|
L. Herold
DER BLUTHARSCH / ALUK TODOLO
A Collaboration
Genre: Psychedelic Rock
Verlag: WKN
Vertrieb: TESCO
Erscheinungsdatum:
02.04.2011
Medium: Vinyl 12''
Preis: ~14,00 €
Kaufen bei:
Tesco...
Kategorie: Rezension
Erstellt: 05.07.2011
Wörter: 657
Artikelbewertung:
positiv:100% negativ:0%
Radikale Stilbrüche haben für Musikgruppen den Vorteil, dass – sind sie einmal vollzogen – von da an alles möglich scheint. Die Gewissheit Erwartbares kredenzt zu bekommen, mit der Fans es sich gemütlich gemacht haben, ist damit permanent gestört. Das führt idealerweise zu extremer Neugier, ist dabei aber immer auch etwas beängstigend – nach dem Motto: What comes next?! Schlimmstenfalls muss der zur irdischen Machtlosigkeit verdammte Hörer seine alten Götter ratlos ad acta legen oder sich schmerzhaft eingestehen, dass er für derartige Lieben einfach nicht (mehr) tolerant oder – im Falle von DER BLUTHARSCH – eventuell schlicht nicht „nasty“ genug ist? Wir werden sehen.
Dies als Auftakt, um vorsichtig auf die aktuelle EP aus dem Hause WKN zuzusteuern. Nun ist es beim BLUTHARSCH natürlich nicht so, dass die musikalische Veränderung völlig über Nacht hereinbrach. Letzte Live-Touren (und diverse audible und visuelle Dokumente dazu), kleinere Zusammenarbeiten u.a. mit WHITE HILLS (2010) oder OUR SURVIVAL DEPENDS ON US (2009), auch jüngere Veröffentlichungen des zweiten hauseigenen Labels HAURUCK wie z.B. SEVEN THAT SPELLS (2011), mindestens aber schon der letzte Longplayer „Flying High“ (2009) haben sorglos vorbereitet, wohin die Reise gehen wird. Aber spätestens mit dem nun vorliegenden Tondokument ist jedem strammeren Fan alter Tage klar: Hier ist wirklich etwas passiert. Verzerrte Gitarren und Bässe, Hammondexzesse, Rockattitüden und Stonerimage haben sich kompromisslos den Raum erobert. Peng! Böse Zungen könnten an dieser Stelle behaupten, ja, irgendwann kehren alle zur Ursuppe zurück – dem Rock. Aber so einfach ist es nicht, und schon gar nicht ist die Musik dadurch leichtere Diätkost geworden. Denn, und damit schließe ich an die Eingangszeilen an, nun erst scheint alles offen, und – das zumindest ist die Konstante, die sich schon vorwegnehmen lässt – es bleibt finster und dreckig wie eh und je, nur eben auf andere Spielart.
Und so ist das Splitalbum mit den französischen Dröhnhipstern ALUK TODOLO vielleicht das beste Zeugnis dafür, dass DER BLUTHARSCH lang gehegte Sympathien von Seiten vermeintlich eingefleischter Fans rücksichtslos ignorieren. Eine solche Alles-Oder-Nichts-Einstellung ist mir zunächst sympathisch, ungeachtet des Materials, mit dem sie transportiert wird. Dieses nun besteht aus lediglich vier Tracks, die es allerdings in sich haben: Sprach- und schmeichellose, dunkle, krautgedopte Gitarrenamps sägen sich langsam die Vinylrillen entlang, unterlegt von schleppendem Beat mäandern E-Bass und Verzerrer, bauen Wucht und Wände auf, dröhnen aus den Boxen und man kann zunächst rätseln, wer hier für welche Elemente verantwortlich ist. Das ist auch so beabsichtigt, hat doch jede Band laut Vorabinfo Rohtracks der jeweils anderen zur freien Weiterverarbeitung erhalten, womit die unlösbare Verschachtelung beider Stile und Sounds erklärt wäre. Eine wirkliche „Collaboration“, der Titel bescheinigt es auf einfache aber aussagekräftige Art. Alle Stücke sind ähnlich gelagert, es dominiert die ausladende Breite, hypnotischer Bass, Röhren, Drums im Downtempo, dann wieder Brüche, ruhigere Parts, Orgel, Analoggezirpe. Ein nicht enden wollendes, handgemachtes Klanggeklotze, ein Riesentrip ins dunkle Loch, ob metaphorischen oder gar körperlichen Ursprungs ist dabei völlig egal. Das Ganze erinnert an eine Club-, nein Kellersession, beschmierte Wände und dichte Rauchwolken – ein Wiener „Koksofen“ mit schmutzigen French Kisses, konsequent instrumental gehalten, kurz: schwere, aber sexy Kost, die nicht von ungefähr ein wenig an CASPAR BRÖTZMANN („Massaker“) oder entfernt an LYDIA LUNCH/CLINT RUIN aus der „Honeymoon in Red“–Phase erinnert. Für Freunde dieser Art boshafter Psychedelic sehr interessant, für gestrengere Jünger pathosgeladenen Neofolks oder Military Pops vielleicht ein Grund zur Abkehr? Dabei ist „A Collaboration“ jenseits davon, bahnbrechend zu sein, dafür existiert bereits seit Jahren viel zu viel gute weitere Musik in diesem Sektor oder wirken die Stücke manchmal etwas zu ziellos oder (noch) zu effekthaschend für meinen Geschmack. Auch liegt die Zeit des „früheren“ BLUTHARSCHs vielleicht noch zu wenig zurück, um glaubwürdig den eingesessenen Krautrocker geben zu können. Aber es macht dennoch Spaß, und ein großes Plus dieser Scheibe ist zweifellos die gewisse Coolness, die auch in andere Saloons jenseits üblicher Szenecodes hineinreicht. Weltkrieg? Wir gehen erstmal rauchen ... schon deswegen ein gelungenes Hörerlebnis.
