Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Besprechung des neuen Werkes von NEBELUNG mit einem Verweis auf früher beginnen soll, denn seit „Vigil“ sind mehr als fünf Jahre vergangen. Zudem dachte ich beim ersten Hören, bei den ersten Takten, weit weniger an den Vorgänger, als an das letzte EMPYRIUM-Album. Doch verdammt, „Weiland“ ist sogar zwölf Jahre her ... Im Musikgeschäft sind das Ewigkeiten, mit „Palingenesis“ hat es aber trotzdem zu tun. Es sind die Wurzeln für ein Werk, dem das Modewort „Entschleunigung“ auf den Leib komponiert wurde. Es gibt keine Unruhe, keine Hektik, kein Gezappel und kein Geschrammel. Selbst die lautesten und dichtesten Momente bestätigen nur, das alle Kraft in der Ruhe liegt. Alles wirkt filigran und ist melodiös bis ins Detail, kann aber nur als Ganzes wirklich als groß empfunden werden. Die sechs sparsam instrumentierten Folkstücke entfalten wie von selbst eine stetig zunehmende, fesselnde Wirkung. Der Hörer stellt erstaunt fest, wie schwer es fällt, sich dem Sog zu entziehen. Es dominieren Akustikgitarren und ein leidenschaftlich gespieltes Cello. Gerade einmal zwei Stücke – die ersten beiden – bedürfen der Stimme. Diese flüstert schwer verständlich und wirkt daher weniger wie Gesang, als vielmehr als Effekt der vornehmen Zurückhaltung. So müssen es NEBELUNG meinen und in der Tat, alle Lieder funktionieren bestens. Natürlich ist es eine Herausforderung, sich als Hörer dem Dogma der Popkultur mit ihren Zwei- bis Vierminutenstücke zu entziehen, doch verhält es sich hier ein wenig anders. NEBELUNG ist keine Standardband des Pop oder Folk, sondern lebt von vielen Einflüssen, zu denen auch Postrock und Drone gehören. All diese Komponenten, Geschichten und Quellen ergeben über die Albumlänge von einer knappen Stunde ein grandioses Werk voller hypnotischer Kraft. Oberflächliche Hörer könnten den Vorwurf der Monotonie erheben, doch dann haben sie sich nicht auf „Palingenesis“ einlassen können. Kein Lied bleibt stehen und keins klingt wie das andere. Aber jedes entwickelt sich zum Kleinod. Zusammengefasst ist das Ganze noch viel mehr als die bloße Summe aller Stücke: Ein großartiges, reifes und überraschendes Album voller Anmut und Herzblut. Und zudem das Beste der Band. Danke!
eislicht für nonpop.de
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Zusammenfassung
Ein grandioses Werk akustischer Folkmusik mit sechs langen Stücken, die einen unheimlich hypnotischen Sog erzeugen. "Palingenesis" überrascht als reifes und ruhiges Album voller Urgewalt, Anmut und Herzblut.
Inhalt
1. Mittwinter
2. Polaris 3. Nachtgewalt 4. Aufgang 5. Wandlung 6. Innerlichkeit |