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Markus B.
JOHN CALE: Circus Live
Dirty Ass Rock And Roll
Genre: Rock
Verlag: EMI
Erscheinungsdatum:
16.02.2007
Medium: 2xCD / 1xDVD
Preis: ~22,00 €
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Kategorie: Rezension
Erstellt: 19.02.2007
Wörter: 823
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Im Jahre 1965 wurde Musikgeschichte geschrieben: PINK FLOYD wurde in Großbritannien, THE VELVET UNDERGROUND in den USA aus der Taufe gehoben. Und beide Bands haben eine offensichtliche Gemeinsamkeit: Die Luft war spürbar raus, nachdem drei Jahre später die kreativen, experimentierfreudigen Köpfe ausgestiegen waren. Im Fall von PINK FLOYD war es SYD BARRETT (R.I.P.) und bei den Velvets JOHN CALE. Angeblich, so sagt man, konnten sich LOU REED und CALE untereinander nicht einigen, wer denn nun Kopf der Band sei. Womöglich konnte sich der „irre Waliser“, wie CALE von seinen Fans „liebevoll“ genannt wird, auch schlicht und einfach nicht genug entfalten. Es ist unbestritten, dass CALE der exzentrischere von Beiden (gewesen) ist. Der studierte Multiinstrumentalist blickt auf eine inzwischen 40-jährige Laufbahn zurück und hat so ziemlich jede musikalische Stilrichtung auf seinem Weg gekreuzt. CALEs Interesse für avantgardistische Klangkunst und Soundschleifen entwickelte sich in Zusammenarbeiten mit LA MONTE YOUNG und JOHN CAGE, mit letzterem war CALE Bestandteil der legendären 18-stündigen (!) „Vexations-Performance“, die von ERIK SATIE konzipiert wurde. Die Liste der von ihm produzierten Künstler unterlegt seine musikalisch vielfältigen Betätigungsfelder: NICO, ELEMENT OF CRIME, HAPPY MONDAYS, MARC ALMOND und SIOUXSIE & THE BANSHEES, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Filmkompositionen u.a für ANDY WARHOL und filmische Meisterwerke wie „Sid & Nancy“ und „American Psycho“ sprechen für sich.
JOHN CALE ist ein musikalischer Tausendsassa, ein Genie, dem jedoch trotz zahlreicher Solo-Alben nie der große kommerziell erfolgreiche Wurf in Form eines radiotauglichen Hits gelang. Es wäre anders, würde man sich trauen, Songs seiner „Island Years-Zusammenstellung“ einem breiteren Publikum vorzustellen. Denn JOHN CALE hat nicht nur eine beeindruckende und unverwechselbare Stimme, seine Songs sind schlicht und einfach eine Wohltat für die Ohren. Zahlreiche Konzerte in den letzten Jahren belegen zudem, dass er sich auf den Bühnen dieser Welt heimisch fühlt und mit 65 Jahren Lebenserfahrung andere Rockopas in vergleichbarer Altersklasse locker hinter sich lässt. Wer von den rollenden Steinen um Mick und Keith beeindruckt ist, hat JOHN CALE noch nicht live erlebt. Die Gelegenheit ist günstig, dies zu ändern, denn CALE und seine Band präsentieren das neue Live-Album aktuell während der laufenden „Circus Tour“, auf der ein Querschnitt seines Schaffens dargeboten wird.
Live-Platten von CALE gab es bereits, an dieser Stelle sei das exzellent-schrille „Sabotage“ von 1979 empfohlen, jedoch wurde der treue Fan bisher noch nicht so umfassend verwöhnt, wie mit der nun vorliegenden Doppel-CD + DVD.
