Autor: Stephan Pockrandt
Elektronische Neoklassik aus Frankreich. Nachdem ich von der ersten CD der Band, welche noch auf WORLD SERPENT erschien, etwas enttäuscht war, hatte ich eigentlich null Bock auf weiteren Output aus dem Hause DAWN AND DUSK ENTWINED. Aber da Stephane D. von Athanor ein lieber Kerl ist und Athanor ein eng befreundetes Label, ließ ich mich überreden, der Band doch noch eine Chance zu geben. Bereut habe ich es nicht und wenn "remergence" nun auch schon wieder etwas älter ist, die CD ist des Hörens wert. Das schlichte und schöne weiße Digipac macht für den Anfang auch schon einmal einen ganz anderen Eindruck als ein martialisch gestaltetes Jewelcase. Musikalisch ist die Band dem Genre treu geblieben. Stilsicher und unverkennbar präsentiert man trommellastige Neoklassik. Aufgepeppt mit Fanfaren, Pauken, Trompeten und vielen Effekten mehr, die zumeist synthetischer Natur sind, wirkt das ganze wie ein Soundtrack zu einem esoterischen Mittelalterfilm. Und in der Tat, das Werk wurde von dem Buch "Luzifers Hofgesind" von Otto Rahn beeinflußt. Dieser Roman ist von merkwürdiger Schönheit, er hinterläßt den Leser aber durchaus zwiespältig und sollte nicht ohne vorherige Kenntnisnahme der holprigen Biographie des Autors gelesen werden. Buch und CD passen auch in diesem Punkt ein wenig zusammen, denn zwiespältig stehe ich zumindest der fast reinen elektronischen Klangerzeugung von der Musik gegenüber. Das hat unbestreitbare Vorteile, mitunter läßt es aber einige Klänge zu gekünstelt klingen. Doch dann ein Lied wie "The Garden of Roses", wo die Elektronik nicht imitiert sondern ein eigenwilligen Sound erschafft und damit bei mir voll ins Schwarze trifft. Wunderbar! Das klappt auch mit dem fetten Bass in "Spirit of Julian", der mich ein wenig an den die frühen HUMAN LEAGUE erinnert. Das ich beim nächsten Stück anfänglich an die 4 Track Folklore CD von MENHIR denken muß, stellt sich allerdings schnell als Irrtum heraus. DAWN & DUSK ENTWINED haben auch auf Remergence" wenig mit den anderen französischen Gruppen gemeinsam. Sie sind mal bombastischer, mal poppiger und mal schauriger. Ergo? Ich revidiere mein altes Vorurteil gegenüber der Band und leiste Abbitte. Wenn für mich auch hier und da manches noch etwas unausgereift klingt, hat das Projekt doch ein sehr schönes Werk komponiert. Label: http://www.arsregia.org
Archivar für nonpop.de
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers bzw. Interviewpartners wieder. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Betreiber dieser Seite.
|
Werbung |