Der Neubeginn der Welt wird prophezeit. Das Alte und das Neue stoßen aufeinander. Eine Explosion vielleicht und ein Licht, das in die Zukunft weist, eine neue Welt, die aus Melodien und lärmenden Geräuschen besteht. Disharmonie und atmosphärische Klänge gehen Hand in Hand. Aus einem kleinen Samenkorn wächst eine Welt ... KENNETH K ist [ówt krì]. Seine Inspiration liegt um ihn herum ausgestreut, jedes Wort und jeder Ton, den er hört, jedes Bild, das er sieht, jeden Weg, den er nimmt, führen ihn zu einem künstlerischen Experiment. Und genau das ist sein neustes Werk "The New Seed" (Besprechung). Alles beginnt auf einer weiten Fläche, einer Wiese vielleicht, ein Synthesizer, der mehr Sirene als angenehm ruhige Grünfläche ist, bricht herein. Ein drittes Element kommt hinzu, eine Stimme, die sagt: "Fire Is A Blood". Dazu sägt eine E-Gitarre. Langsam fällt das vorher noch so Schöne in die Katastrophe. Die Umgebung brennt. Rauchschwaden überziehen den Boden … Hier zwei gestreamte Titel aus dem aktuellen Album:
Der Kanadier JACK DUCKWORTH ist seit den 90er Jahren in mehreren Projekten unterwegs, von denen sicherlich die bereits seit einigen Jahren aufgelöste Post Punk-Band RADIO BERLIN das bekannteste sein dürfte. Da der Weg vom Post Punk zur analogen 80er-Jahre Elektronik nicht so weit ist, verwundert es kaum, dass JACK DUCKWORTH seit ein paar Jahren als SOFT RIOT eben jener Musik frönt, die von einem schrägen Pop-Appeal, der sich soundtechnisch irgendwo in den frühen bis mittleren 80er Jahren ansiedeln lässt, lebt. Dabei kommt aber weniger eine kühle Präzision zum Tragen als vielmehr eine warme, melancholische und charmante Dance-Attitüde. Mit "Fiction Prediction" (Besprechung) liegt ein Album vor mit interessanten Songs im vernehmlich analogen Sound vor. Der Gesang fügt sich perfekt in diese Klangwelt ein, fällt also nicht zu glatt und perfektionistisch aus, sondern suggeriert eher eine angenehme melancholische Tiefe. Auch hier können wir Euch zwei aktuelle Titel anbieten:
Zusätzlich zu der für den zehnten Geburtstag geplanten 8-LP-Box haben STURMPERCHT zwei Alben (Besprechung) zusammengestellt: "Bergentrückt" bietet neue Studioaufnahmen, "Alpenglühen" ist eine Sammlung von Liveversionen. "Bergentrückt" kehrt zu den Anfängen, zu urigen, urtümlich erzählten Mythen und Sagen aus der Alpenwelt zurück. Alles dreht sich um den Untersberg, in dem angeblich KARL DER GROSSE auf seine Auferstehung hofft. Field Recordings aus der Natur, Akustikgitarre, eine knorrige Stimme und weitere Instrumente umrahmen die lyrischen Texte. Das Album ist durchweg düster und mystisch, vertont – sehr stimmungsvoll – Lyrik oder Prosa mit regionalem Bezug und teilweise starkem Dialekt. Das ist Ur-Folk im besten Sinne, mit spartanischer Instrumentierung, knarzenden Stimmen und entsprechenden Geschichten. "Alpenglühen" versammelt 24 Lieder der Jahre 2003 bis 2008 und ist kein typisches Live-Album, da nur die letzten acht Songs hörbar mit Publikum aufgenommen wurden. Die ersten 16 Tracks würde ich als Demos bezeichnen, als Vorstufen der Songs, die dann schlussendlich auf den entsprechenden Alben erschienen sind. Die raue Urigkeit, das Unterholzige, kommt bei "Alpenglühen" hervorragend zur Geltung. Außerdem bietet die CD einen guten Überblick über die ersten sechs Jahre STURMPERCHT. Der aus Japan stammende Künstler und Musiker KENJI SIRATORI veröffentlichte allein in den letzten Jahren Unzähliges – unter seinem Namen oder in Zusammenarbeit mit anderen Künstlern. Für sein jüngstes Werk "Monsters Device" (Besprechung) nutzte er klassische Saiten-, Blas- und Tasten-Instrumente, die präpariert und mit elektronischen Mitteln nachbearbeitet, zu Kurz- und Kürzest-Taktfolgen aufgelöst wurden. SIRATORI schneidet etwas Ganzes in Scheiben und reiht es in bester W.S. BURROUGHS-Tradition erneut aneinander. Das passt, denn diese CD gehört zu einer ebenfalls "Monsters Device" betitelten Graphic-Novel. Und diese wird mit ihren kurz aufeinander abfolgenden Bildern von der Musik, die ebenso vorgeht, unterstützt. Die Abfolgen der Montage, die Schnitte und Gegenschnitte, das Aneinandergereihte erscheint einem, hört man länger zu, dann irgendwann doch