Für die Audio-Aufnahmen wurden in einem Zeitraum von 2004 bis 2006 verschiedene Konzerte im europäischen Raum mitgeschnitten. Ein dröhnender Loop eröffnet das 23 Songs umfassende Werk und mündet in den ersten Appetitmacher der Platte, dem hypnotisch vorgetragenen VELVET-Klassiker „Venus In Furs“ mit CALEs unvergleichlichem Viola-Spiel. In Folge spielt er sich kreuz und quer durch sein Repertoire aus rhythmischen Rocksongs und melancholischen Balladen wie „Buffalo Ballet“. Dabei unterscheiden sich die einzelnen Songs zum Teil sehr deutlich von den bekannten LP-Versionen. Nichts ist langweiliger als uninspiriert kopierte Arrangements vom Studiomaterial, daher spricht dieser Punkt für seine unbändige musikalische Kreativität. Einzelne Titel überschreiten die Zehn-Minuten-Marke („Gun“, Pablo Picasso/Mary Lou“), ohne auch nur eine Sekunde Langeweile zu erzeugen, was den Spannungsbogen zusätzlich steigert. Die Soundqualität ist exzellent, Publikumsgeräusche wurden im angemessenen Verhältnis zur Musik gemischt. Ohnehin ist dies keine Musik zum animierten Mitklatschen oder Mitsingen. Dafür gibt es Andere, JOHN CALE ist viel zu sehr mit seinen Instrumenten und seiner charakteristischen Kopfstimme beschäftigt, um sich und seine Musik in dem Maße zu feiern, wie man es von vermeintlich erfolgreichen Musikern fast schon erwartet. Der Kunstanspruch ist zu hoch, hier findet die Party im Kopf statt. Wem die Streicherarrangements bei „Magritte“ beispielsweise keine wohligen Schauer über den Rücken jagen, sollte die Finger davon lassen. „Heartbreak Hotel“, ein alter Schlager von ELVIS PRESLEY, wurde in CALEs Version komplett umarrangiert, so dass außer dem Text vom Original nichts zu erkennen ist. Zusätzlich zersägt wurde der Song im Proberaum, zu hören und zu sehen auf der Bonus-DVD, die das vorzügliche Paket als Zugabe abrundet. Hier überzeugen insbesondere die Darbietungen im akustischen Gewand. Die Impressionen zwischen den Rehearsals sind nett anzuschauen, obwohl die „intimen“ Momente der Band beim Kaffeetrinken vielleicht etwas aufgesetzt wirken. Dass der alte Herr mitunter auch gerne mal einen Clown frühstückt, ist in „Ghost Story“ zu sehen, mehr wird an dieser Stelle jedoch nicht verraten. Weiterhin findet sich auf der DVD u.a. der animierte Videoclip zu „Jumbo In Tha Modernworld“. Der Song wurde bisher nur als Download angeboten. Das surrealistische Artwork der Box ist ein Augenschmaus, im Booklet sind zudem weitere Fotos „on the road“ abgedruckt. „Circus Live“ ist übrigens auch als Dreifach-Vinyl mit Artwork-Poster und der exklusiven „Jumbo In Tha Modernworld“ 7-Zoll-Single erhältlich.
Wer danach noch etwas Geld im Portemonnaie hat, sollte sich schnell noch sein Konzertticket sichern …
JOHN CALE in Deutschland 2007:
22.02. Berlin, Postbahnhof 23.02. Dresden, Alter Schlachthof 25.02. Hamburg, Fabrik 26.02. Stuttgart, Röhre 28.02. Frankfurt, Batschkapp 01.03. München, Backstage
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Verweise zum Artikel:
» Offizielle Homepage
» Umfangreiche Fanseite
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Zusammenfassung
Eine wahre Wonne für „Caleisten“, doch auch Neueinsteiger sollten ruhig mal ein Ohr riskieren, denn der walisische Kunstrocker versammelt die größten Songs aus über 40 Jahren seiner experimentellen Musikerlaufbahn auf zwei CDs und einer Bonus-DVD.
Inhalt
CD 1:
1. Venus In Furs
2. Save Us
3. Helen Of Troy
4. Woman
5. Buffalo Ballet
6. Femme Fatale / Rosegarden Funeral of Sores
7. Hush
8. Outta The Bag
9. Set Me Free
10. Cable Hogue
11. Look Horizon
12. Magritte
13. Dirty Ass Rock 'n' Roll
CD 2:
1. Walkin' The Dog
2. Gun
3. Hanky Panky Nohow
4. Pablo Picasso / Mary Lou
5. Drone into "Amsterdam Suite"
6. Zen
7. Style It Takes
8. Heartbreak Hotel
9. Mercenaries (Ready For War)
10. Outro Drone
DVD:
Rehearsal Electric Works in Progress:
1. Model Beirut Recital
2. Sold Motel
3. Gun
4. Reading My Mind
5. Heartbreak Hotel
Rehearsal Acoustic Set:
1. Dancing Undercover
2. You Know More Than I Know
3. GravelDrive
4. Chorale
5. Ghost Story
Extras video:
1. Jumbo In Tha Modernworld (Promo Video)
Extras audio:
1. GravelDrive (Blathamix)
2. Big White Cloud (2007 Version)
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