SHRINE: Distorted Legends, Pt. 1

Dark Ambient-Eleganz aus Bulgarien

Genre: Dark Ambient
Verlag: Drone Records
Erscheinungsdatum:
Februar 2008
Medium: Vinyl 7''
Preis: ~7,00 €
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Kategorie: Rezension
Erstellt: 23.05.2008
Wörter: 508
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In den vergangenen fünf Jahren hat sich der Bulgare HRISTO GOSPODINOV mit seinem Projekt SHRINE als beständiges Mitglied der Dark Ambient-Gemeinde etabliert. Wie bei vielen elektronischen Projekten erschienen die ersten Stücke auf einem der zahlreichen Netlabels ("Harmony, Bliss, Rust" auf MIRAKEL MUSIK, 2003), einige Zeit später veröffentlichte CORVUS RECORDS die erste CD ("The Final Asylum", 2006). Es folgten Soundtrack-Arbeiten für befreundete Regisseure, Sampler-Beiträge (unter anderem auf "Desert Space" mit OOPHOI und NETHERWORLD, 2007) und der Remix eines RAISON D'ÊTRE-Tracks ("Deep Enshrouded") für einen gemeinsamen Auftritt vor zwei Jahren in Sofia. Nach einem nur kurz währenden Aufenthalt in England und der Rückkehr in seine Heimat ("I'm not planning to return to England ever again" – was da wohl passiert ist?) hat HRISTO gleich zwei Veröffentlichungen fertig gestellt: zum einen eine Split-CD mit dem finnischen Ambient-Akustik-Projekt LINGUA FUNGI, die auf seiner bulgarischen 'Basis' CORVUS erscheint. (Rezension folgt demnächst, sobald die CD veröffentlicht wird.) Zum anderen die diesem Artikel zugrunde liegende Single mit zwei exklusiven Tracks für das ehrwürdige Bremer Label DRONE RECORDS. Im laufenden Jahr soll noch ein alleiniges Vollzeitalbum von SHRINE erscheinen. 

Das "Pt. 1" im Titel deutet es an: Auf der Single sind die ersten zwei von vier exklusiv für DRONE RECORDS aufgenommenen Stücken. Track A ist schnell so präsent, als ob wir eben in eine riesige Schmiedehalle eingetreten wären, in der Werkzeug für eine finale Schlacht vorbereitet wird; eine sehr gotische Atmosphäre. Ein dauerhaftes, hohes Pfeifen zerrt am Trommelfell, dazu donnern und scheppern neben diversen Drones allerlei Geräusche, die wie verschiedene Varianten des Befüllens eines Heißluftballons klingen. Da SHRINE aber in der Regel für eine melancholische Spielart von Geräuschmusik steht, kippt bald der Schalter, und zu ruhigerem Ambient sprechen verzerrte Vocals, so als ob Maschinen versuchen würden, sich mitzuteilen, was sehr traurig klingt und ein weiteres Mal (wie zum Beispiel auch auf "The Final Asylum") HRISTO GOSPODINOVs Lieblingsthema 'Mensch & Maschine' intoniert.
Träume will er mit seiner Musik hörbar machen, diesen Leitspruch stellt der bulgarische Webdesigner über alle Veröffentlichungen. Davon zeugt Track B; er ist sphärischer, träumerischer und weniger noisig. Synthiesounds, typisch industrielle, metallene Klänge sowie ein dahingetupfter künstlicher Bass (und – wenn ich mich nicht täusche – eine verfremdete E-Gitarre) steigern sich in einen immer weiter anschwellenden Dauerloop. Das Stück wird wiederum sehr mächtig in seiner Mischung aus Ambient, Noise und Industrial; zwischendurch zerreißt aber eine nahezu melodiöse, zerrende Fanfare der Einsamkeit diese Schleife. Am Ende entschwebt auch Seite 2 in ruhigere (Traum-)Sphären.
Wer musikalische Vergleich sucht: POST SCRIPTVM (Russland) oder ORO!ORO! (Litauen) verströmen eine ähnliche Eleganz wie SHRINE, bauen eine glänzende, metallene und für den Menschen gottverlassene Zukunft. Das ästhetische Klappcover von "Distorted Legends" rundet diese Vision ab. Es besteht aus der von HRISTO digital bearbeiteten, futuristischen Zeichnung eines befreundeten Malers, der ihn vor fünf Jahren mit einem Bilderzyklus ('Verschmelzung von Mensch und Maschine') überhaupt zur elektronischen Musik gebracht hat. Freude auf "Pt. 2" ist angebracht.

Zur nonpop-Besprechung der DRONE-Veröffentlichungen DR-90 bis 92.