wie ein zusammenhängendes Ganzes, wirkt wie improvisierter Jazz. Ein Saxophon schiebt sich immer wieder in den Vordergrund schiebt. Ebenso verhält es sich mit den verwendeten Samples aus Rundfunk und Fernsehen. Man könnte gar meinen, dass das, was da zu hören ist, ein extrem rasch abgespielter Comic-Film wäre. Denn es geht hier Schlag auf Schlag, geradezu knallig, in eben denselben Farben. Ausschnitte aus dem Album stellt der Künstler hier zur Verfügung: Der JOY DIVISION-Hype rund um "Control" (den 2007er-Film) brachte eine ganze Reihe von Post-Punk-Bands hervor, darunter manche, die die Musiklandschaft bis heute bereichern. Zu den JOY DIVISION-Verehrern würde ich auch den geheimnisvollen M. zählen. Der Schweizer Musiker, von dem im Zusammenhang mit VEIL OF LIGHT kaum mehr als der Anfangsbuchstabe seines Vornamens bekannt ist, liefert mit seinem Debüt (Besprechung) sechs ansprechende und teils sehr ausgefallene Songs ab, die auch gut in die frühen 80er-Jahre gepasst hätten. Der dunkle Bass, die weit entfernte E-Gitarre mit Echo, und die Drumbeats wirken wie aus der Nachbarwohnung. Ein Sound, wie er heute wieder modern ist, allerdings bewusst analog und nicht auf Hochglanz poliert. Der Gesang passt sich dieser Tristesse an, doch ist immer wieder mit Überraschungen zu rechnen, mit Tempiwechsel und unverhofften Gitarrengewittern. Immer wieder verschieben sich die Prioritäten, etwa welches Instrument im Vordergrund steht, melodieführend ist. Auch der Gesang bewegt sich, ist ab und zu betont schräg gesetzt. Raue, analoge Songs aus einem dunklen Post-Punk-Keller, die durch entsprechende Abwechslung weit entfernt von einem bloßen Abklatsch sind. Über SEVENTEEN AT THIS TIME gibt es absolut keine Infos, außer der Tatsache, dass die französische Formation rund um die Veröffentlichung ihres Debüts "Tokkoubana" (Besprechung) auf der Bühne steht und Musik aus dem experimentellen Film "Flaming Creatures" von JACK SMITH (USA) neu interpretiert. Ein Bass aus den 1980ern, zu dem die leicht verzweifelte, quengelige und verzerrte Gesangsstimme gut passt. Der Sound mit den monotonen Beats, die mitreißenden, rockigen Wave-Songs mit melancholischer, dunkler Melodie und volltönenden Vocals und wohltuend gleichbleibender Basisinstrumentierung sind zwar nicht neu, aber gut produziert und in sich stimmig. Wir können Euch einen weiteren Song aus dem aktuellen Album präsentieren: Groß war jüngst das Erstaunen als LUX INTERNA zuletzt live spielten. Ein offensichtlicher Wandel trat zutage und wurde von vielen Besuchern positive empfunden. "There Is Light In The Body, There Is Blood In The Sun" (Besprechung) ist ein Riesensprung, vielleicht sogar das beste Album der Band überhaupt. Die (US-)Amerikanischen (Neo)Folkwurzeln sind präsent, andererseits ist es eine psychedelische und sinistre Rock'n'Roll-Kiste geworden. Finster, doch nicht schwarz, schleppend aber niemals müde. Streicher und Gitarren bohren sich ins Ohr. Es schwirrt, summt und dröhnt, und die Melodien lassen einen durch 55 Minuten beschwörende, hypnotische und beinahe sakrale Musik nicht los. Das Album im Stream:
HAUS ARAFNA bieten auf ihrer neuen EP "All I Can Give" (Besprechung) eine große Bandbreite an, obwohl 'nur' vier Stücke enthalten sind. War zuletzt eine gewisse Annäherung zwischen HAUS ARAFNA und NOVEMBER NÖVELET zu spüren führt der Weg hier zunächst zurück zu den ur-industriellen Anfangstagen. Die Vocals sind deutlich brutaler als zuletzt: fies, fast schreiend und jedenfalls weit entfernt von jeglichem Gesang. Hier wütet ein Stahlarbeiter. Das Album wird gemäßigter, begibt sich langsam Richtung Angst Pop mit minimalen Synthiemelodien und überraschend elegischem Gesang. "All I Can Give" kommt einer kleinen Werkschau gleich, zwar mit durchweg neuen Stücken, die aber verschiedene Phasen im Verlauf der Geschichte von HAUS ARAFNA widerspiegeln. Weiter gefasst ließe sich auch sagen, dass hier verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt werden, die sich unter der Genrebezeichnung 'Industrial' bieten. Eine Seite mit Hörproben von HAUS ARAFNA existiert auf deren Homepage:
Antje M.M. für nonpop.de
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