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Roy L.

Getreu Allezeit: TuT/RuR - Filme

sound & vision


Getreu Allezeit: TuT/RuR - Filme
Genre: Experimental
Verlag: T.u.T. / R.u.R.
Erscheinungsdatum:
Januar 2006
Medium: DVD-R
Preis: ~6,00 €
Kaufen bei: TuT/RuR - Shop


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Das Hamburger Labelkollektiv Treue Um Treue / Reue Um Reue um Deutschlands schrägstes und vermutlich auch einzigstes "Post-Néoistes" Projekt WERMUT, dürfte seit letztem Jahr vor allem seiner delikaten Vinylveröffentlichungen wegen ein Begriff sein. Wie das enfant terrible Duo vergangenen Herbst in einem Interview des niederländischen Magazins Funprox hat durchblicken lassen, wird TuT/RuR in Zukunft auch experimentelle Kurzfilme vertreiben und nun ist es auch schon so weit, die ersten beiden Filme liegen als DVD-R seit Anfang des Jahres vor. Dazu wurde eigens eine Art Sublabel namens Getreu Allezeit ins Leben gerufen und wir wollen hoffen, dass dieses bald in regelmäßigen Abständen audiovisuelle Werke aus dem WERMUT Umfeld vorstellen wird.


WERMUT :: Life is a journey... ...death a horizon





Der Kurzfilm "Life is a journey… ...death a horizon" setzt thematisch das Konzept des aktuellen Albums "Anna" (Punch Records, 2005) fort. In schwarz-weiß lernt man einige mysteriöse Ecken des Hamburger Hafens kennen, wandert durch Katakomben von verlassenen Industrieanlagen und steht den WERMUT Protagonisten faccia-a-faccia gegenüber. Diese Themen wiederholen sich in Zyklen und haben daher etwas Initiatorisches an sich, wie eine Reise durch konzentrische Kreise, die, ganz von der Perspektive abhängig, von außen nach innen oder umgekehrt führt. Überhaupt sprechen die teils arg wackligen, mit viel Lo-Fi Charme aufgenommenen Bilder eine magische Symbolsprache. Die Sogkraft des Wassers und der hereinkommenden Flut metaphorisieren das äußere Leben, den Wandel und die Erneuerung, es transportiert ein Gefühl des aus sich heraus Fließens mit salziger Luft und dem verklärt-zauberhaften Wind-im-Haar. Der unterirdische Gang dagegen wirkt mehr wie eine dunkle Introspektive, schwerfällig und undeutlicher. Hier reflektieren die verfallenen Wände dieser zum Ruin verurteilten Industriebauten eine Ahnung von Dahinscheiden und Vergänglichkeit, die in uns seltsam vertraut widerhallt. Der Blick auf den Horizont ist wie ein verzweifeltes Suchen, eine Sehnsucht nach etwas Festem, Haltspendendem und zugleich Angst vor dem Statischen und Endgültigen. Wann und an welcher Stelle er das Wasser berührt, kann niemand sehen. Er ist einfach da.
Die fünfundvierzig Minuten lange Ambientspielerei knüpft auf den ersten Blick an die ruhigeren HIS DIVINE GRACE - Passagen des "Anna" Albums an und kreiert aufbauend auf einem Synthiebassloop eine stimmige Tension, die irgendwie manchmal auch verdächtig nahe an einigen deutschen 70er-Elektrokapellen dran ist. Gäbe es nicht diese herrlich knackigen Akkordeonlieder von WERMUT, ich würde diesen Soundtrack ganz ohne Bedenken als das bisher gelungenste Werk von Laszlo P.S. und Sofia E.R. preisen.


ICH WOLLTE ICH KÖNNTE :: Conspiracy





ICH WOLLTE ICH KÖNNTE, so lautet der Name des Seitenprojekts von Laszlo und noch bevor ein erstes offizielles Album auf Treue um Treue und dazu ein Siebenzoll-Teaser als Debüt des Labels ElitePop ansteht, lässt sich hier vorab schon mal ein halbstündiger Blick auf diesen elektroakustischen Experimentierbaukasten werfen. "Conspiracy" ist im Vergleich zu "Life is a journey..." noch etwas mehr "Kunst" und deutlich weniger mystische Romantik. In blitzartig zuckenden Bildern wechseln sich böse Swastikas, unzweideutige Posereien in hautengen (KdF-)Gymnastikanzügen, wahrscheinlich ein paar III.Reich und Aussiedler Schnipsel, Sequenzen aus älteren Nazisploitation-Filmen und dann immer wieder mal weniger dechiffrierbare Aufnahmen ab. Letzteres ist dann hauptsächlich für die Conspiracy und den Mythos verantwortlich, und treibt die Verdachtsmaschinerie nicht umsonst energisch an. Auch der Soundtrack wickelt einen hypnotisierend um den Finger. Eigentlich handelt es sich dabei nur um einen Loop, der ständig auf anderen Frequenzen läuft, immer anders modifiziert wird und auf diese Weise mal stark verzerrt und mal mit vollem Cut-off die Bilder hinterlegt. Das ganze ist dann noch von einem gestreiftem, grobkörnig texturierten, braunen, ja selbstverständlich braunen Filter überzogen und erinnert auch deswegen an sehr viel ältere Experimentalfilmklassiker. "Conspiracy" ist also ein Werk in bester Nazispolitation Manier, steht aber ebenso in Tradition von Kenneth Anger, Derek Jarman, oder auch Boyd Rice.


 
Roy L. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» (T)reue Um (T)reue
» Wermut

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Zusammenfassung
Zwei sehens- und hörenswerte Kurzfilme aus dem Hause TuT/RuR, die gekonnt zwischen "Arthouse" und Trash balancieren. Reinschauen lohnt sich.

Inhalt
Ich Wollte Ich Könnte - Conspiracy
31min | zeit001

Wermut - Life is a journey... ...death a horizon
45min | zeit002
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