsage Annabel Lees hin abgestellt werden. BLOOD AXIS hatten sich dafür entschieden, möglichst viele Elemente ihrer Musik handwerklich einzuspielen und auf unnötige Einspielungen vom Band zu verzichten. Das hatte zur Folge, das Lieder wie Between birds of prey, Wir rufen Deine Wölfe oder The march of Brian Boru leiser und unaufdringlicher klangen als auf CD. Auch ich hätte mir da manchmal etwas mehr Bombast gewünscht, war aber anderseits von soviel künstlerischer Konsequenz beeindruckt. Lord of Ages wurde dem frisch verstorbenen Papst gewidmet und mit Reign i forever und der JOY DIVISION-Huldigung Walked in Line ging ein Konzert zu Ende, daß im Anschluß für geteilte Meinungen sorgte. Triarii Allerseelen Coph Nia Sturmpercht
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