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Christian K.

Rückblick vom Konzertwochenende (26.11.)

Wermut und Traumerleben live


Kategorie: Spezial
Wörter: 1218
Erstellt: 28.11.2005
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Traumerleben in Hannover und Wermut in Jena

26.11.2005, Altes Gut, Jena
Hirn.Holz präsentierte
Graphik Magazin & Wermut

Veranstalter an diesem, an lohnenswerten Veranstaltungen reich beschenkten Wochenende, hatten es sicher nicht gerade leicht. Der in Teilen Deutschlands mit geballter Kraft hereingebrochene Winter hemmte vielerorts scheinbar die Reiselust potentieller Besucher.
So fanden sich zum betreffenden Konzertabend auch nur an die 50 Gäste in den jeweiligen Räumlichkeiten ein.

Vor Ort, im ansprechend dekorierten Konzertsaal, dem Alten Gut in Jena, gab es Verkaufsstände von der Band Graphik Magazin und von T.u.T. R.u.R., dem eigenen Verlag von Wermut.

Bei Erreichen der Örtlichkeit um 23 Uhr waren erst wenige Besucher anwesend, was sich auch in Sorgenfalten bei den beiden Veranstaltern bemerkbar machte. Eine Veranstaltung für gerade mal 6 Euro Eintritt ist im Grunde heutzutage nicht mehr kostendeckend durchführbar. Hier zeigen sich auch die nachhaltigen Auswirkungen, dieser schon seit geraumer Zeit zu beobachtenden Entwicklung, daß scheinbar gar kein ernsthaftes Interesse mehr an einer realen Subkultur außerhalb der Internetforen und MP3-Tauschbörsen vorhanden zu sein scheint. Ich denke, wenn hier zukünftig kein Umdenken erfolgt, werden lohnenswerte Konzerte wirklich nur noch in unerträglichen Abständen und Distanzen zu erleben sein.

Nach einigem Warten und den obligatorischen Gesprächen, betraten Graphik Magazin aus Thüringen die Bühne. Einst als Tour-Vorband von Kiew zu erleben, hatte ich ein paar Bedenken, ob mir das Gebotene denn gefallen könnte. Es gefiel! Einzig die fehlende Abwechslung beim durchweg englischsprachigen Gesang trübte das Gesamterleben. Die Musik lässt sich am ehesten als typische Retro-80er-Synthesizer Musik beschreiben. Die gesamte Musik lief vom Band, wobei lediglich der monotone Rhythmus nochmals durch einen Live-Schlagzeuger (dessen Schläge lediglich die schon vorhandenen Beats verstärkten und nicht bereicherten) angereichert wurde. Der minimale Charme des Auftritts fand auch in seiner optischen Präsenz Ausdruck. Als Lichtquelle dienten im gesamten Raum nur ein grüner Spot und ein Blitzlicht. Was anfangs doch sehr irritierend wirkte. Die Tanzeinlagen des Sängers, der Hummeln im Hintern gehabt zu haben schien, erinnerten in ihrer choreographischen Form stark an die Bühnenverrenkungen eines Gabi Delgados (DAF) und waren sicher nicht ganz ungeprobt. Denn auch die Musik schien zudem von jener Kultformation der 80er Jahre inspiriert zu sein. Ca. 45 Minuten dauerte der routinierte Auftritt, der mit einer recht schrägen Schreiperformance nebst ohrenmalträtiernder Keyboardschrammelei beendet wurde. Der E-Schlagzeuger verabschiedete sich noch mit einem: "Dankeschön, Ihr dürft Euch als gefickt betrachten". Nein, zum "Gefickt-Gefühl" hat mir noch etwas Action gefehlt. Aber insgesamt ein nettes Konzert und sollten Graphik Magazin mal in Eurer Nähe spielen, schaut sie Euch an. Unterhaltsamer als das ausgelaugte Welle Erdball Gedudel allemal!

Nach kurzer Wartezeit betrat sogleich das Wermut-Duo die Bühne und damit Sequenzer und Mikro. Mein abschließendes Resümee gleich vornweg: Wermut muß man live sehen und hören, ja ich sage sogar fühlen! Ich fand die mir vorliegenden Aufnahmen dieser Band anfangs gewöhnungsbedürftig und brachte somit auch keine Erwartungen in das Konzert mit. Zurück ließen mich Wermut dann mit echter Verzückung. Auch hier lief der Großteil der Musik vom Band ab. Die Dame am Sequenzer streute dem Arrangement noch einzelne Tonhöhenunterschiede oder Effektrauschen ein. Ich kann jetzt leider nicht auf die einzelnen Stücke eingehen, da ich mit dem Projekt nicht ausreichend vertraut bin und werde es deshalb nur bei dieser kurzen und sicher zu oberflächlichen Abhandlung belassen. Der Sänger vermochte es, trotz mangelnder Interaktion im Vergleich zum Vorgängerprojekt, das Publikum von der nun ausreichend beleuchteten Bühne herab mit seiner Aura zu fesseln, die deutlich machte, daß hier gefühlt und nicht nur gesungen wurde! Konventionen waren unnötig. Da harmoniert eine Akustikgitarre mit stampfendem Beat, wispert eine feminin-männliche Stimme im stimmigen Wechsel mit beinahe arroganter Weiblichkeit. Egal ob minimale Elektronik oder zarte Akustik, Wermut brauchen die Bühne, um ihr Schaffen in ganzer Blüte darstellen zu können. Die Präsenz der Musiker verlangt nach der Anwesenheit des Auditoriums, nicht minder wie die gebotene Musik nach aufgeschlossenen Geistern dürstet. Ich fühlte mich sehr wohl während des Konzertes und sah mich mitgenommen auf eine Reise, durch den Kosmos von Wermut. Wenn Ihr die Möglichkeit in Zukunft habt, ein Ticket für eben solch eine Reise zu lösen, überlegt nicht lange!
Zwei - eingeplante - Zugaben gab es noch, dann war der wundervolle Spuk Geschichte.

