MARTIAL CANTEREL/SILENT SIGNALS: Views..

Views beyond the city wall

Genre: Minimal
Verlag: Tarantulla...
Vertrieb: Tarantulla...
Erscheinungsdatum:
September 2007
Medium: CD
Preis: ~13,00 €
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Kategorie: Rezension
Erstellt: 15.11.2007
Wörter: 533
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Das belgische TARANTULLA-Label hat sich einige Zeit gelassen, bevor es nach der ersten Label-Veröffentlichung - "Lost/Found" von ABSOLUTE BODY CONTROL - nun mit der zweiten Katalognummer weitergeht. Diesmal greift man nicht wie bei "Lost/Found" auf altes Material zurück, sondern man präsentiert ein Split-Album von zwei Bands, die im Hier und Jetzt musizieren. MARTIAL CANTEREL und SILENT SIGNALS teilen sich "Views beyond the city wall" und kredenzen dem Hörer nach Label-Ausrichtung natürlich minimale Elektronik bis Angstpop. 

MARTIAL CANTEREL ist das Ein-Mann-Projekt von SEAN McBRIDE aus New York, das bereits mit diversen Veröffentlichungen positiv aufgefallen ist. Geboten wird traditioneller, geradliniger Minimalelektro, der wie aus den 80er Jahren entsprungen scheint. Neue musikalische Einflüsse, die vergleichbare Künstler heute in ihre Musik einbauen, sucht man bei MARTIAL CANTEREL vergebens. Trotzdem wird es nie langweilig, da den alten Maschinen durchaus interessante, noch nicht tausendmal gehörte Klänge entlockt werden. 

Der Midtempo-Einsteiger "2 Passengers" wird von den schnelleren, tanzflächenkompatiblen "Vichy girls" und "Heresy & Innocence" abgelöst, bevor die Stimmung mit dem Instrumental "Curses" deutlich melancholischer wird. Die abschließenden drei Stücke bleiben dann eher im rauen, düsteren Fahrwasser, wobei "Backwards falls" für mich hier noch einmal positiv heraussticht. 

Insgesamt ist der Beitrag von MARTIAL CANTEREL sicher keine Offenbarung, dazu fehlt mir hier und da doch das besondere Moment. Aber wer gut gemachten, traditionellen Minimal-Elektro mag, der wird sicher auf seine Kosten kommen. 

Mit "Other countries" greifen schließlich SILENT SIGNALS ins Geschehen ein. SILENT SIGNALS ist ein Nebenprojekt von ECHO WEST, dass sich weniger den poppigen Seiten des Hauptprojekts verpflichtet fühlt, sondern doch eine Spur melancholischer und kälter daher kommt. Wer die letzten ECHO-WEST-Veröffentlichungen und vor allem "Kreuze" kennt, wird also ungefähr wissen, wohin die musikalische Reise geht - nämlich in Richtung modernerer Minimal und düsterer Angstpop. 

Das bereits erwähnte "Other countries" liefert einen Beginn in zügigem Tempo, mit melancholischen Synthesen und mit verzerrter Stimme. "X-Ray-Z" kommt mit sprödem Charme und einigen krachigen Elementen daher, bevor bei "Banshee girl" das Tempo etwas flotter wird und es deutlich in ECHO-WEST-Richtung geht. "Nordstern" ist mein Favorit des Albums. Die gedrückte, düstere Atmosphäre des Stücks zieht einen unweigerlich in ihren Bann. Die sich zu Beginn des Stücks wiederholende Textzeile "Wenn nur alles leichter wär', wären wir bestimmt nicht hier." zeigt wieder einmal diese Ausweglosigkeit, die schon öfter im Wirken von DIRK T. KLEIN auftauchte. Das ebenfalls starke "Not alone" schlägt musikalisch in die gleiche Kerbe, bevor die Platte mit "Poppy grow (In flanders fields)" langsam ausklingt. Die Lyrics stammen im Original natürlich von JOHN McCRAE, dem Verfasser des Gedichts "In flanders fields", das den ersten Weltkrieg poetisch verarbeitet. 

Ist die Platte erstmal verklungen, dann wird offenkundig, dass SILENT SIGNALS den deutlich stärkeren Part abliefern. Die Stücke besitzen mehr Tiefe und verhaken sich wesentlich besser im Gehör. Natürlich kann man sich auch die Frage stellen, ob der Klang von SILENT SIGNALS im Gegensatz zu ECHO WEST tatsächlich so anders ist, dass ein Nebenprojekt gerechtfertigt erscheint. Insgesamt ist "Views beyond the city wall" aber eine gute CD geworden, wobei sich mir ein echter, inhaltlicher Zusammenhang der beiden Beiträge nicht erschließt. Durch die beiden beteiligten Bands ist letztlich für genügend Abwechslung gesorgt, wobei SILENT SIGNALS gegenüber MARTIAL CANTEREL doch nach Punkten klar vorne liegen.