Split-Single 2: LUGUBRUM / URFAUST

Für die letzte Split-Single von URFAUST, die wir hier vorgestellt haben, war es schwierig, einen musikalischen Oberbegriff zu finden – aufgrund der unterschiedlichen Ausrichtung beider Beteiligten. Das ist bei "Het Aalschuim Der Natie" einfacher: Black Metal heißt das gemeinsame Genre. Allerdings mit Einschränkungen, oder um es angemessen und positiv zu formulieren: mit Überraschungen.
URFAUST aus den Niederlanden wurden geboren aus Drone und Doom, haben sich über Jahre einen Stil erspielt, der beides mit Black Metal-Gitarren verquickt. Insbesondere die Vocals haben es mir angetan; eine priesterliche, beschwörende Art und Weise zu singen. Dann eben doch wieder oft untypisch für Black Metal. Bei den Belgiern von LUGUBRUM lohnt sich ein Klick auf deren aktuelles Album bei DISCOGS, dort stehen als Genres: Black Metal, Surf, Reggae (!), Experimental – aha. Die Band selbst bezeichnet – und damit kann ich besser leben – ihre Musik als 'Farmer Black Metal', womit sicher eine gewisse Bodenständigkeit und Erdverbundenheit gemeint ist. Aber auch hier klingen ein paar Besonderheiten an – welche Black Metal-Band hat schon einen Banjo-Spieler in ihren Reihen? Allein auf dem Papier passen beide Projekte also zusammen wie Topf und Deckel, und auch die Stücke ergänzen sich prima.

LUGUBRUM gestalten die A-Seite mit "Kapitaalschuim". Trotz der klassischen Besetzung mit Gitarre, Bass und Drums ist der Sound richtig schmutzig, fast punkig. Die Vocals pressen, klingen wie unterdrücktes Schreien. Ja, das ist Black Metal, keine Frage, wobei diverse Tempowechsel – sowohl schneller als auch langsamer – während des Stückes auch in Richtung Death Metal oder Stoner Rock weisen, gar mit einem Akustikpart dazwischen. Gebremste, aber sich dadurch umso härter anfühlende Wut.
URFAUST scheinen mir mit "Zelfkastijder" (B) dem klassischen Black Metal noch näher als früher, speziell der Gesang wirkt – einerseits – wirklich voller Aggression in die Welt gekotzt. Allerdings wäre das niederländische Duo nicht URFAUST, wenn es nicht auch hier diese seltsame, beeindruckende Mischform gäbe und im Hintergrund ritueller, apathischer Klargesang steht. Düsterer, schleppender Metal mit apokalyptischer Atmosphäre, geprägt durch die bandtypischen Wiederholungen. Noch aggressiver wird es mit der Schreikaskade am Schluss, plus quietschendem Theremin!

Beide Bands halten, was sie versprechen, und stehen auch auf dieser Split-Single für modernen, innovativen Black Metal. Ohne dass die Wurzeln des Genres verleugnet werden. Wer bis jetzt weder mit LUGUBRUM noch mit URFAUST zu tun hatte, sollte sich dieses Vinyl – auch in gelb und braun-orange erhältlich – kaufen und sich dann rückwärts durch den entsprechenden Backkatalog arbeiten!

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