Unglücklich empfand ich den programmatischen Beginn der Tanznacht von DJ Martia Schreck, der mit rhythmischem Industrial zum Tanze lud. Nicht wenige der verbliebenen folgten der Einladung. Jene, die aber wegen der Bands kamen, waren nicht mehr lange zu sehen.
Ich kann es DJ Hirn.Holz nicht verübeln, nach all dem Streß, den die Vorbereitung und Durchführung solch einer Veranstaltung mit sich bringt, Marita Schreck den Vortritt gelassen zu haben und somit einem Teil des Publikums nicht die vom Lichtreigen gewohnte Tanznacht geboten zu haben. Diese startete erst deutlich nach drei Uhr. Freunde der rhythmischen Elektronik, gern auch als Industrial neuern Typus bezeichnet, schienen sich allerdings sehr gut unterhalten gefühlt. Geschmack ist ja immer auch eine Frage subjektiven Empfindens.

Unerträglich empfand ich, gerade während der Darbietung von Wermut, das respektlose Gequatsche aus dem hinteren Teil des Konzertsaales. Für mich wirklich ein Grund, zukünftig Saalverbote für "Quatscher" während der Konzertaufführungen zu verhängen. Ich habe mich sehr geärgert. Deutlicher kann man sein Desinteresse nicht zum Ausdruck bringen. Banausen!

Insgesamt ein angenehmer Konzertabend. Vieles mußte mangels ausreichender Finanzen improvisiert werden, manches mag holprig in seiner Umsetzung gewirkt haben (normale Lautsprecherboxen als Monitore z.B.), doch wurde mein Erleben dadurch keine Spur getrübt. Ich freue mich, daß eine so unpopuläre Musikkultur noch immer über ihre kleinen Inseln verfügt, die einzig dank der selbstlosen Arbeit von Veranstaltern, Musikern und nicht zuletzt der Anwesenheit und Aufmerksamkeit weniger zahlender Gäste existieren.
Christian für Lichttaufe.com

 


 

Traumerleben live im Musiktheater Bad / Hannover

Es war ein nettes Konzert .. und dies trotz Pannen und einem Mann am Mischpult, dem man wohl jedes Feingefühl für 'ruhigere' Musik wie Neofolk gänzlich absprechen muß. Der Abend fand in einem verhältnismässig kalten Ort statt, dem "Musiktheater Bad", einem traditionsreichen Veranstaltungslokal der Stadt Hannover, zu dessen Erhalt auch dieses Festival mit lokal-ansässigen Bands der unterschiedlichsten Musikstile beitragen sollte. Das Publikum war demgemäß durchmischt und gut 50 Gäste waren anwesend, als ab 20 Uhr Traum'er Leben ein etwa 50-Minütiges Set zum besten gaben. Präsentiert wurde neben den Titeln des bei Lichttaufe erschienenen Downloadalbums auch neueres Material, wie das sehr eingängige Lied "Die Reise".

Die Musik Traum'er Lebens zeichnet sich durch besinnliche, lebensbejahende Texte aus, welche sich auf leichten Melodien emporschwingen. Der Gesang zu den puristisch instrumentierten Stücken der fünf sympathischen Hannoveraner/-innen wird dabei durch Gitarrist / Komponist Jay ( Sonnfels) und die sehr talentierte Sängerin Freddy in einem Wechsel aus Solo- und Duettgesang vorgetragen, was sicherlich als ein Markenzeichen dieser Truppe zu bezeichnen ist.  Man wird in Zukunft hoffentlich noch viel von ihnen hören.
Den Musikern war jedoch beim gestrigen Konzert eine gesteigerte Nervosität anzumerken, welche sich verständlicherweise durch ein paar kleine Pannen und technische Probleme wie die permanent übersteuerte Klangabmischung nicht besserte .. erst gegen Ende, beim Lied "Sternenklar", hatte man den Eindruck, daß die Band nun langsam "zu sich" fand, doch da war es bereits vorbei ... schade.

Sagen wir, Ereignisse wie der Auftritt der Darkfolk - Combo Traum'er Leben beim "Undernativa Hannover Special" waren in ihrer Art bisher etwas seltenes in der Region und sind daher grundsätzlich zu begrüßen. Meine Meinung zu den "Pannen" habe ich den Künstlern gestern bereits mitgeteilt: "Nach dem Konzert ist vor dem Konzert".

Michael für Lichttaufe.com (ursprünglich ein im Forum abgegebener Bericht)


 
Christian K. für nonpop.de


Verweise zum Artikel:
» Traumerleben
» Hirn.Holz


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