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WGT 2005: Herbst 9/ Schloss Tegal/ Inade/ Predominance im UT Connewitz


Kategorie: Spezial
Wörter: 982
Erstellt: 02.06.2005
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Autor: Dorain Willer
WGT 2005 - Sonntag, 15.05.05 - UT Connewitz:
Herbst 9 / Schloss Tegal/ Inade/ Predominance Das UT CONNEWITZ - mir, als Leipzigerin, durch diverse Konzertbesuche und vor allem Kinovorführungen wohlbekannt, ist berühmt für seinen düsteren, leicht morbiden Charme, der wohl vor allem auf das Alter und das etwas marode Erscheinungsbild des Gebäudes zurück zu führen ist. Diese außergewöhnliche Lokalität hat es wohl verdient noch kurz etwas ausführlicher Erwähnung zu finden: Am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1912 flimmerte der erste Film über die Leinwand des Connewitzer Kinos. 652 Besucher fanden Platz, seit Oktober 1920 trug das Kino den Namen Union-Theater Connewitz. In den 1970er Jahren war es eingebunden in die Filmtheaterbetriebe der Stadt Leipzig und führte den Namen "Filmtheater Connewitz". Die Geschichte des UT Connewitz war sehr bewegt und durch häufige Besitzer- und Nutzungswechsel geprägt. Am 11. August 1992 schloß sich dann der Vorhang im Kino zum letzten Mal; seitdem stand der Saal leer. Am 27. Juni 2001 wurde der Verein UT Connewitz gegründet. Nach Abschluss der geplanten Sanierungsarbeiten werden ca. 350 Sitzplätze und eine variable Nutzung des Saales zur Verfügung stehen.
für weitere Informationen: Erfreut war ich, dass zum diesjährigen WGT der Ambient/Ritual Abend hier stattfinden sollte. Ein besserer Veranstaltungsort hätte sich dafür in Leipzig wohl schwerlich finden lassen. So war ich am Sonntag kurz nach Einlassbeginn (ca. 19:10 Uhr) vor Ort, gespannt auf das, was mich erwarten würde. Die Beleuchtung im Veranstaltungssaal war sehr spartanisch und düster gehalten und viele Konzertbesucher hatten schon den Weg ins UT gefunden. Der Saal war in etwa zu Dreivierteln gefüllt und beinahe alle Sitzgelegenheiten (für ca. 350 Personen) waren besetzt. Daneben standen noch vielerlei Leute in den Gängen, zwischen den Sitzreihen. Ich bezog links vor der Bühne Stellung und begutachtete dieselbe. Mittig horizontal war eine Reihe aus 2 bis 3 Tischgruppen aufgebaut, mit schwarzen Tüchern abgehängt, auf denen sich reichlich viele Gerätschaften tummelten. In der Mitte, am Bühnenrand, befand sich ein Mikroständer. Direkt vor der Leinwand stand ebenfalls noch ein Tisch, auch mit schwarzem Tuch verhangen. Die Bühnenbeleuchtung war, wohl passend zum Anlaß, minimalistisch gehalten. Nun wartete ich auf den Beginn der Veranstaltung und zwischenzeitlich hatte sich der Saal komplett gefüllt (nach meiner Schätzung ca. 500 bis 600 Personen). Den Abend eröffneten HERBST 9, die kurz nach 19:30 Uhr mit ihrer Ritual/ Dark Ambient Performance begannen. Herbst 9 agierten zu zweit auf der Bühne und wurden hin und wieder durch einen Percussionisten unterstützt, der an dem Tisch direkt vor der Leinwand Stellung bezog. Eine visuelle Untermalung der Musik, gab es in Form von sehr interessanten ineinander geschnittenen und bearbeiteten Szenen von heroischen Grabsteinmotiven des Leipziger Südfriedhofs, schwarz/weißen Schattenspielereien mit Gesicht, Händen und nacktem Oberkörper einer Frau und Bildmaterial archäologischer (Bild)Objekte. Die mystisch, zeitlos und kraftvoll anmutenden Klangcollagen wurden hier und da durch sakrale Gesänge oder Sprachsamples und Trommeln komplettiert. Eine von Anfang bis Ende spannende Darbietung! Gut im Zeitplan liegend, gehörte die Bühne als nächstem Akteur dem