Wie mittlerweile seit einigen Jahren fand Anfang März das Porta Nigra Festival in Aarschot stand. Im Gegensatz zu den letzten Jahren erwarteten den Besucher an dem Wochenende allerdings keine Karnevalsumzüge, sodass endlich einmal die unproblematische Anfahrt zur Veranstaltungsstätte De Klinker möglich war. HAR BELEX Nach dem letztjährigen Festival, das eher einem Cold-Meat-Industry-Gedächtnisfestival glich, setzte man in diesem Jahr auf eine mehr dem Neofolk zugewandte Ausrichtung – allerdings nicht ohne auf elektronische Musik zu verzichten. Diese Mischung macht das kleine aber sehr feine Festival seit Jahren aus. Den Anfang machten die Spanier von HAR BELEX, die ihren recht typischen und manchmal etwas zu stromlinienförmigen Neofolk auf die Bühne brachten. Das Quartett - wie schon beim diesjährigen WGT inklusive SATHORYS ELENORTH (DER BLAUE REITER) am Keyboard - lieferte dabei eine überzeugende Performance ab, wobei es gelang, das Publikum mit den melancholischen Songs auf seine Seite zu ziehen. PETER BJÄRGÖ Im Anschluss daran präsentierte PETER BJÄRGÖ Songs seines Solo-Projekts, das von der Ausrichtung her etwas introvertierter als ARCANA angelegt ist. Nach den zwei bisher erschienenen Alben liegt gerade das neue Album „Animus Retinentia“ vor, aus dem es ebenfalls Material zu hören gab. PETER BJÄRGÖ, der neben dem Gesang auch Gitarre spielte hatte sich natürlich reichlich Verstärkung in Form von IA BJÄRGÖ, SATHORYS ELENORTH am Keyboard sowie LESLIE MALONE und CAROLINE JAGO von SOL INVICTUS für die Rhythmik mit auf die Bühne genommen, um einen möglichst guten Live-Sound zu produzieren – was zweifellos gelang. Nach den in den letzten Monaten entstandenen Wirrungen um eine mögliche Rückkehr von ARCANA, die dann doch wieder abgesagt wurde, kann man jedenfalls froh sein, dass PETER BJÄRGÖ neben SOPHIA auch weiterhin seine neoklassische Seite auslebt. Geboten wurde an diesem Abend ein Streifzug durch die bisherigen Alben, der mit dem eindrucksvollen und tief melancholischen Piano-Stück „Withdrawal“, das von SATHORYS ELENORTH perfekt umgesetzt wurde, endete. Ein Rückgriff auf ARCANA-Material gab es als letztes Stück aber dann doch noch, wobei die Wahl auf den Opener des „Raspail“-Albums von 2007 namens „Abrakt“ fiel. Ein mehr als gelungenes Konzert. Musikalisch erfolgte danach ein deutlicher Bruch mit dem Rhythm-and-Noise Act HYSTERESIS. Der zudem auch etwas quietschige Sound der Hands-Label-Band passte so gar nicht in das Line-up und ringt mir persönlich auch keine Begeisterungsstürme ab. DER BLAUE REITER Dass man einige Künstler auf einem Festival an einem Abend öfter auf der Bühne sieht, ist ja mittlerweile normal – man kennt sich und unterstützt sich. Zudem vereinfacht es die Umsetzung für die Festivalmacher und ermöglicht die Präsentation von möglichst vielen Bands. Somit verwunderte es nicht, dass beim Auftritt von DER BLAUE REITER wiederum – und natürlich – SATHORYS ELENORTH sowie IA BJÄRGÖ auf der Bühne standen. Unterstützt wurden sie von LESLIE MALONE und CAROLINE JAGO an den Trommeln. Nachdem noch vor einiger Zeit der Ausstieg des Gründungsmitglieds LADY NOTT oder NURIA LLUIS verkündet und vollzogen wurde - woraufhin IA BJÄRGÖ seit dem letzten Album als Sängerin eingestiegen ist - stand an diesem Abend eben jene NURIA bei einigen Songs – u.a. „Eyes Of The Lost“ - wieder mit auf der Bühne, nachdem sie bereits beim PETER BJÄRGÖ Auftritt partiell mitgespielt hatte. Neben älterem Material gab es natürlich auch Songs