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Claudia K.
PAUL OSKA: I Think I´m Dead
Somehow it´s not dark enough
Kategorie: Rezension
Erstellt: 23.04.2008
Wörter: 726
Artikelbewertung:
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Ich weiß nicht mehr sicher, wie ich auf PAUL OSKA gestoßen bin. Plötzlich war er da, und ich war paralysiert, was vielleicht die Gedächtnislücke erklärt. Es wird wohl im wuchernden Myspace-Kosmos gewesen sein. Ein zufälliger Klick – und wenig später befand “Swallow Me” sich tagelang in der Endlosschleife. Cause I can´t sleep, not this way, not anyway, somehow it´s not dark enough… Dabei, so sollte man meinen, mangelt es diesem unverhofften Fundstück nicht an Düsternis. Schlaflos macht diese Traurigkeit dennoch, und was da was bedingt – die Traurigkeit die Schlaflosigkeit, oder andersherum, ist nicht ganz leicht festzustellen.
Über PAUL OSKA indes lässt sich nicht allzu viel in Erfahrung bringen. Angeblich war er Mitglied in einer Band, in der auch einer der Akteure von MAXIMO PARK spielte (Was auch immer das besagen soll.), ehe er sich für ein Jahrzehnt in musikalische Funkstille zurückzog. Während dieser Zeit arbeitete er als Haustürvertreter, Casino Croupier und professioneller Poker Spieler. Den Weg zurück zur Musik fand er über das Folk Revival der neueren Zeit, er griff zur Gitarre und brachte sich das Spielen (wieder) bei. Diese Geschichte unterschlägt allerdings zwei Dinge. Zum einen, dass OSKA auf „I Think I´m Dead“ neben der Gitarre auch mit Banjo, Akkordeon und Klavier zugange ist. Dabei wird er zusätzlich von Gastmusikern an Cello, Geige, Schlagzeug, Percussion, Maultrommel und Singender Säge unterstützt. Und zweitens, dass OSKA auch im Filmbereich aktiv zu sein scheint. Doch von Anfang an: Nach seiner Rückkehr zur Musik nahm OSKA 2007 eine selbstbetitelte EP auf. Es folgte eine Studio-Liveaufnahme namens „Makeshift In May“ und schließlich mit „I Think I´m Dead“ ein Langspieler bei BEAUTIFUL PRISON MUSIC, einem Label aus Manchester. Ein Besuch auf der BEAUTIFUL PRISON-Seite, die als „Film, video and animation productions from a group of independent film makers and sound designers“ ausgeschrieben ist, verrät zudem, dass dort bislang primär sonderbare Kurz- und Animationsfilme produziert wurden, bei denen OSKA, der neben ALAN KENYON auch Mitbegründer von BEAUTIFUL PRISON ist, ebenfalls die Hände mit ihm Spiel hat. Im Musikbereich sieht es dort noch recht spärlich aus, ein „Coming soon“ verspricht jedoch mehr.
Was bei PAUL OSKAs musikalischer Wiedergeburt herauskommt, ist schlichte und minimalistische Musik irgendwo zwischen Folk, Singer/Songwriter und etwas, das den Eindruck erweckt, es könne sich, obgleich aus England, auch auf einem staubigen Highway wohlfühlen. Die Stücke leben, neben der sparsamen Percussion, vor allem von der rauen, brüchigen Stimme OSKAs – und natürlich von seiner Gitarre, die irgendwie sogar dann im Ohr bleibt, wenn sie den Streichern zeitweilig das Feld überlässt. So scheinen die beteiligten Streichinstrumente mehr eine leichte Textur hinzuzufügen, die die ungeheure Schwermütigkeit unterstreicht, im Vordergrund bleiben jedoch stets Gitarre und Stimme. Langsame, zuweilen schleppende Stücke, leise Stücke, so etwas wie Slow Motion-Melancholie. Der Auftakt des Albums ist zugleich sein Höhepunkt: Das auf fast verstörende Weise berührende „Swallow Me“, das mit seinem Kummer alles bis ins Innerste zusammenzieht, und dessen gebrochener Refrain tagelang nicht aus dem Ohr geht, aus dem Kopf, sich tagelang in Bussen und Bahnen wiederholt auf der Fahrt durch graue Städte. Es folgen neun Stücke, die diese Stimmung fortsetzen, dabei das Feeling des grandiosen Openers allerdings nicht ganz halten können. Es ist schwierig, den Finger darauf zu legen, aber ihnen fehlt irgendwie dieses gewisse Etwas, das „Swallow Me“ so hinreißend und eindringlich macht. Und so wird man nach dem Hören der CD ein wenig das Gefühl nicht los, da eben ein paar wirklich schöne melancholische Folk-Stücke gehört zu haben – aber bis auf das erste fällt es schwer, sich wirklich an die Lieder zu erinnern, den Refrain zu summen oder zu singen. Oder, andersherum: Die minimalistischen Kompositionen haben durchaus ihren Reiz, einige Stücke vielleicht auch so etwas wie die Ahnung eines JOHNNY CASH-Flairs, nur, gegen „Swallow me“ – einen Anfang, der es ihnen wirklich schwer macht – irgendwie zu wenig Gesicht: ein Eindruck von Gitarre, einer rauen Stimme, dem eigentümlich klagenden Geräusch der Singenden Säge; ansonsten ist das Ganze jedoch seltsam wenig greifbar.
Das soll nun aber dem musikalischen Schaffen PAUL OSKAs keinesfalls das Potential absprechen. Reinhören lohnt sich wegen „Swallow Me“ ohnehin, und auch bei Interesse in Richtung Acoustic-Folk/Singer-Songwriter. Das weitere Schaffen OSKAs zu verfolgen, könnte interessant sein; was sich in Manchester noch tun wird, und ob die Seiten von BEAUTIFUL PRISON sich mit etwas mehr Content füllen werden, bleibt indes abzuwarten.
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Verweise zum Artikel:
» Paul Oska Myspace
» BeautifulPrison
» BeautifulPrison Myspace
» BeautifulPrisonMusic Myspace
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Zusammenfassung
Nach zehnjähriger musikalischer Schaffenspause legt der Musiker und Filmemacher PAUL OSKA mit "I Think I´m Dead" ein schwermütiges Akustikalbum vor. Slow Motion-Melancholie mit einem Hauch von Johnny Cash und einem großartigen Opener.
Inhalt
1. Swallow Me
2. You're Not Welcome
3. Wouldn't It Be Better
4. Where Is Your Winter
5. Them Red Stains
6. My Love, My Load, My Low
7. I Won't Start
8. I Think I'm Dead
9. What Have You Done
10.Jane Is Well Again
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