Nach der großartigen „In The Rain“ wandelte TONY WAKEFORD zunächst einmal mehr auf Solo-Pfaden und veröffentlichte das theatralische und in Ansätzen neoklassische Album „Cupid & Death“. Maßgebliche Unterstützung erfuhr er hierbei von MATT HOWDEN (SIEBEN) und ERIC ROGER (GAE BOLG), die mit ihrem Können an der Geige und Trompete für Neofolk-Verhältnisse schon beinahe für orchestrale Zustände sorgten. So war es nahe liegend, beide in das Hauptprojekt SOL INVICTUS zu überführen und ihnen auf dem 1997er Album „The Blade“ den Spielraum zu geben, den zuvor das Duo MELLOR/BRADSHAW ausfüllte. Waren HOWDEN/ROGER auf „The Blade“ für die musikalische Neuerfindung zuständig, so sorgte WAKEFORD selbst mit seinem zu jener Zeit wiedererwachten Interesse am Odinismus für eine inhaltliche Rückkehr zu den Wurzeln. Waren zuvor Geistergeschichten, Zynismus und die Denker Europas auf dem Vormarsch, so ist „The Blade“ ein dezentes Bekenntnis zum nordischen Mythos. Dieses drückt sich zum einen im fantastischen Artwork von ENRICO CHIARPARIN aus, das vier Klingen in einem Meer aus Blut zu einer Binderune vereint. Und zum anderen in der Gastrolle von HEIMGEST, dem britischen Goden des Odinic Rite, der in dem Stück „Gealdor“ die Runen des Futhark intoniert. Hier kehrt WAKEFORD zu seinen Wurzeln zurück, ohne dass er dabei rückschrittlich wirkt. Die Hinwendung zum Heidnischen fällt hier anders aus als in den Frühwerken; das Parolenhafte ist dem Persönlichen gewichen. Zum Bonusmaterial: „Time To Meet The King“ von der „In Europa“-CD ist ein typischer SOL INVICTUS-Hit mit ebensolcher Thematik. Während WAKEFORDs alter Weggefährte, IAN READ, dem sakralen Königtum mit „John Barleycorn“ huldigte, besingt WAKEFORD in diesem Stück die rituelle Tötung des Königs im Hochsommer, um die Felder mit dessen Blut fruchtbar zu machen. ROGERs Trompete ist präsenter und etwas schräger und erinnert daher nicht nur aufgrund des Inhaltes ein wenig an den Soundtrack zum „Wicker Man“. Im Jahr 2011 ein Album aus dem Jahr 1997 zu rezensieren, erlaubt nicht nur eine bessere Einordnung ins Gesamtwerk des Künstlers, es stimmt in diesem Fall leider auch wehmütig, da zwar WAKEFORD weiterhin gute Alben wie „In A Garden Green“ geliefert hat, aber dennoch „The Blade“ mit „In The Rain“ und „Trees In Winter“ den Schaffenshöhepunkt von TONY WAKEFORD darstellt, diese Qualität, musikalische und textliche Reife, Klanqualität und Hörbarkeit wurden leider nie wieder erreicht. Großartige Alben gab es seitdem nicht mehr, allenfalls gute („In A Garden Green“, „In Europa“) und leider auch schlechte („Hill Of Crosses“, „The Devils Steed“). Auch mag man das Wegbrechen der Musiker HOWDEN, ROGER und BLAKE bedauern – mit dieser Besetzung hätte WAKEFORD zweifelsohne noch weitere Alben von gleicher Qualität einspielen können. Schlussendlich ist „The Blade“ ein Pflichtkauf für jeden Neofolk-Hörer und ohnehin für jeden, der dramatische und ergreifende Musik mag. WAKEFORD gelingt mit „The Blade“ ein riesiger Schritt; er kann das Orchestrale von „In The Rain" steigern, ohne dabei an Eingängigkeit zu verlieren. Er gewinnt das Kämpferische der frühen Jahre zurück, ohne jedoch den Floskeln der Jugend und der Plakativität zu verfallen, er ist idealistisch, aber nicht missionarisch. Ein ergreifender und bewegender Abschluss der Hochphase des Neofolks; eben eines der besten Neofolk-Alben der 90er Jahre. Will man diese Szene mit all ihren Inhalten und Emotionen verstehen, so ist „The Blade“ sicherlich eines der maßgeblichen Referenzwerke.
Thomas L. für nonpop.de
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Zusammenfassung
Eines der besten Werke von TONY WAKEFORD und ein Stück Neofolkgeschichte.
Musikalisch eines der anspruchsvollsten Alben, was vorrangig dem Duo MATT HOWDEN und ERIC ROGER zu danken ist. Auch gesanglich abwechslungsreicher als jemals zuvor; Wakeford nimmt sich zurück... Inhalt
1. The Blade
2. In Heaven 3. Time Flies 4. The House Above The World 5. Laws And Crowns 6. Once Upon A Time 7. See How We Fall 8. Gealdor 9. From The Wreckage 10. Nothing Here 11. Remember And Forget 12. The Blade Bonus: 13. Time To Meet The King 14. Nothing Here & Remember And Forget 15. Only I Know 16. In God We Trust |