Michael We.
HIIRAGI FUKUDA: My Turntable Is SlowOpiumwolken ...
Genre: Experimental
Verlag: Sloow Tapes Erscheinungsdatum: Juli 2010 Medium: Kassette Preis: ~5,00 € Kaufen bei: Sloow Tapes Nach längerer Abstinenz stellen wir mal wieder ein SLOOW-Tape des kleinen Kassettenlabels aus Belgien vor. Die klassische Einleitung mit ein paar Sätzen über den Künstler ist schnell geschrieben: HIIRAGI FUKUDA stammt aus Japan (Tokio) und spielt Gitarre. Das war's schon. Er ist außerdem Mitglied des japanischen Postpunk-Trios DORONCO GUMO, aber da dessen Alben – ebenso wie die erste Solo-CD – ausschließlich in Asien erschienen, sind die Vergleichsmöglichkeiten gering. Immerhin existieren ein oder zwei DORONCO-Zusammenschnitte auf YOUTUBE. Der Opiumschwaden-Vergleich des Labels – natürlich sind SLOOW-Veröffentlichungen vielmehr psychedelisch als punkig – passt zum Foto auf MYSPACE (und zu den drogigen Songtiteln): im Schatten liegender Schlafzimmerblick plus, nun ja, irgendwas zum Rauchen im Mundwinkel. Die rund 40minütige Kassette umgibt ein südländisches Flair von warmen Sommerabenden. Entspannte Gitarrenmelodien prägen die Songs, im Opener "Martinique Post Office" (Martinique geht als 'südländisch' durch, oder?) mischen sich akustische und elektronische Saiten, wehen über dem Sirren eines Verstärkers durch die Luft. Ebenso ungezwungen wirken die – ich vermute mal japanischen – Vocals, eher erzählend denn singend, wie Seifenblasen aus dem Mund fliegend und mit Hall unterlegt, sehr surreal. Besonders an diesem Stück ist die französische, beschwingte Frauenstimme der mit FUKUDA befreundeten Belgierin CORALIE GERMEAU. Sommerlich liest sie aus dem Tagebuch ihrer Jugend vor, leicht, etwas drogig und sehr angenehm. An einigen Stellen, gerade während des ersten Liedes, erinnert mich "My Turntable Is Slow" übrigens an Ô PARADIS. Abgesehen von Frau GERMEAU und ihrem kurzen Gastspiel macht der Chef aber alles selbst, hat auch die Feldaufnahmen eingeholt. "H. Kissinger Of Cetus" beginnt dann auch mit Vogelgezwitscher. Die geloopt wirkenden drei Gitarren-Töne machen einen recht monotonen Eindruck, erst gegen Ende dreht die dronige E-Gitarre gehörig ins Nirwahwah ab. "Down A Dirt Road" klingt passenderweise wie der Titel eines Western und ist das schönste der sechs Stücke: Eine Mischung aus Cowboy, Balalaika und Waldfolk; am Ende taucht sogar eine Elfenflöte auf. FUKUDA spricht intensiver, man würde gerne verstehen, was er da erzählt. Seite 2 ist fast noch einen Tick lässiger, spielt zunächst draußen auf der Veranda ("Slim Harpo Syndrome") in der Sonne und mit drei Gitarren unterm Arm. Kurzes Zwischenspiel aus Xylophon und Familie am Esstisch, anschließend wirkt auch das funkige "Tokyo Delay..." gejammt, die legeren Vocals nach wie vor eher italienisch oder spanisch als japanisch. Am Ende steht warmer, schwebender Gitarren-Ambient ("On A Slow Boat"), der den Bogen zum Beginn der ersten Seite schlägt. Ein nicht unangenehmes Brummen im Hintergrund, die Stimme nachdenklich und mit viel Hall, zwischen einlullend und hypnotisierend. Auf 44 Minuten bietet "My Turntable Is Slow" eine feine und in ihrer Entspanntheit ansteckende Ideensammlung. Für die manchmal etwas monotonen Parts auf Seite B entschädigen Songs wie "Martinique Post Office" oder "Down A Dirt Road" mit sehr viel Atmosphäre. Zum wohligen Genießen der letzten Urlaubstage!
Michael We. für nonpop.de
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Zusammenfassung
Ein japanischer Gitarrist, der das Flair von warmen Sommerabenden im Süden verströmt. Entspanntes Zupfen prägt die Songs, und für die manchmal etwas monotonen Parts auf Seite 2 entschädigen andere Songs mit besonders viel Flair. Zum wohligen Genießen der letzten Urlaubstage!
Inhalt
Kassette, 44 min., lim. 90
A: Martinique Post Office (9:38) H. Kissinger Of Cetus (9:16) Down A Dirt Road (3:20) B: Slim Harpo Syndrome (3:38) You Should Take An Umbrella With You (0:47) Tokyo Delay (9:15) On A Slow Boat (8:59) |