Michael We.
VARIOUS: Recuerdos Del Futuro"Un Homenaje Al Sonido De Valencia"
Genre: Minimal
Verlag: T.u.T. / R.u.R. Erscheinungsdatum: Dezember 2013 Medium: Vinyl LP Preis: ~17,00 € Kaufen bei: Labelshop Wir reden hier über einen Trend, der – trotz meiner musikalischen Anwesenheit in dieser Zeit – an mir vorübergegangen ist. Also kann ich zunächst nur wiedergeben, was das Label (TREUE UM TREUE / REUE UM REUE) erklärt: Als gegen Ende der 1980er-Jahre die Techno-Welle durch Europa schwappte, blieben ein paar Spritzer wohl in Valencia im Osten Spaniens hängen. Rund um MEGABEAT, eine spanische Elektrogruppe, deren gleichnamiges Label und das Sublabel NEZKABEL RECORDS entstand eine eigene, speziell spanische Techno-Variante, die wir heute wohl als 'Minimal Techno' bezeichnen würden. Eher orientiert an Synthiepop und New Wave, hatte sie wenig mit dem eigentlichen Genre zu tun. Mit dem Sampler "Recuerdos Del Futuro" lebt nun diese spezielle, spanische Elektronik-Variante dadurch wieder auf, dass neun zeitgenössische Projekte Songs abgeliefert haben, die in das Valencia Ende der 80er, Anfang der 90er gepasst hätten. Nach "Todesblei Salonfähig Gemacht" (2006) und "Retours D'Acide" (2009) ist es der dritte Sampler der Labelfamilie, der dieses Mal auf dem Tochterlabel RECTANGLE ASTRAL erscheint. Wenn auch einige Namen spanisch klingen und die meisten Teilnehmer mir auf den ersten Blick – bis auf TEATRO SATANICO – völlig neu sind, verstecken sich dahinter doch die einen oder anderen Bekannten. Nicht alle spanischen Namen sind nämlich 'echt'; OJALA PUDIERA etwa steht für LASZLO PS und SOFIA ER alias WERMUT, PACHA KING ist der hier bereits vorgestellte Musiker NIEDOWIERZANIE. Andere Acts stammen aus Belgien (SABLE ET SCIURE) oder Frankreich (MAKINA GIRGIR). Ihnen allen gelingt dennoch ein gemeinsames, nennen wir es eben 'spanisches' Flair. Intro und Outro bestehen aus verwehten, monsterähnlichen Vocals, jenseitsträchtig. OJALA PUDIERA (02) bieten dann besten Minimal Wave: eine einfache, synthetische Pianomelodie, dazu tuckernder 80er-Beat und – spanisch – rezitierende Frauenvocals. ANTONI MAIOVVI (03) liefert bereits eines der stärksten Stücke ab: Zum Post Punk-Flair würde die Stimme eines IAN CURTIS gut passen, der treibende, bassige Rhythmus mit den Synthietupfern bleibt aber rein instrumental, erinnert mich im Ganzen recht stark an HAROLD FALTERMEYER und 80er-Disco. Mit einer Art spanischer Bahnhofsdurchsage startet A2 (04), geht auch hier anschließend über in minimalen Synthiepop, sehr treibend und melodiös, aber stets mit einer düsteren Note – unter anderem durch die verzerrte Sprechstimme, die ab und zu auftaucht. Die A-Seite ist insgesamt sehr rhythmisch und groovend, hat viel Flow. Bassige, treibende Elemente mischen sich mit klaren, einfachen Synthiemelodien und teilweise einzelnen, spanischen Stimmsprengseln. Obwohl alle Stücke von unterschiedlichen Musikern stammen, sind sie auf der ersten Seite sehr ähnlich gelagert, mit vielen Anklängen an Synthie- und Angstpop, an KRAFTWERK und HUMAN LEAGUE oder Cold und Minimal Wave. Die zweite Hälfte des Albums dagegen ist nicht so homogen, man könnte auch sagen abwechslungsreicher: Samples wie von HERBIE HANCOCK bei PACHA KING (07). Beats, Melodie und Vocals aus der Soundkarte eines alten PC bei MAKINA GIRGIR (08). Oder gar Field Recordings (Wellenschwappen) bei CORNFLAKES 808 (10) und dazu passend ein extrem ruhiges, instrumentales Ambientstück. Doch, ich habe jetzt eine Vorstellung davon, wie es in Valencia am Ende der 1980er-Jahre geklungen haben könnte. Hätte ich nur ein Genre zum Vergleich, würde ich 'Minimal Wave' wählen, und in Klammern 'besonders rhythmisch' dahinter setzen. Aufregend an diesem Sampler ist tatsächlich eine speziell 'spanische' Stimmung, wie ich sie vor allem bei Ô PARADIS aus Katalonien wahrnehme, sehr verwunschen und surrealistisch. Für alle Elektroniker eine zwingende Empfehlung und vielleicht der Auftakt zu einer etwas umfassenderen Recherche.
Michael We. für nonpop.de
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Zusammenfassung
Doch, ich habe jetzt eine Vorstellung davon, wie es in Valencia am Ende der 1980er-Jahre geklungen haben könnte. Hätte ich nur ein Genre zum Vergleich, würde ich 'Minimal Wave' wählen. Aufregend an diesem Sampler ist tatsächlich eine speziell 'spanische' Stimmung, verwunschen und surrealistisch.
Inhalt
* black vinyl
* 9 tracks * lim. to 250 hand-numbered copies A1: EL CAPITAN - Introducción A2: OJALA PUDIERA - El Principio De La Nueva Carne A3: ANTONI MAIOVVI - Assault On Palacio De Las Cortes A4: A2 - El Día Del Juicio A5: TZII feat. SAMANTHA C. - La Unidad De La Verdad B1: TEATRO SATANICO - Sonido De Independencia B2: PACHA KING feat. JOTA - Dónde Está La Angustia B3: MAKINA GIRGIR - And I Wept B4: SABLE ET SCIURE - Sabotaje B5: CORNFLAKES 808 - Lloret De Mar 6 AM B6: EL CAPITAN - Epílogo ca. 40 Minuten |