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Tony F.

Elfenfolk Festival II

Kirlian Camera, Faun, Ordo Rosarius Equilibrio


Elfenfolk Festival II
Kategorie: Spezial
Wörter: 1119
Erstellt: 27.03.2007
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Auch wenn Augsburg für uns einen gewissen Reiseaufwand bedeutete, so lockte das interessante Bandaufgebot der zweiten Auflage des Elfenfolk-Festivals doch unwiderstehlich gen Süden. Nach einer entspannten Anreise, auf der unter anderem Überlegungen angestellt wurden, ob herrenlose, auf Bahnhofsbänken verstreute "Freedom Fries", nicht eventuell meldungspflichtige Sprengpommes sein könnten, machten wir uns am Samstagabend dann im leichten Nieselregen zur KANTINE auf, die auf dem ehemaligen Kasernengelände trotz Wegbeschreibung wohl nicht so einfach zu finden zu sein scheint. Denn obwohl wir selbst zum ersten Mal die KANTINE besuchten, fungierten wir als Wegweiser bzw. bewahrten Besucher vor falschen Richtungsentscheidungen. 

Vor der KANTINE musste man sich dann allerdings schon einer längeren Schlange anschließen, die sich aber recht schnell auflöste. Dennoch wurde schon zu diesem Zeitpunkt deutlich, dass die Veranstaltung gut besucht sein würde. Bei der Menschendichte und den klimatischen Verhältnissen während der späteren Konzerte würde ich das Festival auch als im Grunde ausverkauft bezeichnen. 

Nach einer kurzen Orientierungsphase unsererseits ging die erste Band des Abends TONAL Y NAGUAL recht pünktlich auf die Bühne. Die mir bekannten musikalischen Arbeiten des Trios, das übrigens auch in dem Projekt JÄGERBLUT engagiert ist, haben mich ehrlicherweise bisher nicht wirklich fesseln können. So hinterließ die Mixtur aus elektronischen Loops, für mich etwas eintönigem Gitarrenspiel und etwas - in den Studioversionen - abgehobenem, live deutlich überarbeitungsfähigem, weil doch teilweise arg schrägem Gesang, auch in der Livedarbietung keinen wirklich einschneidenden Eindruck. 

Nach einer kurzen Umbaupause, die sich den Abend über ohnehin in einem sehr überschaubaren Maß hielten, betraten bereits ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO als zweite Band in wahrhaft großer Besetzung die Bühne. Neben dem schon seit Jahren zum Live-Line-up zählenden FREDERIK BERGSTROM (NO FESTIVAL OF LIGHT) am elektronischen Schlagzeug, bediente JOUNI HAVUKAINEN (IN SLAUGHTER NATIVES) die Elektronik und AXEL MENZ (HEKATE) war für Trommeln und Perkussion, Röhrenglocken und Akustikgitarre (!) zuständig. Diese Bandzusammenstellung brachte im Folgenden gemeinsam mit TOMAS PETTERSSONs - übrigens etwas extravagant mit Kappe, Krawatte und Latexhandschuhen gekleidet - sehr engagiertem Vokaleinsatz eine organische und live überzeugende Darbietung auf die Bühne, wie ich sie bei ORDO ROSARIUS EQUILIBRIO noch nicht gesehen habe. 

Vor der bereits vom WGT 2005 bekannten Hintergrundprojektion entwickelte sich von der atmosphärischen, von grollenden Klängen und Vokalsampels bestimmten Einleitung weg aus meiner Sicht ein absolut gelungener Auftritt. FREDERIK BERGSTROM verlieh dem Klangbild auch wie zuletzt durch sein Live-Schlagzeug gegenüber den Studio-Versionen den für Konzerte nötigen zusätzlichen Druck. JOUNI HAVUKAINEN spielte atmosphärische Samples und Sounds ein und AXEL MENZ unterstützte das Klangbild mit zurückhaltenden Trommel- und Perkussioneinsätzen. Beeindruckend war aber ohne Frage sein präziser Live-Einsatz beim Spielen der Röhrenglocken, die bei mehreren Stücken zum Einsatz kamen. Von der Songauswahl orientierte man sich eher an den letzten Veröffentlichungen "C.C.C.P.", "Satyriasis" - mit "Hell is where the heart is" und dem vorletzten Stück "Three is an orgy, four is forever" eindrucksvoll vertreten - und natürlich "Apocalips", wovon mir "Do murder & lust make me a man?" sehr positiv auffiel. Nahe lag bei der Anwesenheit von JOUNI HAVUKAINEN natürlich die Interpretation des bombastisch-wuchtigen von der IN SLAUGHTER NATIVES/ VOICE OF HATE Split-Single bekannten "Consume my burning hollow". Aber auch das von der "Looking for Europe"-Zusammenstellung bekannte und live stark und dynamischer wirkende Stück "The miscarriage of paradise regained" wurden berücksichtigt. Nach ungefähr einer Stunde bildete dann das von AXEL MENZ mit der Akustikgitarre begleitete "Who stole the sun from its place in my heart?" den Abschluss des Konzerts. Leider war keine Zugabe möglich, wobei TOMAS PETTERSSON später im Gespräch mitteilte, dass das Programm ohnehin schon zwei Minuten länger war als eigentlich vorgegeben. Letztlich und nach einigen gesehenen ORDO-Konzerten muss ich feststellen, dass dies mit Sicherheit der beste Auftritt der Band war, den ich bisher miterlebt habe. 