vom letzten Album wie dem wuchtigen „World Domination“ oder "Conquest Of Glory" zu hören, wobei es wie üblich thematisch passende Hintergrundvideos zu sehen gab. Insgesamt ein runder Auftritt, der beim Publikum deutliche Begeisterung hinterließ. HERMAN KLAPHOLZ stand mit seinem Projekt AH CAMA-SOTZ als nächstes auf der Agenda. Immer mit einem gewissen mythologischen Hintergrund ausgestattet, oszillieren die Stücke von AH CAMA-SOTZ beständig zwischen Ambientklängen und Rhythm and Noise. An diesem Abend tendierte KLAPHOLZ mit seiner Trackauswahl eher zu letzterem, so dass noch einmal etwas Bewegung ins Publikum kam. Für die absolute Begeisterung fehlte es dem Set aber etwas an Griffigkeit. OF THE WAND & THE MOON Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Auftritten von OF THE WAND & THE MOON stand an diesem Abend lediglich ein Trio aus KIM LARSEN, NIELS RONNE und IVER ASK OVERGAARD auf der Bühne, so dass quasi ein intimes „Lodge of imploded love“-Set gespielt wurde. Dies wurde von der Band dafür genutzt, endlich mal wieder neben dem immer noch regelmäßig gespielten „I Crave For You“ verstärkt auf älteres Material wie „Lost In Emptiness“, „Lucifer“, „Hollow Upon Hollow“ oder eher selten gespieltes wie „Shine Black Algiz“ zurückzugreifen und andere, zurückgenommenere Hintergrundvideos zu verwenden. Dennoch musste niemand auf Stücke des letzten Albums oder auf die neue Single „I Called Your Name“ verzichten. Ungewöhnlich war an diesem Abend allerdings auch, dass KIM LARSEN im Vorfeld wohl ein oder zwei Bier getrunken zu haben schien. Jedenfalls wirkte der Däne außergewöhnlich redselig mit Hang zum Überschwang und mit teilweise zu bemerkenden Schwierigkeiten, in die Songs zu kommen. Das gestaltete den Auftritt hier und da etwas langatmig und konterkarierte auch den eigentlich ernsten Anspruch des Projektes, so dass man dem im Gegensatz zu den letzten Konzerten erfrischend anderen Auftritt auch etwas indifferent gegenüberstehen konnte. SOL INVICTUS SOL INVICTUS bildeten schließlich den Abschluss des Abends. Das Quartett aus - natürlich – TONY WAKEFORD, LESLIE MALONE, CAROLINE JAGO und EILISH MCCRACKEN legten dabei ein übliches Set mit Stücken aus allen Schaffensphasen der Band vor, das gegenüber den letzten Auftritten kaum Veränderungen mit sich brachte. Die letzte Single „The Last Man“ blieb völlig unbeachtet. Dafür wurde allerdings neues Material gespielt, das wie schon die letzte Single auf ein recht traditionelles nächstes SOL INVICTUS Album schließen lässt. Die Band erwischte für ihre Verhältnisse einen sehr guten Abend und auch der Sound war nicht zu beanstanden, wobei TONY WAKEFORD auch mit angezerrter Gitarre oder mit einer automatischen Gitarrenbegleitung arbeitete, die den Sound teilweise mit Keyboardsounds andickte. Neben einer gelungenen Version von „The Hill Of Crosses“ überzeugten natürlich wieder einmal die abschließenden Stücke „Black Easter“ und „Kneel To The Cross“. Am Ende wurde selbstredend auch noch eine Zugabe fällig, die in „The Blackleg Miner“ bestand. Insgesamt hat sich das Porta Nigra Festival an diesem März-Termin definitiv etabliert. Das Line-up wurde wieder recht abwechslungsreich gestaltet und organisatorisch gab es wie in den Vorjahren wie immer nichts zu beanstanden. In diesem Jahr gibt es zudem noch eine Walpurgisnacht-Edition mit u.a. ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO, THOROFON und DARKWOOD.
Tony F. für nonpop.de
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