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THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE: TKDE

Pearls for swine...


THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE: TKDE
Genre: IDM/Future Jazz
Verlag: Planet Mu
Vertrieb: Planet Mu
Erscheinungsdatum:
April 2006
Medium: CD
Preis: ~16,00 €
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Das Projekt THE KILIMANJARO DARKJAZZ ENSEMBLE wurde im Jahr 2000 von GIDEON KIERS und JASON KOHNEN gegründet. KIERS ist bekannt für seine Arbeit auf Telcosystems, einem Arbeitsprojekt für neue Möglichkeiten in der audiovisuellen Technik und Kunst. KOHNEN wiederum zeigt sich verantwortlich für die Band BONG-RA, welche stilistisch in die Jungle Rock-Ecke (!) gehört. Früher war er übrigens Mitglied in einer Doom Death Metal-Band mit Namen CELESTIAL SEASON, welche später aber Stoner Metal/Rock spielte. TKDE ist nun eine bizarre Kombination aus organischer, sprich handgemachter und mechanischer (im Sinne von elektronischer) Musik. Dabei geht man fast schon philosophisch ans Werk, indem man im Gegensatz zu Technikfeinden ganz klar davon ausgeht, dass auch elektronisch erzeugte Musik eine Seele besitzt. KIERS und KOHNEN begannen nach der Bandgründung mit dem Remixen von alten Filmklassikern, wie z. B. MURNAUs „Nosferatu - Symphonie des Grauens“ (Stummfilm von 1922) oder LANGs Stummfilm über die Menschmaschine „Metropolis“ von 1927. Über diese Remix-Arbeit fanden TKDE zu ihrem heutigen Musikstil, der irgendwo zwischen Future Jazz und IDM (Intelligent Dance Music) anzusiedeln ist. Verstärkt wird das Duo von HILARY JEFFREY, einer begnadeten Posaunistin, CHARLOTTE CEGERRA (Gesang), NINA HITZ (Cello) und EELCO BOSMAN, welcher für das Gitarrenspiel verantwortlich ist.

Im April des vorangegangenen Jahres veröffentlichten TKDE auf PLANET MU (u.a waren dort bereits VENETIAN SNARES vertreten) ihr erstes, selbst betiteltes Album, welches es mit elf Liedern auf knapp 70 Minuten Spielzeit bringt: Sphärische, getragene, verrückte, teilweise aber auch düstere Experimentalmusik. Dabei wird stilistisch tatsächlich ein lupenreiner Brückenschlag zwischen handgemachter und elektronischer Musik vollbracht. Die Musik variiert zwischen experimentellen Ambientteppichen, Jazz- und Trip Hop-beeinflussten, tanzbaren Kompositionen und manchmal fast schon technoid-chilligen Songs. Des Weiteren binden TKDE nachtmusikalische Elemente wie auch Naturgeräuschimitationen (Erinnert alles ein wenig an den afrikanischen Dschungel) in ihre Musik ein. Der Name kommt musikalisch betrachtet übrigens auch nicht von ungefähr, in den Klängen stecken atmosphärische Schwingungen, welche tatsächlich in den Höhen des Kilimanjaro entstanden sein könnten. So verweist neben dem Bandnamen auch eine Anzahl von Songs auf den Bezug zu Afrika, wie unter anderem „Rivers of Congo“, „Amygdhala“ oder „Adaption of the Koto song“ belegen. Man widmet sich aber auch bizarren Themen wie dem historischen Ort Guernica und interpretiert mit dem Stück „Guernican perspectives” PICASSOs gleichnamiges Bild. Dementsprechend variiert auch das musikalische Spektrum (abgesehen von den Einflüssen aus verschiedenen Genres) zwischen tiefgründiger klanglicher, poetischer Landschaftsmalerei, finsteren und teilweise grotesken Szenarien. Dabei sind strenge Kompositionen (überwiegend bei den elektronischen Stücken) in einem stetigen Wechsel mit Titeln, welchen eine regelrecht ungezügelte Wildheit innewohnt. Nichtsdestotrotz vereint die häufig musikalisch weit auseinander liegenden Stücke ein roter Faden, welcher dem Zuhörer zwar echtes Zuhören abverlangt, zu keiner Zeit aber Anstrengung erfordert. Wer in die Musik eintaucht, wird hier schlichtweg zu einer audio- visuellen Reise eingeladen.

Die Kompositionen sind überwiegend instrumental gehalten, lediglich bei dem abschließenden, überlangen (20 Minuten) „March of the swine“ sind einige Stimmfetzen erkennbar. Möglich ist natürlich, dass die (vermisste) Sängerin sich lediglich live betätigt. Dies tut dem Ganzen jedoch keinen Abbruch, Vielschichtigkeit und Ideenreichtum sorgen hier für keinerlei Tendenz zu möglicherweise aufkommender Langeweile. Mit Vergleichen kann ich an dieser Stelle kaum dienen, die ambienthaften Stücke gehen im gewissen Sinne mit BOHREN & DER CLUB OF GORE konform, nur sollten sich BDCOG-Gegner nicht abschrecken lassen, TKDE ist wesentlich komplexer und abwechslungsreicher. Daher tendiere ich sogar eher dazu, A SILVER MT. ZION als passenden Vergleich heranzuziehen, da gerade die Komponenten Elektronik und Akustik hier gewisse Parallelen zulassen. Dennoch ist TKDE als absolut eigenständiges Projekt zu bezeichnen.

Fazit:

Hier sind Musikliebhaber mit Zugang zu verschiedenen musikalischen und kulturellen Einflüssen am Werk. Dabei gelingt es den Akteuren, immerzu originell und stimmig zwischen den vielen Facetten und Stilen zu balancieren, ohne zu irgendeinem Zeitpunkt die Kontrolle zu verlieren. Es gibt nicht viele Projekte, denen es gelingt, derartig viele Einflüsse so beeindruckend zu kombinieren. Hier dominieren musikalische Schönheit und Abstraktion mit einer immerwährenden Brise von Leichtigkeit, welche selbst durch die teils düsteren Klangkulissen nicht gemindert wird. Hörgenuss pur für den anspruchsvollen Zuhörer.


 
für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» The Darkjazz Ensemble
» Hörproben
» Planet Mu
» Telcosystems
» Bong-Ra


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Kommentare
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Danke
Christian K. (24-01-2007, 02:21)
Danke für den Tip, Daniel. Genau das habe ich grade gebraucht. Die Hörproben auf Myspace gefallen mir sehr gut.

Zusammenfassung
Es gibt nicht viele Projekte, denen es gelingt, derartig viele Einflüsse so beeindruckend zu kombinieren. Hier dominieren musikalische Schönheit und Abstraktion mit einer immerwährenden Brise von Leichtigkeit, welche selbst durch die teils düsteren Klangkulissen nicht gemindert wird. Hörgenuss...

Inhalt
01 The Nothing Changes (4:54)
02 Pearls For Swine (5:50)
03 Adaptation Of The Koto Song (3:58)
04 Lobby (6:56)
05 Parallel Corners (3:34)
06 Rivers Of Congo (5:28)
07 Solomon's Curse (3:20)
08 Amygdhala (3:58)
09 Guernican Perspectives (4:48)
10 Vegas (6:09)
11 March Of The Swine (19:59)
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