Ausnahmekünstler Richard Schneider von SCHLOSS TEGAL. Darauf hatte ich mich besonders gefreut, da ich ein großer Fan des �Black Static Transmission-Tonträgers bin, der dann auch das live Set ausmachte. Die düsteren, unheimlichen SCHLOSS TEGAL'schen Klangcollagen, die an jenseitige oder außerirdische Klangbotschaften erinnern könnten, wurden durch Morse- und Sprachsamples abgerundet. Im übrigen stammen die bei der �Black Static Transmission� verwendeten Stimmsamples, von EVP (Electronic Voice Phenomena)Aufnahmen (EVP ist ein Aufnahmeverfahren, mit dem man angeblich Stimmen aus dem Jenseits aufzeichnen und hörbar machen kann). Optisch untermalt wurde die Musik anfänglich durch diverse Aufnahmen aus dem All und später durch recht krasse OP-Bilder, aus dem Innenleben menschlicher Körper, sowie Bilder von Insekten. Alles in allem sehr passend und eindrucksvoll. Nach dem zweiten �Song� ereignete sich dann noch ein lustiger Zwischenfall: plötzlich viel der Ton aus. Derweil bemerkte Richard Schneider von all dem nichts und werkelte weiterhin sehr bewegungsfreudig, mit Kopfhörern bestückt und ganz in seine Arbeit vertieft, an seinen Geräten herum. Ein Zuschauer, oder auch jemand aus der Crew, machte ihn auf den ausgefallenen Ton aufmerksam und Herr Schneider schaute ganz verdutzt und überrascht die Zuschauer an, woraufhin er erst einmal Applaus bekam. Kurz darauf konnte der Fehler - ein Kabel hatte sich gelöst - behoben werden und es ging weiter im Programm... INADE waren als nächstes an der Reihe und damit standen dann die Loki Foundation Labelchefs höchst selbst auf der Bühne. Die Herren begannen ihre Performance unter Einsatz einer Bassgitarre, die zwar soundtechnisch nichts mehr mit dem natürlichen Klang eines Basses zu tun hatte, aber trotzdem eine optische Bereicherung darstellte. Die Dark Ambient�schen Klangcollagen von INADE wirkten sehr kraftvoll-organisch und mystisch und ebenso das Bildmaterial dazu, welches aus farbigen, ineinander fließenden geometrischen Bildern und Symbolen, sowie tanzenden Naturvölkern bestand. Zweimal wurde der Sound durch Sprechgesang bereichert, des weiteren kam noch ein Didgeridoo und ein historisch anmutendes Blechblasinstrument zum Einsatz und ein auf Bewegung reagierender Klangerzeuger. Hypnotisch, schwer zu beschreiben und sehr beeindruckend! Der Meinung war dann wohl auch das Publikum, welches den Auftritt von INADE mit außerordentlich viel Applaus honorierte. Ihren würdigen Abschluss fand die Veranstaltung mit dem Auftritt von PREDOMINANCEund dies, obwohl die Formation offiziell 2003 aufgelöst wurde. Doch die WGT Veranstalter scheinen ja ein Händchen dafür zu haben, ruhende oder eingestellte Projekte zu einem live Auftritt zu animieren. Was PREDOMINANCE hauptsächlich von den anderen Projekten an diesem Abend unterschied, waren die Gesangseinlagen und das in einzelne Songs strukturierte Set. Bereichernd fügte sich die tiefe, sonore Stimme von Gerd Zaunig, in den geraden, leicht martialisch anmutenden Dark Ambient Sound ein, bei dem hin und wieder Triphop und Dub-Einflüsse zu hören waren. Thematisch wurde die �Hindenburg� aufgegriffen und der "Clubhit" Luftschiffe durfte dabei natürlich nicht fehlen und auch optisch flimmerte die Hindenburg in allen möglichen Varianten über die Leinwand. Am Ende, nach Begeisterungsstürmen des Publikums, bedankte sich der Künstler bei allen PREDOMINANCE Unterstützern, allen voran der Loki Foundation, und ließ sich sogar zu einer Zugabe hinreißen. Gegen 23:30 Uhr fand dann ein unvergesslicher Abend im UT Connewitz sein Ende.

 
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