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EMMANUEL NUNES: Minnesang / Musivus

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EMMANUEL NUNES: Minnesang / Musivus
Genre: Neue Musik
Verlag: Wergo
Erscheinungsdatum:
März 2019
Medium: CD / Digital
Preis: ~20,00 €
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Kultur im Allgemeinen meint die Gesamtheit aller künstlerischen Ausdrucksformen. Kultur im Speziellen meint aber auch die sich an den Rändern befindlichen, abseitigen Formen. Ohne diese wäre ihr Begriff nicht komplett. Teil des Begriffs ist demnach das Neue, das auftaucht, sich aus einem Graubereich herausschält und zum Teil auch uneindeutig an eben den Rändern zeigt. So wie vielleicht auch die Neue Musik, die ob ihrer Komplexität nicht selbsterklärend und dem zur Folge für viele eher unerhört ist und meist auch viel zu oft bleibt. Ein Vertreter dieser heißt EMMANUEL NUNES (1941-2012). Er nahm in den 1960ern an den Darmstädter Ferienkursen teil - BOULEZ und STOCKHAUSEN zum Beispiel waren dort seine Lehrer.

Die zwei auf einer CD vorliegenden Werke entstanden zeitlich wie thematisch unabhängig voneinander. Sie sind Teile zweier größerer Zyklen, unter die sich das Schaffen NUNES' auffächert. Der erste besteht - einschließlich "Minnesang" (entstanden zwischen 1975 und 1976) - aus insgesamt neun Werken. Der zweite trägt den Namen "Die Schöpfung" (entstanden zwischen 1977 und 2007). Er enthält 22 zum Teil wiederum in Subzyklen gruppierte Werke. Das zweite auf der CD befindliche Stück entstand parallel zum zweiten Zyklus zwischen 2000 und 2001. Es handelt sich namentlich um das Orchesterwerk "Musivus". Doch zunächst zu "Minnesang".

Grundlage für "Minnesang" war die Auseinandersetzung NUNES' mit Schriften von zum Beispiel MEISTER ECKART und JAKOB BÖHME. Religiöse, mystisch-spirituelle Inhalte band NUNES in das Vokalwerk mit ein. Das Stück besteht aus zwölf Gesangspartien. Immer je zwei (gemischt-geschlechtliche) Gesangspaare positionieren sich dabei (möglichst weit von einander entfernt) im Raum. Im Verlauf der zwölf Partien wechseln die Partner. Es entstehen sowohl stimmlich als auch räumlich die unterschiedlichsten Gefüge. Ein Beispiel hierfür ist die hochmittelalterliche Kunstform des Minnesangs - das heißt, die durch diese gespiegelten lebensweltlichen Verhältnisse einerseits und andererseits die geistlich der Welt enthobene Anbetung. Gegensätze, die hier allerdings in einer göttlichen Einheit gefasst sind und deren Kampf die Quelle aller Entwicklung und Bewegung darstellt. So ähnlich klingt das später bei SCHELLING. Kein Wunder, trifft hier der Minnesang auf das Romantische Lied.

Bei "Musivus" - wie oben erwähnt - handelt es sich um ein Orchesterwerk, das deutlich später entstand. Hier wächst ein Klangorganismus, der sich aus sich selbst heraus immer wieder erneuert. Dabei wird auf eine lineare Rhythmik und Melodik weitestgehend verzichtet. Es gibt weder Wiederholungen noch Variationen, die wohl zu den Schlüsselreizen der Musik zählen dürften. Stattdessen kommt es zu Einzelaktionen des beteiligten Orchesters, permanenten Takt- und auch Tempiwechseln, dynamisierten Einzeltönen oder -akkorden. Hier ist das Einzelne, Spezielle in einem Wachstum befindlich, das erst nach Abschluss in voller Blüte zu bestaunen ist - so die Sinne dies vermögen.

Nur an den Rändern, im Kleinen, lässt sich Erwähnenswertes entdecken (das wissen sicherlich auch jene, die diese Seiten hier des Öfteren besuchen). Wer will schon das Immer-Gleiche in Dauerschleife hören, wenn es Aufregenderes gibt? Nun, sicher viele. Leider. Doch das ginge dann zu Lasten eines Erfahrungsschatzes, der so seiner potentiell wichtigsten Stücke beraubt bleiben muss.

 
awk für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» EMMANUEL NUNES auf Wikipedia
» Label-Seite


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Zusammenfassung
Auch die Neue Musik, die ob ihrer Komplexität nicht selbsterklärend und dem zur Folge für viele eher unerhört ist und meist auch viel zu oft bleibt, liegt im Kleinen. Nur dort, an den Rändern, lässt sich Erwähnenswertes entdecken.

Inhalt
1. Minnesang - für 12 Stimmen (Text: Jakob Böhme) 23:40
2. Musivus - für Orchester in vier Gruppen (Ersteinspielung) 39:37
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