Im Anschluss enterten FAUN mit ihrem mittelalterlich geprägten Sound die Bühne. Eigentlich ist es keine Überraschung, dass der sehr agile, auch mit modernen, elektronischen Klängen und Beats aufwartende Sound der Band live noch mal so gut wirkt. Die fünf Musiker präsentierten ihr neues Album "Totem", griffen aber auch auf älteres Material zurück. (z.B. "Punagra" oder "Egil Saga" von der "Licht") Beeindruckend war für mich die Bühnenpräsenz des Perkussionisten RÜDIGER MAUL, der die Bearbeitung seiner Instrumente zusätzlich in passende Bewegungen übertrug, während die Darbietung von OlLIVER PADE (Saiteninstrumente) doch manchmal etwas arg in angedeutete Metal-Bewegungen abdriftete. Musikalisch war dieser Auftritt ohne Frage auf einem hohen Niveau angesiedelt, wobei ich gerade die etwas eigenwillige elektronische Bereicherung des Mittelaltersounds als wohltuend empfinde. Bei dem dynamischen Auftritt kam dann auch erstmalig richtig Bewegung ins Publikum. Der umjubelte Auftritt endete schließlich nach etwas über einer Stunde mit den ersten Zugaben des Abends. 

Als letzte Band ging schließlich KIRLIAN CAMERA auf die Bühne. Die fünf Musiker standen zunächst zu den Klängen des Intros in den üblichen Sturmhauben bewegungslos nebeneinander auf der Bühne. Danach nahmen ANGELO BERGAMINIs Mitmusiker die Hauben ab - er behielt sie wie üblich auf und nahm sie erst bei den Zugaben ab - und die Band nahm das Geschehen in die Hand. Die aktuelle Besetzung mit FALK PITSCHK und ANDREA SAVELLI an den Synthesizern sowie SARAH CRESPI an der Violine und an der Elektronik schaffte es dann im Gegensatz zu anderen Elektronik-Bands im Folgenden gekonnt, eine wirkliche Live-Atmosphäre aufzubauen, was nicht zuletzt an der ungeheueren, extrovertierten Bühnenpräsenz von ELENA FOSSI (Gesang , Bass) lag, deren Gegengewicht die eher kontrollierte, manchmal lauernd wirkende Art von ANGELO BERGAMINI darstellt. 

Das rein elektronische Set, das von futuristischen Hintergrundvideos untermalt wurde, berücksichtigte sämtliche Schaffensperioden der Band. Das Titelstück des letzten Albums "Coroner´s sun" gehörte ebenso dazu wie auch "K-Pax" oder das grandiose "The path of flowers" vom "Invisible Front. 2005"-Album. Beim letztgenannten Duett trat dann auch ANGELO BERGAMINI erstmals ans Mikrophon, bevor er nach "Dead zone in the sky" bei dem immer wieder wuchtigen und beeindruckend aggressiv vorgetragenen "Erinnerung" das Mikrophon alleine übernahm. Die zunächst noch hochgeschlossene ELENA FOSSI kehrte nach einer kurzen Setpause schließlich in einem schon mittlerweile üblichen, wahrhaft aufreizenden Outfit auf die Bühne zurück. Aber auch stimmlich sowie von der Gesamtpräsenz und Ausstrahlung her, war sie an diesem Abend kaum wegzudenken. Musikalisch verlegte man sich zudem nicht auf 1:1 Umsetzungen der Studioversionen sondern offerierte Alternativversionen oder arbeitete Violinenparts mit ein. 

Zum Ende des regulären Sets bestand überhaupt kein Zweifel daran, dass das Publikum Zugaben fordern würde. Diesem Wunsch wurde mehrmals nachgegeben, sodass auch die ewigen Hits der Band "Eclipse" und "Blue room" noch zu Gehör kamen. Um kurz vor drei Uhr verabschiedete sich schließlich ein sichtlich entspannt wirkender ANGELO BERGAMINI vom Augsburger Publikum. Insgesamt wurde die Band ihrem Headliner-Status fraglos gerecht. 

Zu dieser vorgerückten Stunde und angesichts der am nächsten Morgen drohenden Rückfahrt war unser Elan allerdings nicht mehr derart ausgeprägt, dass wir die anschließende Party noch mitnehmen mussten. Insgesamt war das Festival zweifellos eine gelungene Veranstaltung. Die Organisation war hervorragend und der Sound war jederzeit in Ordnung. Somit kann man nur auf eine adäquate Fortsetzung der Reihe hoffen.


 
Tony F. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
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