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Maik L.

Der Blutharsch und Freunde

Live im Lagerhof, Leipzig


Der Blutharsch und Freunde
Genre: Psychedelia
Verlag: HauRuck!
Erscheinungsdatum:
25.09.2009
Erstellt: 28.09.2009
Preis: ~19,00 €
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DER BLUTHARSCH, DEUTSCH NEPAL und BAIN WOLFKIND sind auf Europa-Tour. Während ich diese Zeilen schreibe, müsste die musikalische Rasselbande um Überschwofer ALBIN JULIUS bereits im schönen Polen gastieren und das dortige Publikum auf das Beste unterhalten.
Zu letzterer Behauptung gibt der gestrige Abend im Club Lagerhof, Leipzig einigen Grund. Pünktlich um 21 Uhr eröffnete Bain Wolfkind den Abend mit seinen alkoholgetünchten Songs, welche von den Gespenstern zwielichtiger Huren, merkwürdiger Heiliger und blutender Seemänner heimgesucht werden. Das bereits zahlreich erschienene Publikum spendete auch brav Beifall, schien aber generell nicht mitzubekommen, dass Wolfkinds „Karaoke“-Show ganz großes Kino ist – und langsam mal auch eine ganze Combo für den Mann sowie weniger Geschwatze angebracht wäre. Jedenfalls brachten seine Midtemponummern wie „Sailor‘s Blood" eine alkoholgetränkte, lasziv-verhangene Atmosphäre von Wahnsinn, Liebe und Gewalt in den eigentlich recht kleinen Club, dessen rote Vorhänge jedoch sehr gut zum Gebotenen passten. Der Led Zeppelin-Gedächtnispreis für die inflationäre Nutzung des Wortes „baby“ ist Bain Wolfkind im Übrigen auch sicher. Also: Weiter so und das nächst Mal mit Band!
Nach längerer Pause betrat dann Lina Baby Doll, alias Deutsch Nepal die Bühne. Highlight während seiner Show war die von der Decke herabgelassene Köder-Banane, nach welcher er beherzt biss. Ansonsten kann man von einem guten, aber auch wenig überraschenden Set sprechen, zu welchem man bereits ein wenig mehr vorglühen konnte. Deutsch Nepal sind halt weniger in der Rubrik „feierwütige Jünger der Ekstase“ zu Hause.
Es folgte eine zweite längere Pause, Joints rumreichen dauert wahrscheinlich ja auch immer mächtig lange, bis dann schließlich Der Blutharsch schwungvoll die Bühne enterte. Wie vor einigen Tagen eröffnete das in weiße Hemden mit schwarzen Schlipsen gekleidete Quintett den Abend mit „Das ist das Wunder“. Es folgte ein kursorischer, musikalischer Rundgang durch das eigene Schaffen, immer angetrieben von einer tighten Rhythmussektion, Acidorgeln und dedizierter Gitarrenarbeit. Zu hören gab es dabei auch Einiges vom neuen Album „Flying High“, welches, soviel darf ich schon einmal der hauseigenen Rezension vorwegnehmen, einen mehr als überzeugenden, den Klang der Band weiter ausbauenden Nachfolger von „The Philosopher‘s Stone“ darstellt.
Erschien der Sound der Gruppe im schönen Tilburg ein wenig kraftlos, wurde die beherzte Zuschauerin dieses Mal Zeugin eines (dem Opener letztlich Recht gebenden) Rock ‘n‘ Roll-Wunders. Der kleinere, gedrängtere Raum, ein wesentlich besserer Soundmix, die stärker fokussierte Beziehung von Bühne und Publikum sowie eine offenkundig gelöstere, größere Spielfreude ließen im Feedbacksirren erst gar keine Lücken aufkommen. Sie sorgten im Gegenteil für einen nicht aggressiven, aber massiven Sound, in welchem genug Raum für wuchernde musikalische Arabesken und rein instrumentale Ausflüge gegeben war. Im Gegensatz zu Tilburg kam hier endlich auch der groovige Charakter der Band heraus. Dass dieser im Publikum, welches am liebsten immer noch  „Weltkrieg und Apokalypse lassen mich nicht mal mit den Augenlidern zittern“-Haltung präsentiert, noch nicht ganz zur Wirkung kommt, ist letztlich auch egal. Nicht egal dagegen war die sehr gelungene AIN SOPH-Coverversion „Baltikum“, welche zusammen mit einigen anderen Nummern und wider meines Erwartens die gerissene Eingängigkeit der Gruppe bewies, welche mit Pop zwar spielt, aber nur in der Nähe zum finalen Tinitus. Der Blutharsch sind heute so etwas wie die coolere Version ihrer selbst geworden: die Band wirkt zufrieden mit sich und bietet eine großartige, dröhend-krachige, hoffnungsvoll psychedelische Liveshow, in deren Katarakten die linken und rechten Klischees ihrer Anhänger bzw. Gegner absaufen, sind doch beide nicht in der Lage der einfachen Ansage „Flying High“ (Bald sind sie dran wegen Drogenverherrlichung – auf Wikipedia und Co.!) Folge zu leisten. Wer derweil Musik mit Herz, Arsch und Hirn hören wollte, der war hier gestern an der richtigen Adresse.




Anmerkung der Redaktion: Da der Autor dem Geschehen nicht hinter einer Kamera beiwohnen wollte, müssen wir hier einen Platzhalter als Artikelbild einsetzen. Photos des Ereignisses können aber hier gepostet werden. Das schönste Bild wird dann unser Artikelbild.


 
Maik L. für nonpop.de


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Zusammenfassung
Wer Musik mit Herz, Arsch und Hirn hören wollte, der war hier an der richtigen Adresse.

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Guter Sound
Bühnenoutfit
Weisse Rosen

Negativ aufgefallen
Naja, der Preis - ist jetzt aber auch nicht so wild

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