Autor: Michael SchönholdAls Ergänzung der bereits publizierten Artikel zum Thema Sol Invictus - Tournee, hier eine kleine Rückschau auf das Konzert in der Krefelder Kulturfabrik am 20.Januar 2005:
Wie in den letzten Tagen häufig zu lesen war, rücken friedliche Musikveranstaltungen gelegentlich in den Fokus von Menschen, die solch harmlose kulturelle Veranstaltungen in ihrer Sicht als politisch-negativ darstellen. Die Vorwurfs-lastige Argumentation ist dabei zwar häufig von der übersteigerten Dramatik haltloser Vorwürfe durchzogen, doch mancher Clubbesitzer nahm sie trotzdem zum Anlass, die längst gebuchten Hallen wieder zu canceln. So geschehen bei aller Unwissenheit um die Band Sol Invictus auch aus dem Grund, daß man einfach Ärger jedweder Art vermeiden wollte. Es sind dabei nicht die auftretenden Künstler oder gar deren Publikum, vor welchen die Besitzer von Veranstaltungsorten sich fürchten, sondern es sind die Konzertgegner selbst. Nicht selten wird von deren Seite mit dem Mittel unterschwelliger Drohungen an die Adresse der Veranstaltenden operiert und so kam es, daß bei der aktuellen Sol Invictus - Tournee, welche immerhin in weiten Teilen von dem rennomierten Szenemagazin
"Orkus" präsentiert wurde, beinah die Hälfte der gebuchten Termine geplatzt ist. Einige Veranstalter, wie die Verantwortlichen der
Kulturfabrik Krefeld, ließen sich jedoch nicht von der teils absonderlichen Argumentation der politischen Agitatoren beeindrucken, so daß das Konzert plangemäß ohne Zwischenfälle im kleinen Saal der "
KuFa" stattfinden konnte und das dankbare Publikum erlebte einen stimmungsvollen Musikabend mit vielen nachdenklichen Texten.
Als Vorprogramm
spielten Aeldaborn einen leider fast schon als langweilig zu bezeichnenden Auftritt. Auch wenn ich sie in der Vergangenheit als gute Liveband erlebte, an diesem Abend erschienen sogar ihre bekannteren Lieder "wir weben" oder "pagan candlelights" eher belanglos. Nur selten sprang dabei der Funke über, lustloses trommeln und der schlechte weibliche Gesang, taten ihr übriges. Aeldaborn ließen es diesmal an Substanz mangeln und verließen nach 40 Minuten und einem Sol Invictus - Coversong wieder die Bühne.
Da wollte man dann doch lieber das Original hören: Den anschließenden Haupt-act
Sol Invictus, welche diesmal in fünfer - Besetzung auftraten. Der perkussionslos präsentierte Sound um Frontmann und Neofolk-Legende
Tony Wakeford wurde getragen von zwei Violinen und dem unverwechselbaren Bass-grummeln
Karl Blake's, und natürlich auch durch
Eric Roger an Trompete und Blockflöte , welcher mit seinen Combos "
Gaë Bolg And The Church Of Fand", "
Seven Pines" und "
Omne Datum Optimum" selbst schon zu einer kleinen Legende geworden ist. Musikalisch wurde ein Querschnitt aus
Sol Invictus' äußerst reichhaltigem Schaffen präsentiert. Am Ende jubelte die begeisterte Zuschauermenge die Musiker noch ganze drei mal für Zugaben auf die Bühne und wollte sie auch nach inzwischen 75 Konzertminuten noch nicht gehen lassen. Leider kam die Band trotz langem und enthusiastischem Klatsch- und Jubelsturm der Zuschauer nicht noch ein viertes Mal auf die Bühne zurück.
Ein friedlicher und doch aufregender Abend endete. Vor der Lokalität gab es keine Störer oder Protestler, was vielleicht nicht nur am schlechten Wetter, sondern auch an ihrer inzwischen gewonnenen Einsicht gelegen haben könnte. Diese kommt für manch potentiell verhinderten oder gar abgeschreckten Konzertbesucher nun aber zu spät. Zu den Ereignissen rund um die Tournee gab es seitens der Band am Konzertabend keine weiteren Äußerungen. Es wurde lediglich etwas deutlicher, daß der Protest diesmal nicht auf den rebellischen Musiker Wakeford früherer Tage traf, sondern auf einen besonneneren, um einiges weiser gewordenen Mann, der als Beweis gegen die an seine Person gerichteten Nazi-Vorwürfe an vorderster Stelle die langjährige Ehe zu seiner jüdischen Frau
Renee Rosen anführte. Diese stand am Konzertabend übrigens als Violinistin auf der Bühne und man kann sich vielleicht ausmalen, wie die konstruierten Vorwürfe der Konzert-Gegner gerade auf sie gewirkt haben müssen. Ähnlich verhält es sich sicher bei der bekennend linkspolitisch orientierten Sol Invictus - Violinistin
Maria Vellanz, die vermutlich ebenfalls nur begrenztes Verständnis für die der Band gemachten Vorwürfe aufbringen kann.
Am Konzertabend haben mir im gegebenen Kontext zwar Lieder wie
"The Fool" und
"The Death Of The West" irgendwie gefehlt, aber wenn schon die Gegner der Band diese auf ein Lied reduzieren, dann sollten es ihre Anhänger nicht auch so machen.
Death Of The West wurde aus dem Auditorium zwar mehrfach eingefordert, doch der immer wieder um ein Lächeln bemühte Tony Wakeford lehnte es schlicht mit den Worten "not on a day like this" ab. Ursächlich schien zu sein, daß die Band mit der Masse an Absagen und Vorwürfen erst an jenem Tag konfrontiert wurde, denn Tags darauf erschien eine
Pressemitteilung der Band.
Das in Berlin abgesagte Konzert wurde inzwischen nach Rostock verlegt, wo
Sol Invictus am 25. Februar auf der
MS Stubnitz als Headliner im Rahmen eines Benefiz-Festivals zu Gunsten der Tsunami-Opfer in Süd-Ost-Asien auftreten werden. Bereits verkaufte Eintrittskarten behalten laut Veranstalter ihre Gültigkeit.
Weiterer Konzertbericht zum Krefeld - Konzert aus dem Lichttaufe - Forum
Weitere Informationen zur aktuellen Sol Invictus - Tournee
Informationen zum kommenden Lichtreigen mit Sol Invictus am 26.Februar 2005
Kontaktadresse für das Konzert in Rostock am 25.2.2005:
fieldsofsunset@gmx.de
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