Bitte bewerte den Artikel fair und nach sachlichen Gesichtspunkten. Deine Stimme gibt dem Redakteur eine wichtige Rückinformation über seine Arbeit.
Verweise zum Artikel:
» ALUK TODOLO
» DER BLUTHARSCH and the Infinite Church of the Leading Hand
Themenbezogene Artikel:
» DER BLUTHARSCH AND: Wish I Weren't Here
» WHITE HILLS & DER BLUTHARSCH: Desire
» DER BLUTHARSCH: What Makes You Pray
» DER BLUTHARSCH AND...: Sucht & Ordnung
» DER BLUTHARSCH: The Wolvennest Sessions
» DER BLUTHARSCH AND...: Joyride
» JOSEF DVORAK: Sous L'Arbre De Science
» DER BLUTHARSCH... - Today I Want To...
» DER BLUTHARSCH AND...:The Cosmic Trigger
» DBATICOTLH (BLUTHARSCH): The End Of ...
» Der Blutharsch und Freunde
» DER BLUTHARSCH: Live in Kopenhagen
Themenbezogene Newsmeldungen:
» DER BLUTHARSCH beim ROADBURN-Festival 2016
» DER BLUTHARSCH ATICOTLH mit EP (+ Hörbeispiele)
» DER BLUTHARSCH ATICOTLH: Neues Album im Herbst!
» DER BLUTHARSCH, WKN Neuigkeiten
» Neues von DER BLUTHARSCH & HR!
Anzeige:
Namentlich gekennzeichnete Beiträge spiegeln ausschließlich die Meinung des jeweiligen Verfassers bzw. Interviewpartners wieder. Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit schriftlicher Genehmigung durch den Betreiber dieser Seite.
*Du bekommst max. eine Nachricht pro Woche mit allen neuen Artikeln.
Du kannst die Wochenschau jederzeit abbestellen.
Das Spartenmagazin für authentische Musik...
Seit dem ersten Januar 2007 ist das Musik- und Kulturmagazin NONPOP offiziell auf Sendung.
NONPOP richtet seinen Fokus auf jene Themen, die im Niemandsland zwischen Mainstream und Subkultur nur mäßig oder nie in ihrer gesamten Vielgesichtigkeit ausgeleuchtet werden.
Talentierte Redakteure gesucht...
Du wolltest schon immer professionell über die Themen schreiben, die Dich ganz besonders interessieren und Deiner Meinung nach zu wenig beachtet werden? Trotz Deiner Fachkenntnis bist Du wissbegierig und neuen Themen gegenüber aufgeschlossen? Dann wollen wir gern mehr von Dir erfahren!
Erfahrungen sammeln...
Als Redakteur profitierst Du bei uns von der Arbeit mit einer professionellen Autorensoftware, der Hilfe einer Lektorin und dem Fachwissen aller Redakteure. Für den praktischen Einstieg werden Dir zudem wichtige Informationsmaterialien zur Verfügung gestellt. Innerhalb der Redaktion steht man sich jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.
Eine Idee verwirklichen…
NONPOP ist ein unkommerzielles Magazin. Es ist uns daher nicht möglich, Autorengehälter zu zahlen. Als Mitarbeiter erhältst Du jedoch kostenfreie Rezensions-Exemplare, Akkreditierung zu bestimmten Veranstaltungen und natürlich wertvolle journalistische Erfahrungen. Wirke mit an einer gemeinsamen Idee!
Schreib uns...
Für einen ersten Eindruck reicht eine formlose und kurze Vorstellung mit einem kleinen Überblick zu Deinen musikalischen & kulturellen Schwerpunkten und ein aussagekräftiger Probetext. (Das Thema kann frei gewählt werden.) Wenn Du bereits eine genaue Vorstellung davon hast, an welcher Stelle Du Dich bei uns besonders einbringen kannst, schreib das bitte gleich dazu.
Sollte eine regelmäßige Mitarbeit für Dich nicht in Frage kommen, kannst Du auch als freier Redakteur beim Magazin mitarbeiten.
(Werde Online-Redakteur bei NONPOP!)
Bitte kontaktiere uns über unser Kontaktformular.
Um die Funktion vor Mißbrauch zu schützen, ist es nur registrierten Mitgliedern möglich, diesen Artikel zu bewerten. Bitte logge Dich ein.
Um die Funktion vor Mißbrauch zu schützen, ist es nur registrierten Mitgliedern möglich, diesen Artikel zu kommentieren. Bitte logge Dich zuerst ein.
|
Zusammenfassung
Charmante EP in noch charmanterer Aufmachung.
Inhalt
4 Tracks, untitled, Hochglanzcover, inzwischen auch als CD erhältlich.
NONPOP RADIO
Nonpop Radio starten:
Hier
Ebay- Angebote zum Thema:
Der Blutharsch
|