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Endsal

HATI: Wild Temple

Die Ambivalenz des Funktionalen


HATI: Wild Temple
Genre: Ritual
Verlag: Monotype...
Erscheinungsdatum:
30. Oktober 2013
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
Kaufen bei: Drone Records


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Bei HATI handelt es sich um ein seit 2001 im Ritual-/Ritual Ambient-Sektor aktives Projekt aus Polen. Der Sound, den die, 2007 vom Trio zum Duo geschrumpfte, Band kreiert, ist nahezu ausschließlich percussionbasiert und steht, so weit das dem, in puncto "Ethno-" und "Weltmusik" eher rudimentär versierten Rezensenten zu beurteilen möglich ist, primär in südostasiatischer, buddhistisch geprägter Tradition, es wird also vorrangig mit Gongs, Trommeln, Becken und dergleichen mehr gearbeitet. Wollte man Vergleiche anstellen, so wäre wohl auf CONTEMPLATRON, entfernt auf PENJAGA INSAF, allen voran jedoch auf Z'EV zu verweisen, mit dem HATI im Laufe der Jahre nicht von ungefähr schon mehrfach kollaboriert haben. Einerseits verbindet die beiden polnischen Musiker mit dem US-amerikanischen Wahl-Niederländer der exzessive Gebrauch von allerhand, teils traditionellen, teils selbst konstruierten, meist metallenen Schlaginstrumenten sowie ein künstlerisch-musikalisches Selbstverständnis, das zwischen moderner Improvisationsmusik einer- und meditativen Ritual-Soundscapes andererseits changiert. Andererseits können beide Projekte gerade anhand dieses Punktes einigermaßen deutlich voneinander differenziert werden, denn im Gegensatz zu Z'EV, der seinen eigentlichen Schwerpunkt recht klar in ersterem Bereich verortet, liegt der von HATI unmissverständlich auf rituell-meditativer Ebene, was sich in den meisten Fällen schon anhand der Titel, die für einzelne Stücke gewählt werden, andeutet. Ganz am Rande sei in diesem Zusammenhang übrigens auf die charmante Doppeldeutigkeit des Projektnamens hingewiesen: der steht nämlich je nach sprachlicher Provenienz entweder für – altnordisch – "Hass" – oder für – indonesisch – "Herz". Welche nun die richtige Übersetzung im Sinne der Künstler ist, muss einstweilen ungeklärt bleiben, doch lehnt man sich wohl nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man letztere Variante für die wahrscheinlichere hält.

An dieser Stelle obliegt es dem Rezensenten einzuräumen, dass er mit dem ziemlich umfangreichen Output HATIs – gelinde gesprochen – nur sehr rudimentär vertraut ist und lediglich die 2005 bei NEFRYT erschienene CD "Zero Coma Zero" (ob der Anklang des Titels an eine der Mütter zeitgenössischer Ritualmusik schlechthin, MICHAEL DE WITTs 80er-Jahre-Knochentrommelprojekt ZERO KAMA, tatsächlich intendiert ist, sei an dieser Stelle einmal dahingestellt) zum Vergleich heranziehen kann. Tritt man diesen allerdings beherzt an, so fällt zuerst einmal eines auf, und zwar, dass sich in den vergangenen acht Jahren offenbar nicht allzu viel getan hat – positiv gewendet könnte man von einer ziemlich konsequent durchgezogenen Programmatik sprechen, die sich in einer nicht minder konsequent verfolgten musikalischen Umsetzung niederschlägt: Wie schon damals setzt man auch beim aktuellen, auf MONOTYPE erschienenen Tonträger primär bis ausschließlich auf Percussion und generiert auf diese Weise eine Atmosphäre, die den geneigten Zuhörer an traditionelle Zeremonialmusik aus dem asiatischen Raum irgendwo zwischen Tibet und Japan denken lässt. Die einzelnen Tracks bestechen in beiden betrachteten Fällen nicht gerade durch überbordenden Variationsreichtum und so fällt es auf beiden CDs einigermaßen schwer, dezidierte Höhe- oder Tiefpunkte auszumachen.

Es sei an dieser Stelle übrigens ausdrücklich vermieden, HATIs Musik etwa als langweilig oder uninteressant abzuqualifizieren, wäre dies doch ein leidlich kurz greifendes Urteil, welches den funktionalen Aspekt, der ritueller Musik prinzipiell eignet, weitgehend unbeachtet ließe. Ebenso wie bei Z'EV vermag sich gerade dieser funktionale Aspekt wohl erst im Rahmen eines Liveauftrittes in vollem Umfang zu entfalten und dergestalt eine andere, weil – um den inflationären Begriff zu gebrauchen: ganzheitlichere und insofern intensivere Rezeptionserfahrung zu generieren. Reduziert man den Sound von HATI im Allgemeinen und "Wild Temple" im besonderen jedoch auf seinen rein musikalisch-ästhetischen Gehalt, so wirkt der eher unspektakulär, ja: hin & wieder auch mal ein wenig mager und beliebig. Jedenfalls kann die relative Ereignis- und Variationsarmut des Dargebotenen auf Dauer zu dezenten Ermüdungserscheinungen seitens des Hörers führen – so wenigstens die Erfahrung des, grundsätzlich durchaus wohlwollenden, Rezensenten, dem das unentwegte, auf Dauer dann doch ein bisschen monoton daherkommende Geschepper, Gegonge und Gebimmel – exemplarisch sei dem Leser hier der Track "Last Breath Of Ra" ans Herz gelegt – mit voranschreitender Spielzeit wenigstens strecken- und phasenweise etwas mehr Geduld abverlangte.

Nichtsdestoweniger sind HATI aufgrund der Ernsthaftigkeit, Konsequenz und Authentizität, mit der sie seit Jahren ihr Projekt betreiben, klare Sympathieträger und legen mit "Wild Temple" eine CD vor, die für den einen oder anderen Hörer sicherlich ihren ganz eigenen Reiz hat. Wer sich für das Ritual-Genre grundsätzlich zu erwärmen weiß, sollte hier auf jeden Fall das eine oder andere Ohr riskieren; für Praktizierende auf magisch-okkultem bzw. zeremoniell-rituellem Sektor versteht sich dies aufgrund der mutmaßlichen funktionalen Qualitäten von HATIs Musik ohnehin. Wer allerdings so etwas wie Songstrukturen im engeren Sinne erwartet, der sollte von dieser Veröffentlichung wahrscheinlich besser die Finger lassen.

 
Endsal für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» HATI @ serpent.pl
» HATI @ discogs
» Wild Temple @ MonotypeRec.

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» HATI: Metanous


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Zusammenfassung
Primär bis ausschließlich percussionbasiertes Tribal-/Ritual-Opus mit stark südostasiatischer Note. Für Freunde japanischer Zeremonialmusik oder Z'EV-Fans unbedingt empfehlenswert, alle anderen sollten eher Vorsicht walten lassen.

Inhalt
01 Introduction (5:24)
02 Sen (5:52)
03 Wild Temple (7:00)
04 Ocean (8:14)
05 The Cave (8:45)
06 Last Breath Of Ra (7:54)
07 Limbus (8:17)
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