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Stefan O.

ÄTTESTUPA: s/t


ÄTTESTUPA: s/t
Genre: Experimental
Verlag: RTB
Medium: Schallplatte
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Dieser Artikel wurde in der COMM-SUBLIMINAL-AeTTESTUPA">Hörschau Nr. 23 mit Musikbeispielen vertont!


In Schweden gibt es eine Legende, nach der sich alte und kranke Menschen, wenn sie den anderen Mitgliedern ihres Stammes nicht mehr zur Last fallen wollten, von einem hohen Felsen hinabstürzten. Dieser Felsen wird in den schwedischen Überlieferungen Ättestupa oder Todesfelsen genannt. ÄTTESTUPA ist auch der Name eines neuen Projekts um DAN JOHANSSON aus Götheborg, der bisher vor allem durch sein Harsh Noise Projekt SEWER ELECTION in Erscheinung getreten ist. Unterstützt wird er von einem nicht weiter genannten Bandmitglied des schwedischen Dronefolk-Projektes LEAFES.

Den Bandnamen im Hinterkopf ist "Ättestupa" eine archaische Reise in eine lang vergessene Zeit, die unweigerlich Bilder von kalten Wintern und vereisten Schneelandschaften vor dem geistigen Auge entstehen lässt. Fundament der beiden, jeweils etwa zwanzigminütigen Kapitel ist ein tieftönender, wie von alten Jahrhunderten zerfressener und korrodierter Drone, begleitet von den unbestimmten repetitiven Klängen des Keyboards. Über all dem liegt ein Rauschen wie von eisigen Winterstürmen, durchzogen von monotonen Gesängen und den primitiven Rhythmen schamanischer Trommeln. In den letzten Minuten der Seite, die ich für die erste halte (Die Seiten sind nicht gekennzeichnet.), setzen auf einmal Bläser ein, die von Schlagwerk und fernem Gesang unterstützt eine sich beständig wiederholende Melodie spielen, die mich unweigerlich an den geisterhaften Zug einer Trauergemeinde gemahnt, den man schemenhaft wie eine agonische Vision im letzten Stadium des Erfrierens im eisigen Wehen des Windes an sich vorbeiziehen sieht, bis er sich im dichten Schneetreiben verliert. Interessant wäre es hier zu erfahren, ob sich in der Melodie und den Gesängen nicht ein traditionelles Thema alter schwedischer Folklore wiederholt. Die Kehrseite der Schallplatte geht ein wenig roher zu Werke. Layer auf Layer werden hier kalte Synthieklänge, harsche Drones verzerrter Gitarren und langsame monotone Rhythmen von Trommeln, Kuhglocken und Flöten zu einem ohrenbetäubenden rituellen Getöse aufeinander geschichtet, bis sich aus dem Lärmen langsam eine Struktur herausschält, die trotz ihrer Instrumentierung stark an nordischen Black Metal denken lässt.

Wunderschön sind die im Vinylformat beigefügten Photographien, die wie das Cover Menschen aus der schwedischen Landbevölkerung des frühen zwanzigsten Jahrhunderts zeigen. "Ättestupa" ist eine krude Mischung aus trostloser paganer Folklore, harscher Elektronik, Krautrockartigen Synthieklängen der 70er und einzelner Black Metal Elemente. Ein urtümliches Meisterwerk, das, limitiert auf eine Stückzahl von 330 Pressungen, zu diesem Zeitpunkt beim veröffentlichenden Musikverlag RELEASE THE BATS leider bereits ausverkauft ist. Eine Neuveröffentlichung auf Kassette erfolgte jüngst bei dem schwedischen Label UTMARKEN, doch auch hier werden die wenigen 150 Exemplare sicher schnell ihre Abnehmer finden. Wer sich dieses Werk nicht entgehen lassen will, sollte daher bald zugreifen.


 
Stefan O. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Labelhompage
» ÄTTESTUPA bei Discogs

Themenbezogene Artikel:
» ÄTTESTUPA: Musik För Tomma Rum


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II. Den Stora Sjukdomen
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