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Dominik T.

MITHRAS: Behind The Shadows Lie Madness

Rome is above The Nations


MITHRAS: Behind The Shadows Lie Madness
Genre: Death Metal
Verlag: Candlelight
Medium: CD
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MITHRAS sind eine Zwei-Mann (!) Death Metal Band aus England, „Behind The Shadows Lie Madness“ ist ihr drittes Album. Vieles was ich im folgenden schreiben werde, trifft mehr oder weniger auch auf die zwei Vorgänger zu, doch das aktuelle, hier rezensierte Album ist ihr stringentestes, die älteren Alben sind allerdings auch zu empfehlen.
Bei MITHRAS wirkt alles auf eigenartige Weise wie ein Deja-Vu, dennoch darf und muss man sie als originell bezeichnen, eben so originell wie das unter extremen, aber auch bewusst orthodoxen  Metalbands heutzutage noch möglich ist.
Meine erste Aufmerksamkeit galt dem Cover, sogleich das erste Deja-Vu Erlebnis, ist das nicht ein echtes DAN SEAGRAVE-Gemälde? Ja, ist es. Und es könnte typischer nicht sein. Unabhängig davon, ob einem so ein Bild nun ästhetisch zusagt oder nicht, nichts kann man mehr mit der guten alten Zeit des Death Metals verbinden als diesen Maler, der, obwohl selbst kein herausragender Fan dieser Musik, irgendwann durch Zufall, sein erstes Cover malte - für die zu recht vergessenen LAWNMOVER DEATH - künstlerisch in dieses Genre hineinstolperte, um dann in den Jahren 1989 bis 1993 zum gefragtesten Covermaler zu werden. Das Gemälde stimmt einen schon mal richtig gut auf Frühneunziger-Death Metal ein, aber was dann musikalisch folgt, setzt dem noch eins drauf, und über die altbewährte Vergleichsmethode ist der MITHRAS-Death Metal auch spielend leicht zu beschreiben.
Man nehme zunächst einmal einen „Sänger“, der DAVID VINCENT (MORBID ANGEL) zu „Domination“-Zeiten (1995) täuschend ähnlich ist, d.h. ein typisch tiefer Death Metal-Gesang, der dennoch so artikuliert ist, dass man jedes Wort versteht. Dann stellt man sich dazu eine bewusst sumpfige Produktion mit den obligatorisch tiefergestimmten Gitarren vor, genau wie das auch 1990-1993 für die Alben, die im Morrissound-Studio, USA, Florida, entstanden, typisch war. Den MITHRAS-Death Metal darf man als „technisch“ bezeichnen, sogar die oft eher negativ gemeinte Bezeichnung „Gefrickel“, ließe sich anwenden, doch hält sich das im noch songorientierten Rahmen. Die Art und Weise wie hier sphärisch die E-Gitarren mit beträchtlicher Keyboardunterstützung heulen, lässt den Kenner unweigerlich an ein paar Klassiker des Frühneunziger-Death Metals denken, vor allem an das kosmisch-progressiv-rockige DEATH Instrumental „Cosmic Sea“ vom „Human“-Album (1991) oder den sphärischen Zwischenpart von PESTILENCEs „Land Of Tears“ (Album „Testimony Of The Ancients“, 1991) und schon auch irgendwie ein wenig an CYNICs „Focus“ (1993),  jene sicher bahnbrechende, aber dennoch nur halbgelungene Geburtsstunde des Fusion-Jazz-Buddha-Death Metals (meine Begriffsschöpfung). Zu den letztgenannten Referenzen gibt es jedoch auch große Unterschiede: MITHRAS sind härter, hier wiederum stark mit MORBID ANGEL und vor allem MONSTROSITY zu „Imperial Doom“-Zeiten (1992) vergleichbar. Dazu ist in MITHRAS-Musik etwas enthalten, mir ist nicht klar, woran es liegt, das einen augenblicklich sicher sein lässt, dass es sich hier um Death Metal handelt, der nicht etwa Splatter-Geschichten ausgräbt oder Lovecrafts „Die Alten“ evoziert, sondern