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L. Herold

DER BLUTHARSCH / ALUK TODOLO

A Collaboration


DER BLUTHARSCH / ALUK TODOLO
Genre: Psychedelic Rock
Verlag: WKN
Vertrieb: TESCO
Erscheinungsdatum:
02.04.2011
Medium: Vinyl 12''
Preis: ~14,00 €
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Radikale Stilbrüche haben für Musikgruppen den Vorteil, dass – sind sie einmal vollzogen – von da an alles möglich scheint. Die Gewissheit Erwartbares kredenzt zu bekommen, mit der Fans es sich gemütlich gemacht haben, ist damit permanent gestört. Das führt idealerweise zu extremer Neugier, ist dabei aber immer auch etwas beängstigend – nach dem Motto: What comes next?! Schlimmstenfalls muss der zur irdischen Machtlosigkeit verdammte Hörer seine alten Götter ratlos ad acta legen oder sich schmerzhaft eingestehen, dass er für derartige Lieben einfach nicht (mehr) tolerant oder – im Falle von DER BLUTHARSCH – eventuell schlicht nicht „nasty“ genug ist? Wir werden sehen.

Dies als Auftakt, um vorsichtig auf die aktuelle EP aus dem Hause WKN zuzusteuern. Nun ist es beim BLUTHARSCH natürlich nicht so, dass die musikalische Veränderung völlig über Nacht hereinbrach. Letzte Live-Touren (und diverse audible und visuelle Dokumente dazu), kleinere Zusammenarbeiten u.a. mit WHITE HILLS (2010) oder OUR SURVIVAL DEPENDS ON US (2009), auch jüngere Veröffentlichungen des zweiten hauseigenen Labels HAURUCK wie z.B. SEVEN THAT SPELLS (2011), mindestens aber schon der letzte Longplayer „Flying High“ (2009) haben sorglos vorbereitet, wohin die Reise gehen wird. Aber spätestens mit dem nun vorliegenden Tondokument ist jedem strammeren Fan alter Tage klar: Hier ist wirklich etwas passiert. Verzerrte Gitarren und Bässe, Hammondexzesse, Rockattitüden und Stonerimage haben sich kompromisslos den Raum erobert. Peng! Böse Zungen könnten an dieser Stelle behaupten, ja, irgendwann kehren alle zur Ursuppe zurück – dem Rock.
Aber so einfach ist es nicht, und schon gar nicht ist die Musik dadurch leichtere Diätkost geworden. Denn, und damit schließe ich an die Eingangszeilen an, nun erst scheint alles offen, und – das zumindest ist die Konstante, die sich schon vorwegnehmen lässt – es bleibt finster und dreckig wie eh und je, nur eben auf andere Spielart.

Und so ist das Splitalbum mit den französischen Dröhnhipstern ALUK TODOLO vielleicht das beste Zeugnis dafür, dass DER BLUTHARSCH lang gehegte Sympathien von Seiten vermeintlich eingefleischter Fans rücksichtslos ignorieren. Eine solche Alles-Oder-Nichts-Einstellung ist mir zunächst sympathisch, ungeachtet des Materials, mit dem sie transportiert wird.
Dieses nun besteht aus lediglich vier Tracks, die es allerdings in sich haben:
Sprach- und schmeichellose, dunkle, krautgedopte Gitarrenamps sägen sich langsam die Vinylrillen entlang, unterlegt von schleppendem Beat mäandern E-Bass und Verzerrer, bauen Wucht und Wände auf, dröhnen aus den Boxen und man kann zunächst rätseln, wer hier für welche Elemente verantwortlich ist. Das ist auch so beabsichtigt, hat doch jede Band laut Vorabinfo Rohtracks der jeweils anderen zur freien Weiterverarbeitung erhalten, womit die unlösbare Verschachtelung beider Stile und Sounds erklärt wäre. Eine wirkliche „Collaboration“, der Titel bescheinigt es auf einfache aber aussagekräftige Art. Alle Stücke sind ähnlich gelagert, es dominiert die ausladende Breite, hypnotischer Bass, Röhren, Drums im Downtempo, dann wieder Brüche, ruhigere Parts, Orgel, Analoggezirpe. Ein nicht enden wollendes, handgemachtes Klanggeklotze, ein Riesentrip ins dunkle Loch, ob metaphorischen oder gar körperlichen Ursprungs ist dabei völlig egal.
Das Ganze erinnert an eine Club-, nein Kellersession, beschmierte Wände und dichte Rauchwolken – ein Wiener „Koksofen“ mit schmutzigen French Kisses, konsequent instrumental gehalten, kurz: schwere, aber sexy Kost, die nicht von ungefähr ein wenig an CASPAR BRÖTZMANN („Massaker“) oder entfernt an LYDIA LUNCH/CLINT RUIN aus der „Honeymoon in Red“–Phase erinnert.
Für Freunde dieser Art boshafter Psychedelic sehr interessant, für gestrengere Jünger pathosgeladenen Neofolks oder Military Pops vielleicht ein Grund zur Abkehr? Dabei ist „A Collaboration“ jenseits davon, bahnbrechend zu sein, dafür existiert bereits seit Jahren viel zu viel gute weitere Musik in diesem Sektor oder wirken die Stücke manchmal etwas zu ziellos oder (noch) zu effekthaschend für meinen Geschmack. Auch liegt die Zeit des „früheren“ BLUTHARSCHs vielleicht noch zu wenig zurück, um glaubwürdig den eingesessenen Krautrocker geben zu können. Aber es macht dennoch Spaß, und ein großes Plus dieser Scheibe ist zweifellos die gewisse Coolness, die auch in andere Saloons jenseits üblicher Szenecodes hineinreicht.
Weltkrieg? Wir gehen erstmal rauchen ... schon deswegen ein gelungenes Hörerlebnis.


 
L. Herold für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» ALUK TODOLO
» DER BLUTHARSCH and the Infinite Church of the Leading Hand

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Zusammenfassung
Charmante EP in noch charmanterer Aufmachung.

Inhalt
4 Tracks, untitled, Hochglanzcover, inzwischen auch als CD erhältlich.
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