Laut dem ganz jungen us-amerikanischen Indie-Label ROXY MUSIC haben einige Musikjournalisten BLAZER, ihre erste Band, schon "One of the most promising new American indie bands" genannt. Via Internet habe ich nicht nachprüfen können, ob so ein Urteil wirklich von unabhängigen Seiten kommt, ist aber auch nicht weiter entscheidend. Wichtig ist vor allem, BLAZER als Tipp zur Kenntnis zu nehmen, aber auch zu wissen, dass BLAZER eine lupenreine 80er Pop New Wave Band sind, insofern die Zielgruppe, die auf so etwas in Reinkultur abfährt, sicher nicht allzu groß ist. Andererseits, wer ist schon nicht nostalgieanfällig - "Teenage dreams, so hard to beat"!?! Zu klären wäre also: Wer ist BLAZER? Und welchem Sound wird hier konkret Tribut gezollt?...BLAZER waren zu Beginn, 2005, nur die beiden Brüder JASON und RAYMOND GLENN, ansässig irgendwo in Ohio, USA, die musikalisch jenen Gruppen nacheifern wollten, die sie selbst seit Teenager-Zeiten begeistert hören. Ihre Internetseite nennt u.a. JOY DIVISION/NEW ORDER, THE POLICE, DEPECHE MODE, THE SMITHS, VAN MORRISON, aber auch BOB DYLAN, kurz, eine Musik, der es nicht peinlich ist, kitschig/dramatisch" zu klingen ("a time when music wasn't afraid of drama and cheese"). Gekauft wurde also ein Casio-Keyboard und alles was man sonst so braucht um nach "80er Jahre" zu klingen. Mittlerweile ist die Bandbesetzung auch um einen Bassisten und einem echten Schlagzeuger bereichert worden. Im Studio übernimmt das Trommeln noch ein Drum-Computer, und das ist bei ihrer Musik auch gut so! BLAZER scheint außerdem ein reiner Zögling der "Myspace-Euphorie" zu sein. Label wie Band haben hier ihre virtuelle Anlaufstation. Man scheint sich ganz auf diese Promotions-Wunderwaffe zu verlassen, eine "konventionelle" Homepage gibt es nicht. Nun, die Nennung von BOB DYLAN ist ziemlich irreführend, Akustikgitarren gibt es z.B. gar keine, aber der Rest stimmt schon einmal grob, zumindest atmosphärisch. BLAZER fröhnen hemmungslos dem Sound der großen FACTORY RECORDS Bands, vor allem in ihrer poppigeren Variante, also eher NEW ORDER als JOY DIVISION. Dominierend sind die Synths gegenüber den Gitarren, das Ganze "Synthie-Pop" zu nennen, wäre dennoch verfehlt. Mehr noch als an NEW ORDER erinnern BLAZER an die unbekannteren THE WILD SWANS oder an CHINA CRISIS. All das machen sie dann auch so hervorragend, dass sie mit diesen Kompositionen auch vor 20 Jahren eine echte Alternative gewesen wären. Die acht kurzen, kaum mal 3 Minuten überschreitenden Songs, sind alle herrlich eingängig, werden von sturen Drumbeats vorangetrieben und sind dabei doch zuckersüss melancholisch (aber nicht "verzweifelt"). Wie sich das gehört für so Musik, singt Sänger JASON GLENN cool und auch etwas desinteressiert vor sich hin und schafft es aber auch manchmal täuschend echt wie MORTON HARKET (A-HA) und in den depressiveren Momenten wie MARK BURGESS (THE CHAMELEONS) zu klingen. Ich übertreibe wirklich nicht! Hört man BLAZER, kommt man NIEMALS auf die Idee, die Band in den USA zu verorten, alles ist hier "British" (Liverpool) oder wegen des starken A-HA Touches "skandinavisch". Interessant und natürlich sehr 80er-beeinflusst auch die Gitarrenarbeit. Man scheint sich hier manchmal etwas bei MARK KNOPFLER (DIRE STRAITS) Inspiration ("Fingerstyle") geholt zu haben. Witzigerweise bekommt man beim Durchlesen anderer BLAZER-Rezensionen das Gefühl, dass in jeder Rezension andere 80er Jahre-Helden als Referenz herangezogen werden. Von ROXY MUSIC, über THE THE, THE SMITHS/MORRISSEY bis hin zu TALK TALK, SIMPLY RED oder SPANDAU BALLET ist eigentlich alles dabei, so dass ein richtiges "80er Panorama" entsteht. Möglicherweise sagt das mehr über die "Teenage Dreams" der jeweiligen Rezensenten aus als über BLAZER, aber nichtsdestotrotz darf auch das sicher als Hinweis darauf gewertet werden, wie gut diese junge Band wiederum ihre "Premature Ejaculations" hier auslebt. Wenn BLAZER einen Nachteil haben, ist es vielleicht der, dass ihr Konzept mit "Retro pur" vielleicht etwas zu limitiert ist. Andere zeitgenössische Bands wie INTERPOL oder LADYTRON, die gekonnt Retro-FACTORY RECORDS-Elemente aufgreifen, sind in dieser Hinsicht vielleicht noch ein Tick offener und außerdem nicht ganz so soft wie BLAZER. Die Gefahr der Beliebigkeit ist somit gebannt, während BLAZER dem manchmal nicht ganz entgehen können. Andererseits haben BLAZER hier gerade mal ihr Debüt mit ca. 26 Minuten Musik vorgelegt. Ende des Jahres erscheint die nächste EP bzw. Mini-CD... Weiter kann ich nicht beschwören, ob BLAZER hier völlig ohne Ideen-Klau auskommen, denke aber, dass dies allenfalls unbewusst geschehen ist und vielleicht sogar etwas dazugehört. "The Last Wave" erschien Anfang dieses Jahres auf CD. Später folgten andere Editionen im gleichen Format. Der zuletzt erschienen Edition fügte man mit "Coming Around" einen später entstandenen Bonussong bei (auch auf "Myspace" zu hören), der neben "Already There" der vielleicht beste Song ist, die CD-Version lohnt sich also. Mittlerweile tourte man auch mit einem echten 80er Jahre-Held, nämlich mit RICHARD BUTLER , dem Sänger der PSYCHEDELIC FURS zu dem sie auch hervorragend passen. Dicke Empfehlung für Fans von FACTORY RECORDS und, bezogen auf die "Neofolk- Szene", PRIMUS INTER PARES- und ROYAL FAMILY AND THE POOR- Liebhaber! Apropos Folk-Liebhaber: BLAZER betreiben wohl das Ganze spaßeshalber auch noch mit Akustikgitarren als BLAZER ACOUSTIQUE, ob daraus mehr wird, wird sich zeigen...
Dominik T. für nonpop.de
Verweise zum Artikel: » BLAZER » ROXY RECORDS
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Zusammenfassung
BLAZER fröhnen hemmungslos dem Sound der großen FACTORY RECORDS Bands, vor allem in ihrer poppigeren Variante, also eher NEW ORDER als JOY DIVISION. Dominierend sind die Synths gegenüber den Gitarren.
Inhalt
1. Eileen
2. Undress My Mind 3. Cocaine Affair 4. Already There 5. Reptide 6. Perfect Things To Say 7. Introductions 8. Coming Around (CD- Bonussong) ca. 26 Minuten |