entweder alteuropäische, „heidnische“ oder astronomische Themen verhandelt. In ihrer Form des Death Metal steckt, passend zum Bandnamen, etwas „Römisches“, ob es die hier zuerst chaotisch, bei näherer Beschäftigung aber durchdacht wirkende melodiöse Leadgitarre ist oder  das begleitende Keyboard, welches oft auch nur so klingt, als ob es die Tonleiter rauf und runter spielt?, ich weiß es nicht, fest steht, MITHRAS tragen ihren Namen zu recht, die Klangfarbe des ganzen Albums bleibt trotz Gefrickel römisch-mithraisch rot und „erhaben“ – Rome is above the Nations, Frickel Death Metal als Reichsmusik, wer hätte das gedacht?
Bleibt noch, meiner Verwunderung Ausdruck zu verleihen, dass eine solche Band aus England kommt, englische Death Metal Bands waren doch immer kinderleicht zu erkennen! Nichts an MITHRAS erinnert an BOLT THROWER, BENEDICTION und Konsorten, vielmehr hätte ich schwören können, es hier mit einer Band aus den Sümpfen Floridas zu tun zu haben, dazu definitiv eine aus der ruhmreichen Zeit 1989-1993, eben ein enger Verwandter MONSTROSITYs oder MORBID ANGELs (Sie alle nutzten die SEAGRAVE-Covermalereien). Wenn überhaupt MITHRAS an Landsmänner erinnern, dann in der Art des Keyboardeinsatzes an die paganen Kollegen von BAL SAGOTH, doch BAL SAGOTH wären ohne die Vorarbeit des Black Metal-Hypes undenkbar, außerdem sind sie viel fantasy-orientierter als MITHRAS. Das Interessante an MITHRAS ist eben, dass sie vollkommen wie ein Relikt aus der Zeit vor der Black Metal-Welle klingen und dass nun ausgerechnet CANDLELIGHT, ein Label, das durch EMPEROR erst groß wurde, sich nun MITHRAS annimmt, gibt der Ganzen Death- und Black Metal Aufspaltung so eine „versöhnliche“ Note, obgleich es nicht das erste Mal ist, dass CANDLELIGHT eine phantastische Death Metal Band unter Vertrag nahmen, wer mir nicht glaubt, soll sich mal die schottischen „Avantgarde-Deather“ mit dem unscheinbaren Namen KORPSE anhören!
Fazit: MITHRAS greifen wie selbstverständlich als englische Zwei-Mann Band den Faden des floridianischen, technisch progressiven Death Metals mit „kosmischer“ Note wieder auf, der um 1993 abrupt verloren ging. Die alten Dinosaurier dieses Stils, PESTILENCE, NOCTURNUS, CYNIC und teilweise DEATH sind nicht mehr, MONSTROSITY nur noch ein Schatten ihrer selbst. Um 1992 hätten sich MITHRAS locker mit diesen Bands messen können, heute sind sie weitestgehend allein auf weiter Flur. Der Weg in eine neue alte Death Metal Zukunft, wäre für  MITHRAS frei.

 
Dominik T. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» MITHRAS
» MITHRAS @Myspace

Themenbezogene Artikel:
» Mithras Garden IV
» Mithras Garden & Pop Terrible


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Zusammenfassung
Technisch-kosmischer Death Metal aus England, der jedoch klingt wie ein Relikt aus der ruhmreichen Zeit des Genres 1989-1993. Ein sehr gutes und originelles Album für alle, die diese Jahre des extremen Metals schätzen.

Inhalt
Tracklisting:

1. The Journey And The Forsaken
2. To Fall From The Heavens
3. Under The Three Spheres
4. Into Black Holes Of Oblivion
5. When The Light Fades Away
6. Behind The Shadows
7. Awaken Man And Stone
8. The Twisted Tower
9. To Where The Sun Never Leaves
10. The Beacon Beckons
11. Thrown Upon The Waves
12. Into The Unknown

Recording Line-Up:
Oratory / Bass - Rayner Coss
Guitars / Drums / Synths - Leon Macey
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